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Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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die Eulen seit Jahrhunderten dort deponierten, flog in alle vier Himmelsrichtungen davon. Er war angekommen. Er packte einen Wasserspeier an der Gurgel und zog sich über den Sims in die Turmstube. Erschrockenes Schuhu! begleitete seinen Auftritt.
    In seinem optisch schwer vernebelten Zustand sah er rund um sich Wesen mit blaß leuchtendem Heiligenschein, die auf Balken und Streben hockten, als säßen sie in einer Konferenz. Genauso hatte er sich Engel immer vorgestellt – diesen Blödsinn mit Wolken und Harfen hatte er noch nie geglaubt!
    Erschöpft von der Kletterei, die Fingerspitzen blutig gerissen, fiel er auf die Knie und schrie: »Ich bin gekommen!«
    Und da schien der Turm mit einemmal zu explodieren: Mit rauschendem Flügelschlag schwang sich die Eulenschar empor, Staub und Federn trieben in wilden Wirbeln durch die dünne Höhenluft.
    »Nein! Wartet! Kommt zurück!« Kharthezsh taumelte verzweifelt einem Vogel hinterher. Er stürzte zur gegenüberliegenden Turmluke, schätzte Geschwindigkeit und Entfernung vollkommen falsch ein und segelte, fluchend, mit wehendem Mantel aus dem Fenster; rauschte auf eine Weise zur Erde, wie es keinem seiner Engel eingefallen wäre.
    »Leute!« schrie Bharkleed unten auf dem Platz. Allmählich ging ihm die Geduld aus. Das Publikum war zwar hingerissen, aber kaum jemand dachte daran, seine Unterschrift zu leisten. Irgend etwas brauchte er noch, um seine Zuhörer endgültig zu überzeugen! Aber was? »Ihr habt gesehen, was der Weltuntergang bringen kann! Die Zerstörung des Marktplatzes war ein Zeichen, eine Warnung! Wenn ihr jetzt nicht bald anfangt zu glauben, dann fliegt euch noch das ganze Königreich um die Ohren!«
    Genau in diesem Moment schlug, angekündigt von einem leisen Pfeifen und ein oder zwei schrillen Schreien im Publikum, der aufgeregt mit den Armen rudernde baldige Exkönig von Cranachan und Isolon auf dem Marktplatz ein. Er krachte auf das Schild, zerschmetterte es bis auf einen zersplitterten schmalen Streifen am linken Rand und lag schließlich, umgeben von seinen erschütterten Untertanen, einem alten grünen Vorhang, zwei Kerzen und einer aufgescheuchten Spinne vollkommen und für immer still.
    Bharkleed erholte sich als erster, nachdem sich der Staub gelegt hatte. Er packte die Gelegenheit beim Schopf und war fest entschlossen, sie zu seinem Vorteil zu nützen. Ein König, den ihm der Himmel schickte – genau das, was ihm gefehlt hatte!
    »Äh, mhmm … seht ihr? Wie ich gesagt habe: Könige werden euch um die Ohren fliegen! Gesteht es endlich: Wer unter euch glaubt immer noch nicht?«
    Turgg Enjeff kritzelte wie besessen. Seine Hand zischte, ohne daß sie eine Anweisung aus dem lahmgelegten Reporterhirn erhalten hätte, über das Pergament, als triebe sie ein eigener Wille. Turgg Enjeff konnte es nicht fassen: Hier war die Äkschenn, und er war mittendrin!
    Die Menge grölte, sie war unzufrieden und schockiert. Plötzlich zeigte eine Frau, die in vorderster Reihe stand, nach oben, schrie und kreischte hysterisch: »Das Schild! Ein Zeichen!« Die Hand deutete auf den kleinen Rest, der von dem Schild über dem Podium noch verblieben war:
     
    DAS JENSEITS …
    EIN WITZ …
    FÜR …
    BLÖ …
     
    Bharkleed schluckte. Und dann brüllte er: »Seht ihr? Seht ihr, wie verwirrt er ist? Wie wenig er sich drüben zurechtfindet?«
    Im nächsten Augenblick stürmte die Menge los. Alle verlangten sie jetzt lautstark nach den Bescheinigungen zum Nachweis des Bedingungslosen Glaubens, alle wollten sie Mitglieder der Kirche von Sankt Mammon dem Ungewaschenen werden, alle hatten die verzweifelten letzten Worte überzeugt, die der König noch aus dem Grab an sie gerichtet hatte.
    Turgg Enjeff grinste und murmelte jene berüchtigten Worte vor sich hin, die hinausbrüllen zu können, jeder Zeitungsschreiber sich mehr als alles andere wünscht. Dann gab er seinen Aufzeichnungen noch den letzten Feinschliff, feixte und raste los.
    Stoppt die Presse! dachte er schadenfroh. Stoppt die Presse und schmeißt die Titelseite um!
     
    »Sonderkonditionen für Flüchtlinge!« Whintz stand vor dem Stadttor von Cranachan und pries flehentlich seine Dienste an. »Der Weg von Isolon hierher ist lang, da muß sich doch bestimmt einer die Schuhe neu doppeln lassen! Also, Leute: Bei mir kriegt ihr das Paar für … O nein! Nicht für zwei Silbergroschen und auch nicht für eineinhalb Silbergroschen – bei mir könnt ihr so was für nur einen windigen Silbergroschen und lausige drei

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