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First Frost

First Frost

Titel: First Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Leute zu verstecken suchten.
    All diese schrecklichen, schrecklichen Dinge.
    Ich weiß nicht, wie lange ich schrie, aber irgendwann rutschte ich von der Bank und fiel auf den kalten Betonboden. Die Haarbürste umklammerte ich immer noch so fest, dass meine Knöchel so weiß hervortraten wie die von Paige in meiner Vision. Ich versuchte die Bürste loszulassen und stellte fest, dass ich es nicht konnte – ich konnte auch nicht aufhören zu schreien. Weiße Flecken blitzten vor meinen Augen auf, dann schwarze. Schließlich verbanden sich die schwarzen Punkte zu einer massiven Wand. Die Wand stürzte auf mich nieder, erstickte meinen Geist, und ich hieß die überwältigende Dunkelheit willkommen.
    Ein langsames, gleichmäßiges Piep-piep-piep weckte mich. Ich runzelte die Stirn. Was war mit meinem Wecker los? So klang er nicht. Und warum war mein Bett so hart und unbequem? Und die Decken so steif und kratzig? Ich fühlte mich, als hätte jemand mein Hirn in Watte gepackt, aber langsam kamen die Erinnerungen an den Tag zurück. Meine Unfähigkeit in Basketball. Umziehen in der Umkleide. Mit Paige reden. Ihre Haarbürste hochheben. Sehen, was ihr Stiefvater ihr …
    Bevor ich es aufhalten konnte, entschlüpfte mir ein Wimmern.
    »Ruhig, Gwen. Jetzt geht es dir gut. Alles ist in Ordnung, Süße.«
    Eine Hand streichelte über meine Wange, und eine sanfte Welle aus Liebe und Besorgnis umhüllte mich wie eine warme Decke, die mich vor allem schützte – auch vor den schrecklichen Dingen, die ich heute gesehen hatte.
    »Mom«, flüsterte ich, weil ich diese sanfte Berührung sofort erkannte.
    Ich öffnete die Augen und sah Grace Frost, die sich über mich beugte. Ich hatte das braune Haar, die bleiche Haut und die violetten Augen von meiner Mom – aber sie war auf eine Art schön, wie ich es mir nur wünschen konnte. Selbst in ­einem einfachen, schwarzen Hosenanzug strahlte sie eine Grazie, eine Eleganz aus, die ich einfach nicht besaß und von der ich wusste, dass ich sie auch nie entwickeln würde.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    Ich setzte mich auf und verstand zum ersten Mal, dass ich in einem Krankenhausbett lag und ein dünnes, graues Nachthemd mit purpurnen Punkten trug. Plastikschläuche wanden sich von meinem linken Handgelenk zu einer Maschine, die meinen Herzschlag und andere Vitalfunktionen überwachte. Zu meiner Rechten stand eine Tür offen, hinter der Krankenschwestern einen tristen Flur auf und ab gingen, während Patienten mit Infusionsflaschen an Rollständern hinter ihnen herschlurften.
    »Du hattest einen epileptischen Anfall«, sagte meine Mom. »Zumindest denken das die Ärzte.«
    Ich schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht, als die Bewegung einen dumpfen Schmerz hinter meinen Augen auslöste. »Es war kein Anfall, sondern meine Gypsygabe. Ich bin einfach … einfach durchgedreht.«
    Die Augen meiner Mom füllten sich mit Sorge. Sie war eine Gypsy, genau wie ich, was bedeutete, dass sie ebenfalls eine spezielle Gabe besaß. Meine Mom wusste immer, ob jemand die Wahrheit sagte oder nicht. Im Grunde war sie ein lebender, atmender Lügendetektor. Ja, ihre Magie machte es mir ziemlich schwer, etwas zu verbergen, das ich angestellt hatte. Trotzdem war die Gypsygabe meiner Mom recht praktisch, da sie als Polizistin arbeitete. Sie hatte ihr Leben und ihre Magie der Aufgabe verschrieben, anderen zu helfen. Sie war die mutigste Person, die ich kannte, und ich wollte einmal genauso sein wie sie.
    Mit zitternder Stimme erzählte ich ihr, wie ich Paiges Haarbürste berührt hatte, und dann von den schrecklichen Dingen, die ihr Stiefvater ihr angetan hatte. Mit jedem meiner Worte wurde die Miene meiner Mom ein wenig angespannter und der Blick ihrer violetten Augen etwas finsterer. Als ich mit der Geschichte schließlich fertig war, glaubte ich zu fühlen, wie Wut in eiskalten Wellen von ihr aufstieg.
    »Hat Paige irgendetwas zu dir gesagt?«, fragte meine Mom. »Hat sie ihren Stiefvater dir gegenüber je erwähnt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Wir sind nicht so eng befreundet, und als ich bei ihr zu Hause war, um ihr Handy zu finden, war er nicht da.«
    Meine Mom öffnete gerade den Mund, um mir eine wei­tere Frage zu stellen, da erklang ein vertrautes Klimpern. Einen Moment später betrat eine ältere Frau in einer purpurnen Seidenbluse und schwarzen Hosen den Raum. Zumindest ging ich davon aus, dass sie diese Kleidungsstücke trug. Unter den unzähligen Lagen farbenfroher Tücher, die sie wie

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