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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Motiv haben.«
    »Aha, und wen?«
    »Frau Siegler, darf ich fragen, wie Ihre Ehe so war?«, wechselte Lisa das Thema und blieb dabei ausgesucht freundlich. Irina lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander, sodass Heiko entfernt an die Verhör-Szene aus ›Basic Instinct‹ erinnert wurde. »Ach so. Wahrscheinlich hat meine Schwägerin Ihnen mitgeteilt, es könne niemand anders gewesen sein als die russische Hure. Ist es nicht so?« Ihre grünen Augen funkelten zornig, nur mühsam unterdrückte sie ihre Wut.
    »Ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein«, meinte Lisa und beugte sich verbindlich vor. »Ich denke das nicht. Ich glaube, dass Ihre Lage nicht einfach war, zu keinem Zeitpunkt Ihres Lebens. Und da haben Sie sich sicherlich Hoffnungen gemacht, dass es hier schön sein könnte, und dann geraten Sie an … nun ja, Sie verstehen.« Irina starrte sie eine Weile schweigend an und schien dabei zu überlegen, ob sie die Unterstellung der Kommissarin unverschämt oder verständnisvoll finden sollte. »Man soll nicht schlecht über Tote reden«, begann sie dann, »aber mein Mann war … kein guter Mensch.« Sie sah sinnend zum Fenster hinaus, dann fuhr sie fort: »Aber ich habe alles ertragen. Wegen Viktoria.« Heiko zog das Foto aus der Tasche und hielt es Irina unter die Nase. »Kennen Sie diesen Mann?« Ihr kurzes Zusammenzucken verriet, dass sie ihn sehr wohl kannte. Dann aber schüttelte sie den Kopf.
    »Nein«, sagte sie tonlos.
    »Sicher?«, hakte Heiko nach.
    »Keine Ahnung. Vielleicht war das ein Vertreter.«
    »Ein Vertreter hätte ein Köfferchen dabei. Erinnern Sie sich wirklich überhaupt nicht?«
    »Ein Kerl von einer Drückerkolonne?«, schlug die junge Witwe zaghaft vor. »Woher haben Sie überhaupt das Foto? Lassen Sie mich etwa beschatten?« Lisa und Heiko schwiegen nun etwas peinlich berührt, aber Irina kam von allein auf die Lösung. »Oh, ich verstehe.« Sie lachte unfroh. »Der alte notgeile Sack von drüben, richtig?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wissen Sie, jetzt, wo Sie es sagen, ähnliche Fotos von unserer Auffahrt kannte ich bereits. Wahlweise mit dem Postboten oder den Zeugen Jehovas drauf.«
    »Hm?«, machte Heiko und forderte damit auf die kürzestmögliche Weise zum Weiterreden auf.
    »Der Herr Sackler hat geglaubt, er könne mich des Ehebruchs überführen«, erzählte Irina.
    »Hat er Sie damit erpresst?«, fragte Lisa, und ihr Ton war mitfühlend.
    »Der Herr Sackler hat geglaubt, er könne auch mal mit der russischen Hure ins Bett«, versetzte Irina. Betretenes Schweigen. Die junge Frau hatte sich nun doch in Rage geredet. »Hier saß der Alte bei mir auf dem Sofa« – sie deutete dahin, wo Heiko gerade saß – »und hat erklärt, dass er dem Walter alles Mögliche erzählt, wenn ich nicht auf der Stelle … Sie verstehen.«
    Lisa schnaubte entsetzt. »Und was haben Sie gemacht?«
    »Ich habe ihm gesagt, er soll ganz schnell abhauen, ich würde sonst die Polizei holen.«
    »Und?«
    »Seither beschränken sich seine Aktivitäten darauf, mich den ganzen Tag lang mit dem Fernglas oder seiner Kamera zu bespannen.«
    Heiko überlegte. Das änderte die Sache. Denn es könnte ja immerhin sein …
    »Könnten Sie sich denn vorstellen, dass Herr Sackler etwas mit dem Mord zu tun hat?«, fragte Lisa und sprach damit aus, was Heiko dachte.
    »Kann sein«, meinte die junge Witwe nachdenklich.

    Sie verließen eben das Haus und waren eigentlich schon wieder auf dem Weg zurück zu Sackler, als Heikos Handy klingelte. Er ging ran. »Ja? Oh, tatsächlich! Nein, nein. Gut, wir kommen gleich.« Er legte auf und informierte: »Die Frau mit dem Schlüsselanhänger hat sich gemeldet. Wir haben ein paar Adressen.«

    Als sie zurück ins Büro kamen, war es schon nach sechs. Uwe hatte die Liste bereits auf Heikos Schreibtisch gelegt. Heiko, der sich und Lisa in der Zwischenzeit einen Automatenkaffee besorgt hatte, griff nach dem Blatt und studierte es. »Und?«, fragte Lisa und nippte an der Koffeinbrühe. »Es sind zwei«, meinte Heiko. »Waller und Hintermann. Beziehungsweise jeweils die Frauen.« Lisa sah auf die Uhr. Es war ein langer Tag gewesen. »Was meinst du, schaffen wir noch einen?«, fragte sie. Heiko wiegte den Kopf. »Wenn wir den Mord heute noch aufklären könnten, dann wäre das doch eine saubere Sache, oder?«
    Lisa seufzte. » Einen . Wir gehen noch zu einem . Okay?«
    Heiko war einverstanden. »Und zu wem? Such du aus.« Lisa musterte die beiden Namen und entschied dann:

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