First Night - Der Vertrag (German Edition)
und sein erster Gedanke galt einer Putzfrau.
Konnte man noch tiefer sinken?
Er musste aufhören, sich in Selbstmitleid wegen seiner Scheidung und seiner Ehefrau, bald Exfrau, zu wälzen. Paare ließen sich jeden Tag scheiden. Die Illusion von ewiger Liebe trug sich genau so schnell ab wie teure Kleidung oder wie die Schönheit einer Frau. Was das anging, trug sich Letzteres oft noch am schnellsten auf, besonders wenn man jeden Tag zusammen ist und anfängt, hinter die Fassade eines schönen G esichts zu blicken.
Er war nicht we gen seiner Scheidung deprimiert oder weil Ines einen unverschämt hohen Unterhalt verlangte – da hatte sie sowieso keine Chance. Sie waren nur eineinhalb Jahre verheiratet gewesen und es gab einen Ehevertrag, der sie auf sich selbst zurückwarf. Wenn er sich stur stellte, würde sie nicht mehr als ein paar Euro Unterhalt herausschinden können. Er war auch nicht deprimiert, weil sie ihm die große Liebe vorgeheuchelt hatte. Thomas hatte sich diesbezüglich von Anfang an keine großen Illusionen gemacht.
Was die Frauen an ihm liebten , das war sein Geld.
Er hatte Ines schließlich nicht aus Liebe geheiratet, sondern weil sie schön und repräsentativ war. Weil sie ihn schmückte wie sein Porsche oder seine Armbanduhr. Mit dieser Frau an der Seite hatte er jedem anderen Kerl ins Gesicht geschrien: Sieh her, ich hab die größeren Eier!
Er war in diesem Punkt ganz Steinzeitmensch.
Kein Wunder also, dass er mit so einem Anspruch auch nicht mehr bekommen hatte als ein repräsentatives Stück Frauenfleisch und ein untreues noch dazu. Und das war es, was ihn deprimierte, dass er genau das bekommen hatte, was er verdient hatte. Also konnte er genauso gut aufhören, sich deswegen selbst leidzutun und sich wie ein Teenie mit Whiskey abzufüllen oder mit irgendwelchen Putzfrauen anonyme Sexgespräche zu führen.
Er hätte seinem Anwalt längst sagen können, dass er Ines eine entspr echende Abfindung anbieten solle. Die würde das Trennungsjahr verkürzen und sie wäre zügig aus seinem Leben verschwunden. Genau das machten Männer seines Kalibers alle naselang. Sie zahlten die alten Schlampen aus und suchten sich ein neues verlogenes Miststück. Aber er gönnte Ines diesen Sieg nicht, denn ihr Betrug war viel tiefer gegangen als nur der gelegentliche Sex mit anderen Kerlen.
Er war ihr jedenfalls treu gewesen, zumindest im ersten Ehejahr, bis er sie einmal in flagranti mit ihrem Fitnesstrainer ertappt hatte. Dann hatte er es ihr aus lauter verletztem Stolz heraus mit anderen Frauen heimg ezahlt. Das war natürlich kindisch gewesen, rückblickend betrachtet. Im Geschäftsleben war er eiskalt. Wenn jemand versuchte, ihn über den Tisch zu ziehen, dann machte er ihn ohne mit der Wimper zu zucken fertig. Er hätte das mit Ines genauso handhaben sollen, anstatt sich wie der besagte Steinzeitmensch aufzuführen, dessen Mannesstolz verletzt worden war.
Zumal keine Liebe im Spiel gewesen war.
Nun ja, am Anfang war er von ihr hingerissen gewesen, das wollte er nicht leugnen. Er liebte Blondinen mit großen Brüsten und wenn die auch nur einen Hauch von Intelligenz besaßen, dann rannten sie bei ihm offene Türen ein.
Ines hatte sich immer ein klein wenig unterkühlt gegeben. Das hatte ihn gereizt und herausgefordert. Was ist schon eine Eroberung, für die man nicht kämpfen muss? Der Kampf dauerte allerdings nicht ganz so lange, wie er befürchtet oder vielmehr gehofft ha tte. Aber das wollte er ihr nicht als Mangel vorwerfen, denn er konnte sehr einfallsreich sein, wenn er eine Frau haben wollte. Er konnte vor allem ressourcenreich sein. Er hatte alle Mittel, um die Augen einer Frau glänzen zu lassen und ihre Beine dazu zu bringen, sich wie von selbst für ihn zu spreizen.
Er wäre dennoch nie auf die Idee gekommen, ihr einen Heiratsantrag zu m achen. Er war nicht der Ehemann-Typ, das hatte er sich zumindest bis dahin eingebildet. Aber dann war sie schwanger geworden und er hatte sich zu seiner eigenen Überraschung sehr darüber gefreut. Er war fast vierzig und der Gedanke, Vater zu werden, hatte ihm ziemlich behagt. Vielleicht war es auch mehr das Gefühl gewesen, dann einen Menschen zu haben, der ihn einfach um seiner selbst Willen lieben würde. Er hätte sein Kind geliebt, dessen war er sich sicher.
Leider hatte sie drei Wochen nach der standesamtlichen Trauung eine Fehlgeburt. Sebastian, sein Bruder , hatte sofort konstatiert, dass Ines ihn mit der Schwangerschaft nur in die Ehe gelockt
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