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First Frost

First Frost

Titel: First Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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normalen Jeans und Turnschuhe. Außerdem hatte ich über das T-Shirt von Karma Girl, einer meiner Lieblings-Superheldinnen, eine purpurne Kapuzenjacke gezogen. Vielleicht war ich ja kein Modefreak wie einige der anderen Mädchen, aber trotzdem wollte ich nicht mit einem Vogelnest auf dem Kopf in die nächste Stunde gehen.
    Paige zögerte, und in ihren Augen blitzte ein seltsames Gefühl auf. Es wirkte fast wie eine Warnung. »Sicher.«
    »Es ist okay, Gwen«, schaltete sich meine Freundin Bethany Royal vom anderen Ende der Bank ein. »Du kannst meine haben.«
    Paige starrte mich weiter an, und ich erwiderte den Blick. Inzwischen war ich richtig misstrauisch. Vielleicht lag es ja daran, dass Drew sich vorgestellt hatte, ich sei Paige, als er mich geküsst hatte. Vielleicht war ich ein wenig wütender, eifersüchtiger oder verletzter, als ich zugeben wollte. Vielleicht wollte ich mich irgendwie an Paige rächen, obwohl ich genau wusste, dass es nicht ihre Schuld war, wenn Drew sie mehr mochte als mich.
    Aber in diesem Moment wollte ich Paiges Geheimnis dringender erfahren als alles andere. Ich hatte das Gefühl, dass ich es aus irgendeinem Grund erfahren musste . Und alles, was ich zu tun brauchte, um herauszufinden, was sie verbarg, war, ihre Bürste aufzuheben, die direkt neben meiner Hand lag.
    »Nein, ist schon okay«, antwortete ich Bethany. »Paiges Bürste liegt ja hier.«
    Ich sah weiter Paige an, während ich die Hand ausstreckte, die Finger um den Griff der Bürste schloss und darauf war­tete, dass meine psychometrische Magie einsetzte und mich Gefühle und Erinnerungen überschwemmten, wie es immer geschah.
    Sofort blitzte ein Bild in meinem Kopf auf – Paige, die auf ihrem Bett saß, einen rosafarbenen Bademantel trug und die Haarbürste in ihrer Hand so fest umklammerte, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Nach einem Moment öffnete sich die Tür zu ihrem Zimmer, und ihr Stiefvater betrat den Raum. Paige hatte mir ein Bild von ihm gezeigt, als ich in ­ihrem Haus nach dem Handy gesucht hatte. Er war ein netter, normal aussehender Kerl. Er schloss die Tür hinter sich, und Paige umklammerte die Bürste noch fester.
    Ihr Stiefvater kam zum Bett, setzte sich neben Paige und zog ihr die Bürste aus der Hand. Paige drehte sich gehorsam zur Seite, und ihr Stiefvater fing an, ihr das Haar zu bürsten. Okay, das war ein wenig seltsam. Ich meine, es war ja nicht so, als wäre Paige ein kleines Mädchen, das sich nicht selbst die Haare kämmen konnte. Also warum sollte ihr Stiefvater es für sie tun? Langsam bekam ich ein ziemlich übles Gefühl in Bezug auf das, was ich gleich sehen würde.
    Es kam mir vor, als würde Paiges Stiefvater ihr eine Ewigkeit die Haare kämmen, obwohl es in meinem Kopf nur eine Sekunde dauerte. Dann, als er fertig war, gab er Paige die Bürste zurück, und sie legte sie auf den Nachttisch. Paige streckte sich auf dem Bett aus, die Hände verzweifelt über dem Bauch verschränkt. Wieder traten ihre Knöchel weiß hervor.
    Ich wartete darauf, dass ihr Stiefvater die Decke nach oben zog, ihr eine gute Nacht wünschte und den Raum verließ.
    Stattdessen löste er Paiges Hände voneinander und schlug ihren Bademantel zurück, als würde er ein Geschenk öffnen. Dann zog er seine Hose aus, legte sich neben sie und berührte Paige an Stellen, die er nicht berühren sollte.
    In diesem Moment fing ich an zu schreien.
    Ich schrie, und schrie, und schrie. Aber ich konnte die Erinnerungen nicht davon abhalten, meinen Geist zu füllen, konnte nicht verhindern, dass ich genau sah, was ihr Stiefvater Paige antat. Ich konnte nichts dagegen tun, dass ich ihre Angst und ihren Schmerz und ihre Hilflosigkeit fühlte. Ihre Gefühle trafen mich wie Dolche, die sich tiefer und tiefer und tiefer in meine Brust bohrten – in meine Seele .
    Es war schrecklich.
    Das Grauenhafteste, was ich je mit meiner Psychometrie gesehen und gefühlt hatte – und ich konnte es nicht stoppen. Überall um mich herum drückten sich die anderen Mädchen gegen ihre Spinde und fragten sich, was mit mir nicht stimmte. Aber ich konnte nur schreien und schreien und dann noch ein bisschen schreien.
    Die ganze Zeit über starrte Paige mich mit grimmiger Miene an, als wüsste sie genau, was ich durchlitt. Vielleicht wusste sie das. Schließlich hatte ich meine Gypsygabe ein­gesetzt, um ihr Handy zu finden. Vielleicht hatte Paige verstanden, wozu ich fähig war, hatte verstanden, dass ich all das sehen und fühlen konnte, was die

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