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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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das Grundstück umschloss und der Mann somit große Ähnlichkeit mit einem Foto einer Dame ohne Unterleib hatte, die in einem von Lisas Schulbüchern eine Kurzgeschichte geschmückt hatte. Ah. Das war also das Informantennetz, stellte Lisa fest. Die Tür des Rettungswagens fiel schnarrend ins Schloss, und mit Blaulicht und Sirene wurde Lilli Hegenbach ins Krankenhaus gefahren.

    Lisa und Heiko verschnauften im Kaffee Kett auf dem Crailsheimer Schweinemarktplatz. Lisa trug noch immer ihr grünes Kleid, fror aber selbst jetzt, da sich die Röte der Abenddämmerung über die Szenerie legte, nicht. Es war ein schöner Sommerabend, und aus den Blumenkübeln, oder besser gesagt: Aus den Baumkübeln zirpten die Grillen. Lisa nippte an ihrem Erdbeersaft, während Heiko ein ganz normales Cola bestellt hatte. Manchmal brauchte er diesen kalten Koffeinkick. Außerdem taten sich beide an einem Toast Hawaii gütlich, den der Inhaber des Kaffee Kett ganz hervorragend beherrschte.
    »Das ist ein Schuldeingeständnis«, vermutete Lisa. »Oder eine Verzweiflungstat.«
    Heiko wiegte den Kopf. »Hoffen wir, dass wir es bald erfahren werden.«
    »Was glaubst du?«
    »Also ich weiß nicht. Kannst du dir vorstellen, dass diese Frau sich aus dem Hinterhalt auf Siegler hechtet und ihn erdrosselt?« Lisa trank einen Schluck von dem Saft, der ungefähr die Farbe ihrer Lippen hatte. »Aus Liebe wird schnell Hass«, gab sie zu bedenken. »Überleg mal, ich würde mit dir Schluss machen.« Heikos Lächeln blieb, aber innerlich wollte er gar nicht daran denken. Das wäre keine gute Idee. Denn ohne Lisa wäre das Leben nur noch halb so schön. Er war sehr glücklich mit ihr, sehr, und er konnte sich nicht vorstellen, dass es eine Frau gab, die besser für ihn war. »Rein hypothetisch«, beruhigte Lisa, die offenbar wieder mal Gedanken lesen konnte. »Und dann würde ich dich hinhalten, immer wieder sagen, wer weiß, vielleicht, mal schauen, Jahr um Jahr, und du würdest älter und älter werden, hättest keine Kinder …« – gut, damit könnte Heiko leben – »und irgendwann wäre dein Leben gelaufen. Gibt es dann einen Moment, einen Punkt, wo man das feststellt?« Heiko grübelte. Vielleicht. Vielleicht nicht. Schwer zu sagen. »Ich kann mir jedenfalls vorstellen«, fuhr Lisa fort, »dass so jemand einen ziemlichen Hass auf die Person kriegt, die ihn beziehungsweise sie quasi um das ganze Leben betrogen hat.«
    »Naja«, unterbrach Heiko den pathetischen Redeschwall, »irgendwie ist sie doch aber selbst schuld. Sie hätte ja nicht auf ihn warten müssen.«
    »Nein, das hätte sie nicht«, gab Lisa zu. »Aber wenn sie ihn doch geliebt hat?«
    »Da kann er ja nichts dafür.«
    »Du hast schon recht. Trotzdem. Es wäre ein Motiv.«
    »Wir müssen warten, bis die Frau aufwacht.«
    »Ja. Wenn sie aufwacht.«

    Heiko schloss die Tür auf. Sofort stand Sita neben ihm und taxierte ihn mit vorwurfsvollen Blicken. Die Rauhaardackelhündin war immer gar so beleidigt, wenn er sie lange alleine ließ. Alfred, der Deutsche Riesenschecke, der seit dem Mord am Kleintierzüchter Rudolf Weidner bei ihm wohnte, war da genügsamer. Momentan wohnte Alfred auf dem Balkon, da es Sommer war. Heiko streichelte Sita, und gemeinsam gingen die beiden hinaus auf den Balkon zu Alfreds Käfig. Nach etwa einem Jahr war der riesige Hase ausgewachsen gewesen. Seine Ohren maßen nun gute 30 cm, Lisa hatte spaßeshalber einmal nachgemessen. Das ganze Vieh war über einen halben Meter lang. Eigentlich war Sita nicht viel größer. Und die beiden Tiere verstanden sich ausnehmend gut, gerade jetzt begrüßte Sita ihren Kumpel durch lautes freudiges Schnauben und Schwanzwedeln. Obwohl sie so verschieden waren. Heiko umklammerte den riesigen Löwenzahn, den er auf dem Heimweg noch schnell gepflückt hatte. Das gewaltige Kaninchen hatte ihn bereits entdeckt und stemmte seine Pfoten, oder eigentlich musste man sagen: seine Tatzen, gegen das Gitter. Heiko musste immer lachen, wenn Alfred so erwartungsvoll tat. Er entfernte den Stein vom Käfig und öffnete die Klappe. Es lag immer ein Stein auf dem Käfig. Und außerdem waren die Ecken der Behausung rundherum mit Draht festgezurrt. Und schließlich war noch der Käfig mit der Unterschale durch Draht verbunden. Heiko hatte dazu extra ein Loch in das Plastik bohren müssen. All das war nötig, weil Alfreds liebstes Hobby das Ausbrechen war. Und er hatte verschiedene Möglichkeiten entdeckt und erfolgreich probiert: Anheben der Klappe

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