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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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zum Impfen!«
    Die Beamten wechselten einen Blick. »Wann ist sie denn gegangen?«
    »Och, vor anderthalb Stunden vielleicht.«
    »Und haben Sie sich öfters mit Herrn Siegler unterhalten? Vielleicht so von Mann zu Mann, am Gartenzaun?«, forschte Lisa.
    »Schon«, meinte der Mann und kratzte sich am Kopf, was ein schabendes Geräusch verursachte. »Und ging es da auch mal um die Ehe?« Sackler druckste herum.
    »Jetzt sagen Sie schon!«, beharrte Heiko.
    »Ha, er hat immer erzählt, wie er es mit der Irina treibt und was er für ein toller Hecht ist und wie oft er kann und so.« Peinliches Schweigen folgte, was Lisa mit einem gemurmelten »So sind halt die Männer« beendete. »Sie haben mich ja gefragt«, rechtfertigte sich Sackler. »Ich fand das Gelaber auch geschmacklos. Die Irina verdient das nicht. Die hat viel mehr auf dem Kasten. Und hätte was Besseres verdient, wissen Sie.«
    »Mal was anderes«, wechselte Heiko das Thema. »Zeugen haben uns von einem jungen Mann mit Lederjacke berichtet, der Frau Siegler ab und zu besucht hat. Ist Ihnen da was aufgefallen?« Der Mann nickte eifrig. »Ja, der war ein- oder zweimal da. Immer nur eine Stunde, und nur, wenn der Walter außer Haus war.«
    »Können Sie den Mann beschreiben?« Sackler schien mit sich zu ringen. »Besser«, meinte er endlich und griff nach einem Stapel Fotos, der auf einem kleinen Beistelltischchen lag. Dabei hielt er den Stapel sehr aufrecht, sodass weder Heiko noch Lisa einen Blick auf die Fotos erhaschen konnten. Er blätterte eine Weile und hielt den überraschten Kommissaren dann ein Foto unter die Nase. Es zeigte einen jungen Mann, der vor Sieglers Türe stand. Er trug tatsächlich eine Lederjacke, war überaus muskulös und groß. Das Gesicht war im Profil fotografiert, allerdings sah man nicht viel, da das Foto leicht überbelichtet war.
    »Dürfen wir das mitnehmen, Herr Sackler?«
    »Sicher. Aber nicht, dass die Irina Schwierigkeiten bekommt. Sie kommt übrigens gerade nach Hause.« Heiko fragte sich, woher der Mann das wissen konnte, als er wirklich das Klacken von Autotüren hörte und durch das Fenster sah, wie Irina mit der kleinen Viktoria dem Wagen entstieg. »Tja, dann besuchen wir noch schnell die junge Witwe«, meinte Heiko, und die beiden erhoben und verabschiedeten sich.

    Draußen zündete er sich erst mal eine Zigarette an und rauchte nachdenklich, Lisas tadelnden Seitenblick gänzlich ignorierend.
    »Denkst du, was ich denke?«, fragte Lisa.
    »Hm?«
    »Was war auf den anderen Fotos?«
    »Wie bitte?« Heiko sah dem Rauch nach, der sich kräuselte und in den bedeckten Himmel aufstieg. »Wieso hat der Kerl einen Stapel Fotos, von denen eines ein Foto eines geheimnisvollen Unbekannten, der gerade die Siegler’sche Auffahrt hinaufläuft, ist?«
    »Gute Frage«, meinte Heiko. »Ein Hobbyfotograf?«
    Lisa blickte ungläubig drein. »Das Beste wird sein, wir fragen Frau Siegler einfach selbst. Vielleicht kann sie uns weiterhelfen.«

    Die Tür ging auf, und Irina Siegler kam zum Vorschein. Auch heute war sie wieder dezent geschminkt und geschmackvoll gekleidet. Eine überaus hübsche Frau, wie Heiko erneut feststellte. Auf ihrem Arm hielt sie das sich windende und verhalten greinende Kind. Sie bat die Kommissare nach drinnen. Die Wohnung war antiquiert, aber nicht schäbig eingerichtet. Sämtliche Möbel schienen zwar sehr teuer, jedoch zweifelsohne der jeweiligen Spießerecke ihrer Kategorie entnommen zu sein. Das Wohnzimmer war mit einem schweren Eichenholztisch bestückt, auf dem eine Organza-Drapage mit Dekokram lag. Ein Stofffetzen mit Gruschd dabei, wie Heiko bemerkte. Unnötig. Ein Tisch war schließlich zum Essen da. Die junge Witwe bat sie, sich auf die Couch, die mit einem scheckigen schweren Blumenstoff bezogen war, zu setzen. Sofort beim Setzen spürten Lisa und Heiko den Komfort, den dieses Möbel bot, trotzdem war die Sitzgelegenheit leider abgrundtief hässlich. »Moment bitte«, meinte Irina und verschwand, um anscheinend das Kind in seinem Zimmer zu deponieren. Durch den Flur war beruhigendes Gemurmel zu hören, dann das Schmatzen eines Kusses. Es dauerte noch eine Minute, dann kehrte Irina Siegler mit einem Tablett mit Saft und Keksen zurück. »Bitte entschuldigen Sie, der Kaffee ist aus.« Lisa und Heiko hoben abwehrend die Hände. Endlich setzte sich die junge Frau und blickte sie auffordernd an. »Und, haben Sie den Mörder?« Heiko räusperte sich. »Wir haben schon einige Verdächtige, die ein ganz gutes

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