Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman

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spielte. Diese lässige Arroganz des Flußnydds bestärkte Firkin in der Annahme, das Ungeheuer werde im nächsten Augenblick die Vorderflossen auf den Baumstamm legen, ihn freundlich anlächeln und in ein Gespräch verwickeln. Über die wirtschaftliche Lage etwa oder darüber, wie schändlich schlecht Großreptilien heutzutage von der Presse behandelt würden. Dabei habe gerade er schon diverse Jungfern und Maiden davon abgehalten, ihm auf mehr als zwei Kilometer näher zu kommen. Mit Hilfe seines Atems habe er das verhindert (der allen drei Meter langen Wasserdrachen eigene mörderische Mundgeruch habe sie nämlich schon lange vorher umgeweht). Und seiner Existenz sei es doch zu verdanken, daß junge ritterliche Heißsporne zu Heldentaten aufgerufen würden und auszögen, um die Welt von lüsternen Riesen zu befreien, die durch hypnotische Kraft Hofdamen dazu verleiten könnten, unaussprechliche Dinge mit ihnen zu tun, die … nun ja, eben unaussprechlich seien.
    Firkin hatte sich getäuscht.
    Hilflos zitterten ihm die Knie, als sich plötzlich die Flossen gegen die Strömung stemmten und der Hals des Ungeheuers nach unten stieß. Firkin wollte ausweichen, rannte zur Seite – aber der eineinhalb Meter lange Kopf bog sich mit sichelnder Bewegung nach innen, der kalte feuchte Atem, der nach unzähligen getöteten Lebewesen roch, erstickte ihn, der Rachen schnappte mit knochenbrecherischer Wucht zu. Er wollte noch schreien, aber seine Rippen zersplitterten, die Lungen wurden zerfetzt, Blutfontänen schossen ihm aus dem Mund. Seine Arme schlugen und zappelten unkontrolliert und sinnlos, als Nervenbahnen zertrennt und Muskeln von den Knochen gerissen wurden. Es dauerte keine Sekunde, und sein Herz war eine breiige Masse. Er hauchte sein Leben aus.
    Der Schwung trug den Flußnydd im hohen Bogen über den Baumstamm, und als er aufschlug, zersplitterte der Wasserspiegel in einem Sprühregen aus unzähligen glitzernden Tröpfchen. Der gewaltige Schwanz krachte nach unten, hackte den Stamm in der Mitte durch und knickte ihn wie ein Streichholz ab. Wie eine Flutwelle raste das Wasser über den Fluß, als der Nydd abtauchte und verschwand.
    Nach wenigen Sekunden schlossen sich die ölig zähen Fluten des Ghawiall über der aufgewühlten Stelle, und es wurde wieder still. Die Baumhälften trieben flußabwärts und waren schon bald nicht mehr zu sehen. Hogshead, Courgette und Dawn standen stumm und wie gelähmt am Ufer und konnten nicht glauben, was sie gerade gesehen hatten.
    Doch dann stieg geräuschlos ein Lederfetzen an die Wasseroberfläche und trieb langsam an ihnen vorbei: der zerrissene Rest eines Stiefels, den Firkin getragen hatte.
    Es gab keinen Zweifel mehr: Firkin war tot.

V
THAUMATRONIK:
DIE REIFEPRÜFUNG


    Das Licht der Kristallkugel lag schimmernd auf den buschigen Augenbrauen des untersetzten Mannes, der das Bild von Hogshead, Courgette und Dawn prüfend betrachtete, um sich einen genauen Eindruck von dem Zustand zu verschaffen, in dem sie sich befanden. Alles war hervorragend gelaufen. Spätestens dann, wenn er zu ihnen stieße, wären die drei Kinder zu allem bereit. Falls seine Berechnungen stimmten … Sofort hatte er noch einmal seine Periheltafeln und die aus dem Apogäum resultierenden Korrekturwerte überprüft, hatte sich versichert, daß er die Grienietzsch-Konstanten nicht vergessen hatte, und eine letzte Angleichung an die chronoperatischen Exponenten der Feldflußtabellen vorgenommen.
    Er war bereit.
    Fertig zum Aufbruch.

    »Rübe auf den Boden!« brüllte Schikaneder. Der Hauptmann der berittenen cranachischen Geheimpolizei hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt und überwachte das Exerzieren seiner Männer. Die Truppe robbte durch schlammige Pfützen, kroch kilometerweit unter tiefgespannten Tarnnetzen hindurch, kletterte auf Belagerungstürme und über zinnenbewehrte Mauern, um schließlich am Ende des Manövers das eigene Schloß zu stürmen. Der kleine vierschrötige Hauptmann blickte mit stolzgeschwellter Brust auf seine Männer. Seine Männer! Noch vor zwölf Monaten hätte er es nicht für möglich gehalten, daß er im befestigten cranachischen Reichspalast bleiben durfte, und jetzt befehligte er sogar eine Elitetruppe der Geheimpolizei! Dabei wäre er beinahe schon in den Ruhestand versetzt worden! Er stellte fest, daß es ihn jetzt noch schüttelte, wenn er an den Moment zurückdachte, als er vor König Erdrosselbart angetreten war, vor seinem Kommandanten, dem