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Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Zweitverschwendung. Ich will es so richtig krachen lassen, ich werd einen Wutanfall hinlegen, der sich gewaschen hat. Und jetzt laß mich in Ruhe! Du bist ein Junge, du verstehst nix davon!«
    »Bitte, nicht! Ich glaube, das steh ich nicht durch!« jammerte Hogshead. In seiner Verzweiflung rüttelte er versuchsweise an der Tür.
    »Warum versuchst du’s nicht selbst? Ein klein wenig hysterische Raserei tut unwahrscheinlich gut!« schnaubte Dawn, puterrot im Gesicht. »Was willst du denn sonst auch tun? Innerhalb von zwei Tagen einen Tunnel graben? Oder vielleicht einen Gleitschirm bauen? Oder die Wachen überrennen? Wie wär’s: Willst du nicht versuchen, dich durch die Wände zu beißen? Das hast du schon einmal für eine gute Idee gehalten! Absolut glänzende Aussichten! Nur ein Wunder kann uns noch helfen! Wir sind verdammt, verloren, dem Untergang geweiht!«
    »Aber wer wird denn gleich …«, unternahm Firkin den kläglichen Versuch, seine Schwester aufzumuntern. »Es wird alles gut. Wir finden schon einen Ausweg.« Im Grunde seines Herzens wußte er ganz genau, wie abgeschmackt sich das anhörte. Trost spenden, das war nicht seine Sache, das war etwas für Feiglinge und Versager. Er war ein Held. Hogshead war in diesem Metier besser. Er wußte, was man in solchen Fällen sagte.
    »Spar dir diesen Sch… Schmonzes!« knurrte Dawn. »Wir sitzen in der Falle, und in zwei Tagen wirken wir als fünfte Kolonne bei einem synchronisierten Henkerspektakel mit, und es gibt nichts, was du dagegen unternehmen könntest. Und jetzt sei so nett und laß mich bitte allein! Ich habe zu tun. Ungestümes Geflenne, schamloses Gewimmere, maßlos stotterndes Geplärr plus tränenreiches Geheul – das will schließlich erledigt sein!« Und damit verfärbte sich ihr Gesicht wie auf Knopfdruck eine weitere Spur röter, sie kniff die Augen zusammen und begann, in alle Richtungen Flüssigkeit zu verspritzen, wie eine seltene, bis dato unbekannte Zitrusfrucht, die gnadenlos ausgepreßt wurde.
    »Halt! Nicht! Hör auf damit! Pssst, ganz ruhig. Hogshead! Tu doch endlich was!« winselte Firkin. Er kam sich vor wie ein Hobbyinstallateur, der viel zu früh den Haupthahn wieder aufgedreht hatte.
    Aus einer Nachbarzelle hörten sie eine laute, dröhnende Stimme: »He, Schätzchen! Kannze nich was leiser sein? Is schließlich kein Frauenhaus für depressive Hysterikerinnen!«
    »Ich hab das Recht, hysterisch zu sein, wenn mir danach ist!« schrie Dawn, so laut sie konnte. »Eigentlich dürfte ich gar nicht hier eingesperrt sein!« Und wieder heulte sie literweise Rotz und Wasser.
    »Meinze ich vielleicht? Und trotzdem heul ich nich rum«, erwiderte die Stimme. »Wenn ich’s wirklich so gemacht hätt, wie ich’s mir eigntlich vorgestellt hab, un mir mein Pattner von Hals geschafft hätt, dann hätt der mich auch nich verpfeifn können. Ich bin ehm einfach zu gutgläubig.«
    »Zu blöd!« schrie es aus einer anderen Zelle.
    »Wer war das? Wer sagt da, ich bin blöd?«
    Dawn heulte immer weiter.
    »Ich sag das! Un ich muß das ja wohl wissn!«
    »Nobby? Bis du das, Nobby? Mööönsch, Nobby, was machs’n du hier?«
    »Bin gestern hier reingeschleift worn. Von Schyrling höxpersönlich«, antwortete die körperlose Stimme von Nobby, die nur mit Mühe das Gegreine übertönen konnte.
    »Wegn was … sag schon! Oder nein, laß mich raten. Hat er dir die Sache mit dem Massaker am Sankt-Strizzius-Tag angehängt?«
    »Himmel, Arsch … Nich so laut, Harry! Noch ham sie nix inner Hand gegn mich!«
    »Was? Du hast wirklich …? Mann! Hab ich nicht gewußt!«
    »Schön. Aber jetz halt schon die Klappe!«
    Im Dunkel der Zelle riß Dawn die Augen auf. Ihr war klar geworden, daß a) kein Mensch ihr zuhörte, b) sie bestenfalls mit Firkins Mitleid rechnen konnte und c) in den anderen Zellen etwas vor sich ging, das um einiges interessanter war.
    »Und du hast sie wirklich alle …? Alle fünfzehn?«
    »Schnauze!«
    Es war jetzt totenstill im Gefängnis, alle spitzten emsig die Ohren. Dawn lauschte schniefend.
    »Alle auf einmal?«
    »Schnauze!«
    »Und wie bisse das Blut losgeworden? Muß ja literweise Blut geflossen sein!«
    »Glück gehabt. Und jetzt zum letzten Mal: Halt die Schnauze! Oder willse mich reinreiten?«
    »Nie! Würd ich nie tun! Eine Berühmtheit wie dich, den großen Star – niemals!«
    Dawn zitterte. Schlagartig hatte sie kapiert: Sie war von Zuchthäuslern umgeben, von Kriminellen, die eine ganze Reihe diverser Schwerverbrechen verübt

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