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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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waren durchlässig wie ein Sieb, seit es weniger Kontrollen gab. Er wusste, dass er nicht der einzige Illegale in seinem Block in den Hirtenwiesen war. Aber er hielt sich von den anderen fern. Denn je größer die Gruppe war, in der man angetroffen wurde, umso verdächtiger war man. Am unauffälligsten war man allein. Allein, dezent, ruhig. Er nippte an seinem Wodkaglas, das vor ihm auf dem niedrigen billigen Sperrholztisch stand. Ein Glas jeden Tag, 50 Gramm, nicht mehr. War nicht schade um den Kerl. Ganz bestimmt nicht. Geschah ihm sogar recht. Wenn er daran dachte, dass dieser alte Sack seine Irina im Bett gehabt hatte, sich vorstellte, wie die dürren Finger ihre perfekten Rundungen begrapschten und wie der schmale Mann schließlich gierig über die schöne Gestalt herfiel, ohne sich dabei auch nur im Mindesten um die Seele seiner Frau zu kümmern, wurde ihm übel. Gut so. Es war gut. Er hatte es verdient.

    »Jetzt haben schon zwei Leute was von Auftragskillern erzählt«, sinnierte Lisa, als sie das kurze Stück zum Revier zurückliefen. »Vielleicht ist die Lösung des Falles ganz einfach.«
    »Das können wir nur herausfinden, indem wir Irina nach dem blonden Mann mit der schwarzen Jacke fragen.«
    Die beiden Kommissare bogen um die Ecke und standen schließlich vor dem Revier. »Gehen wir erst mal kurz rein und überlegen, wie wir weiter vorgehen«, schlug Heiko vor. Lisa grinste, weil sie vermutete, dass er in Wahrheit nur ganz dringend einen Kaffee brauchte, stimmte dann aber zu.

    Drinnen kam ihnen Uwe entgegen, der irgendwie aufgeregt wirkte. Der Spurensicherer grinste. Es war nicht gerade seine Art, gleich mit der Sprache herauszurücken. Vielmehr bat er sie, in fünf Minuten in die Spurensicherung hochzukommen.

    Kurze Zeit später saßen die beiden auf den hölzernen Hockern, die in Uwes kleinem Reich vorherrschten, während der Spurensicherer selbst auf einem ledernen Arbeitssessel thronte. Heiko nippte an seinem Kaffee und versuchte, Uwe durch bloßes Anstieren dazu zu bringen, endlich mitzuteilen, worum es denn eigentlich ging. Lisa war da diplomatischer. »Und, Uwe, was hast du rausgefunden?«, fragte sie und schenkte dem Mann ihr schönstes Lächeln. Uwe beugte sich in Zeitlupentempo vor zu seinem riesenhaften Rechner und meinte dann: »Das Blinkerfischchen. Da gibt es was Neues.«
    »Nämlich?«, beharrte Lisa, während Heiko sich nur mühsam beherrschen konnte, nicht aufzustöhnen und die Augen zu verdrehen. »Die Dinger gibt es bei Buymy«, klärte Uwe auf.
    »Was ist das denn?«, fragte Lisa. »Das ist eine Onlineplattform, wo Leute selbst gebasteltes Zeugs einstellen können.« Was kein Mensch braucht, fügte Heiko in Gedanken hinzu. »Naja, und dort rühmt sich eine der hoffnungsvollen Jungdesignerinnen mit der Erfindung des ›trendy Accessoires für Angler‹«, zitierte Uwe.
    »Und? Gibt es da eine Liste von Käufern? Jetzt lass dir doch net wieder alles aus der Nase ziehen, Kerle!«, forderte Heiko, dem das Ganze allmählich zu viel wurde.
    »Ich hab mich jetzt angemeldet und der Dame eine Nachricht geschickt. Die wird ja wohl die Adressen ihrer Kunden haben. Wahrscheinlich KundINNEN. Geantwortet hat sie aber noch nicht.« Heiko trank den letzten Schluck von seinem Kaffee und beschloss dann: »Also du meldest dich, wenn es was Neues gibt, gell? Und wir nehmen uns jetzt noch mal die trauernde Witwe vor.«

    Lisa und Heiko saßen im M3 und waren schon auf dem Weg nach Goldbach, als Lisa vorschlug, sich erst einmal mehr Informationen über Irina zu besorgen. »Dass die beiden Damen einen Hass auf sie haben, ist ja klar. Vielleicht fragen wir noch andere Leute? Die Nachbarn eventuell?«
    »Oder die Agenturchefin«, schlug Heiko vor.
    »Gute Idee«, befand Lisa. »Wo war die Agentur noch mal?«
    »In Kirchberg.«

    20 Minuten später stiegen sie aus dem Wagen und standen vor einem Wohngebäude mit großen Fenstern im Untergeschoss, die mit lachenden Window-Color-Sonnen beklebt waren. ›Agentur Sonnenstrahl‹ stand zwischen den grinsenden Himmelskörpern in Schnörkelschrift. »Wirkt ja wirklich sehr professionell«, spottete Heiko. Lisa machte eine wedelnde Bewegung mit der Hand. »Diese hausbackene Art kann tatsächlich Absicht sein. Das suggeriert schon die liebevolle Hausfrau.« Heiko musste ihr recht geben, das wäre durchaus möglich. Sie stiegen eine schmale Treppe mit Eisengeländer zum Eingang hoch und klingelten. Nur Sekunden später öffnete sich die Tür und eine matronenhafte

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