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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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die drei Polizisten ein Stockwerk höher in den Räumen der Spurensicherung. Uwe strich sich gerade über die frisch rasierte Glatze, während er mehrere Süßstofftabletten in seinen Kaffeebecher fallen ließ. Heiko fragte sich immer, wie man eine solch pappige Brühe trinken konnte. Naja. Uwe stand darauf. So, wie er auch auf Lisas beste Freundin Eva stand, seit sie Lisa zum ersten Mal besucht hatte. Seither hatten Eva und Uwe eine etwas seltsam geartete On-Off-Beziehung, bei der man nie wusste, woran man gerade war, wahrscheinlich wussten es die beiden selbst nicht so genau. Mal hatte man den Eindruck, es sei aus, dann wiederum glaubte man, es gäbe bald eine Hochzeit, Tage später konnten die beiden schon wieder vorgeben, sie hätten nur eine Affäre, vernünftigerweise, da man ja doch zu weit voneinander entfernt wohne etc. etc. Trotzdem schienen sie sich miteinander wohlzufühlen, Eva besuchte ihren Uwe mindestens einmal im Monat, und Uwe fuhr einmal hin.
    »So, ihr wollt also jetzt schon was wissen«, begann Uwe und sah theatralisch auf die Uhr. Heiko seufzte. Wie immer ließ sich sein Kollege gern bitten. Lisa klimperte mit den Wimpern. »Du hast doch bestimmt schon was, mein kompetenter Kollege, oder?«, schmalzte sie. Uwe grinste. »Natürlich.« Nach einer weiteren Kunstpause legte er einen orangeglitzernden Gegenstand im Zellophantütchen auf den Tisch. »Was ist das denn?«, fragte Lisa und beugte sich interessiert über das Ding, das ein bisschen wie Modeschmuck aussah. »Das ist ein Blinkerfischchen«, erläuterte Heiko.
    »Ein was?«
    »Ein Blinkerfischchen. Das benutzt man beim Angeln.«
    »Damit man weiß, wo die Schnur ist?«, vermutete Lisa.
    »Nein. Damit sich die Fische angezogen fühlen. Raubfische wie Hecht, Barsch, Zander, Forelle und Wels denken dann, es handelt sich um einen verletzten Fisch, und fallen auf den Köder herein.«
    »So.«
    »Das ist ja übrigens auch der Grund, warum man nicht mit Schmuck in den Badesee soll.«
    »Hm?«
    »Na, wegen der Raubfische. Stell dir vor, einer badet nackt im See, und da kommt ein Hecht und hält sein Intimpiercing für einen verletzten Fisch.« Lisa verdrehte die Augen. »Also Heiko«, tadelte sie und schnalzte mit der Zunge. Simon wechselte elegant das Thema. »Dann müssen wir also einen Angler suchen?« Heiko wiegte den Kopf. »Vielleicht. Aber wenn du mich fragst, ist das Ganze etwas seltsam.«
    »Wieso?«, wollte Simon wissen.
    »Naja. Der Kerl hätte ja genauso gut eine Visitenkarte hinlegen können. Zumindest wissen wir, dass er bei den Anglern ist. Oder wir sollen es wissen.« Der kleine Schwabe nickte langsam. »Du meinst, es könnte auch eine bewusst falsche Fährte sein?« Heiko stimmte zu. »Die Möglichkeit müssen wir in Betracht ziehen, ja.«
    »Das denke ich auch«, schaltete sich Lisa ein und nahm das Tütchen in die Hand. »Wer verliert schon so ein blinkendes … wie heißt das noch?«
    »Blinkerfischchen!«, belehrte Heiko.
    »Genau. Wo habt ihr es überhaupt gefunden?« Uwe nahm wieder einen Schluck Kaffee. Nach ausgiebigem Schlucken meinte er: »In der Nähe der Leiche, am Waldrand. Das ist wohl auch der Tatort. Die Leiche wurde anschließend im Wald abgelegt. Und der Mörder hat den Mann getragen, nicht geschleift, denn sonst hätten wir deutlichere Spuren gefunden.«
    »Scheiden also Frauen aus?«
    Uwe schnalzte mit der Zunge. »Der Kerl war ja nicht schwer. Eine halbwegs kräftige Frau hätte ihn durchaus huckepack nehmen können.«
    »Aber warum hat einer ein Blinkerfischchen dabei?«, überlegte Simon laut.
    »Nun, angeln war der Mörder wohl nicht. Er setzt sich kaum erst mal drei Stunden an den Weiher, damit ihn auch ja jeder sieht, und bringt dann einen um«, antwortete Uwe und fuhr dann fort: »Siehst du das kleine Kettchen?« Er zeigte Lisa einige Kettenglieder, an denen das Blinkerfischchen hing. »Ich vermute, dass es sich gar nicht um einen richtigen Blinker handelt.«
    »Sondern?«
    »Um einen Schlüsselanhänger.«
    Heiko nickte. Das machte Sinn. »Sind irgendwelche Spuren darauf?«
    »Ich hab bisher nichts gefunden. An der Mordwaffe auch nicht.« Uwe wies auf die Kette, die sorgfältig drapiert auf dem Tisch lag. Lisa sog scharf die Luft ein, als sie an die Kette dachte und an die Einschnürung, die sie verursacht hatte.
    »Keine Fingerabdrücke, nur die des Opfers. Dafür Latexspuren.«
    »Vom Sado-Maso?«, vermutete Simon.
    »Nein. Der Täter trug diese Aidshandschuhe. Damit ist man so ziemlich auf der

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