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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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schützenden Schuppenhaut, die den Körper dieses Leviathans zur Gänze bedeckte.
    Der Baumstamm bog sich knarzend, als sich Firkin dem Mittelpunkt näherte. Die Unterseite lag jetzt auf dem Wasser und staute eine ölige Welle auf. Firkin tappte langsam und sehr vorsichtig voran, immer öfter war jetzt das knackende Geräusch zu hören, mit dem Holzfasern rissen. Hatte er bisher erlebt, wie beruhigend die Festigkeit des Baumstamms wirkte, so erlebte er jetzt die erregende Wirkung seiner Elastizität und Schnellkraft.
    Wie eine Eruptionswolke brachen Schlick und Schlamm durch die Wasseroberfläche, als der Nydd von seinem Ruheplatz aufschoß. Mit unheimlicher Geschwindigkeit, angetrieben von vier Paddelbeinen, jagte er stromaufwärts auf den umgestürzten Baumstamm zu. Die Fühlorgane, die in den Flanken des Scheusals und in kleinen Grübchen unter den Augen saßen, reagierten auf die Schwingungen im Wasser und lenkten es zielgenau auf seiner sausenden Fahrt durch die zähfließenden Fluten. Die Wasserfläche blieb vollkommen ruhig, der Nydd verursachte nicht das leiseste Kräuseln. Möglicherweise hätte das trainierte Auge eines Spezialisten den Wulst auf dem Wasser wahrgenommen, das einzige Anzeichen jener gewaltigen Wassermassen, die der Flußnydd beim Sturmangriff auf seine Beute verdrängte. Aber leider gab es nur sehr wenige Flußnydd-Spezialisten – nicht selten endete ein vielversprechendes Forscherleben als leichter Nachmittagsimbiß seines Studienobjekts.
    Kaum einen halben Meter unter der Wasseroberfläche und trotzdem immer noch unsichtbar, raste das Ungeheuer lautlos flußaufwärts.
    Als Firkin in der Flußmitte angekommen war, wandte er sich um und rief seinen Zuschauern aufmunternd zu. Auch wenn er selbst alles andere als ruhig und sicher war – das trübe undurchsichtige Wasser beunruhigte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte. »Seht ihr: Kein Problem! Ich bin schwerer als du, Courgette, und mich trägt der Stamm. Du brauchst also keine Angst zu haben. Alles völlig sicher …«
    Als er sah, wie Courgette und Hogshead auf sein Rufen reagierten, verzog er das Gesicht und grinste gequält. Käsebleich standen sie am Ufer und zeigten auf eine Stelle im Fluß, die genau hinter ihm lag. Er wußte ganz genau, daß ihm Hogshead die Geschichte mit dem Onomatopoden nicht verziehen hatte. Und jetzt war es soweit: Jetzt wollten sie sich rächen. Er mußte zugeben, daß sie ihre Sache gar nicht einmal schlecht machten: Lähmendes Entsetzen stand in ihren Augen, die Knie zitterten ihnen, sie fuchtelten aufgeregt mit den Armen, und wie sie es geschafften hatten, so käsebleich zu werden – wirklich überzeugend. Wenn auch eine Idee zu dick aufgetragen. Wahrscheinlich würden sie jetzt gleich »Paß auf! Hinter dir!« schreien… Es war alles doch ein bißchen zu übertrieben. Dem Affen Zucker geben, so hieß das wohl.
    »Paß auf! Hinter dir!« schrie Hogshead.
    »Es ist schrecklich!« kreischte Dawn. Schau, schau, dachte Firkin, sogar Dawn haben sie rumgekriegt! Wann haben die sich das eigentlich ausgedacht?
    »Ha, ha, sehr witzig!« schrie Firkin.
    »Nein! Überhaupt nicht!« schrie Courgette.
    Laß sie auflaufen, dachte Firkin. »Doch, doch! Ungeheuer witzig!« schrie er lachend zurück.
    Plötzlich spürte er einen Wassertropfen im Nacken; eiskalt lief er ihm den Rücken hinunter.
    Mann, dachte Firkin, wie haben sie das denn hingekriegt? Gut gemacht. Eine Sekunde lang habe ich wirklich beinahe geglaubt, hinter mir im Fluß steht irgendwas Riesiges und Feuchtes.
    Ein stinkender kalter Lufthauch blies ihm von hinten durchs Haar und verursachte ihm einen starken Brechreiz.
    Das können sie doch wohl nicht gemacht haben, oder?
    Die drei standen am Ufer und zeigten immer noch voll Entsetzen auf irgend etwas hinter ihm.
    Plötzlich war Firkin außerordentlich beunruhigt. Er drehte sich um. Vor ihm ragte eine dreieinhalb Meter hohe olivgrüne Schuppenwand senkrecht aus dem Wasser. Firkin sah nach oben und blickte in zwei tiefdunkelgrüne Pupillen und in ein riesiges Sauriermaul, das mit vier Reihen tödlicher gelber Zähne mit dickem Zahnbelag vollgepackt war und von den mächtigsten Kiefermuskeln weit und breit in Bewegung gesetzt wurde. Diese Zähne würden beinahe alles innerhalb von Sekunden zermalmen und vernichten – den Lebenswillen selbst des glühendsten, blindwütigsten Optimisten nicht ausgeschlossen.
    Firkin war überzeugt, daß ein leicht hochmütiges Echsenlächeln um die schuppigen Lippen

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