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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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hilft und sie fördert. Frau Iwanowa würde gerne studieren und beispielsweise Lehrerin werden.« Heiko schwieg und aß einen Löffel Eis. »Das Profil einer hoffnungsvollen jungen Frau«, fand Lisa.
    »Du meinst, dass die Ehe wohl in eine andere Richtung gegangen ist?«
    Lisa trank einen Schluck Eiskaffee. »Rechnen wir doch mal. Die Kleine ist drei Jahre alt. Seit vier Jahren sind die Sieglers verheiratet. Das heißt, mit dem Studieren war es wohl nix.« Heiko machte »Hm« und aß eine Erdbeere. Fruchtig-süß. »Und das von ihm?«, fragte er. Lisa entfaltete das zweite Blatt und las vor: »Walter Siegler ist ein großzügiger Mann, der eine Frau sucht, die mit ihm eine Familie gründen möchte. Herr Siegler ist selbstständig und kann seiner Frau einen hohen Lebensstandard bieten. Er wünscht sich eine Frau, die ihn in seinem anstrengenden Alltag unterstützt und dafür sorgt, dass er sich zu Hause wohlfühlt. Herr Siegler legt großen Wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild. Er besitzt ein Haus auf dem Land am Stadtrand von Crailsheim.« Lisa ließ das Blatt sinken. »Genauso hatte ich ihn mir vorgestellt«, resümierte sie.
    »Wie meinst du das?«, fragte Heiko.
    »Das, was da steht, heißt doch im Wesentlichen nichts anderes als: Der reiche Herr Siegler sucht ein Heimchen am Herd, das ihm jeden Wunsch von den Augen abliest und noch dazu gut ausschaut.«
    »Schon«, gab Heiko zu, »das haut ziemlich genau hin.«
    »Wieso die Blumenstock die überhaupt zusammengebracht hat – das sieht doch ein Blinder mit Krückstock, dass diese beiden Profile nicht zueinander passen«, überlegte Lisa und schlürfte Eiskaffee. Mit ihren schönen Lippen.
    »Na, wahrscheinlich geht es eben doch weniger darum, was die Frau will, als vielmehr darum, was sich der Kerl so vorstellt. Die Frauen müssen wohl eher nehmen, was sie kriegen.«
    »Das kann durchaus sein«, stimmte Lisa zu und betrachtete die Blumen in den Kübeln. »Ein weiteres Indiz dafür, dass Irina ein gutes Motiv hat. Sie kann in dieser Ehe nicht glücklich gewesen sein.«

    Wenig später fuhren sie zurück nach Crailsheim und dann weiter nach Goldbach, um sich tatsächlich mit Irina selbst zu unterhalten. Sie klingelten allerdings vergeblich an dem großen, aber irgendwie düster wirkenden Einfamilienhaus. Niemand öffnete. Dann versuchten sie es bei den unmittelbaren Nachbarn, von denen die linke Partei tatsächlich zu Hause war. Es handelte sich um einen älteren Herrn namens Sackler, der sie zögernd und unter Entschuldigungen, er sei nicht zum Aufräumen gekommen, hereinbat. In der Wohnung sah es allerdings eher so aus, als sei er seit ein paar Jahren nicht mehr wirklich zum Aufräumen gekommen. Augenscheinlich gab es in diesem Haushalt keine Frau, vielmehr handelte es sich um eine Junggesellenwohnung, wie sie im Buche stand. Sie betraten das Wohnzimmer, das von einer gelblichen Couch, die mit abgeschabtem Samt bezogen war, beherrscht wurde. An der Wand hingen vergilbte Ölgemälde, und ein alter Röhrenfernseher flimmerte. Der Mann, der eine Cordhose mit Hosenträgern und ein kariertes Hemd trug, schlurfte zum Fernseher und schaltete das Gerät ab. »Kommt eh nur Mist«, kommentierte er murmelnd und setzte sich anschließend in einen riesenhaften Ohrensessel, der mit demselben Stoff wie die Couch bezogen war. »Und um was geht es?«, wollte er wissen.
    »Sie haben ja sicherlich gehört, dass der Herr Siegler ermordet wurde«, begann Lisa. Der Mann nickte.
    »Ja, und da fragen wir uns natürlich, ob Sie vielleicht eine Idee haben, wer denn ein Motiv haben könnte?«
    Der Mann schüttelte augenblicklich den Kopf. »Keine Ahnung.«
    »Hm«, machte Heiko und beugte sich vor, was ein Knarzen der Federn in der Couch zur Folge hatte. »Und was sagen Sie zu dieser Ehe?«
    Der Mann seufzte tief und schüttelte dann den Kopf. »Die arme Frau. So jung und schon Witwe.«
    »Naja, wir fanden bisher eher die Tatsache seltsam, dass eine so junge Frau mit Herrn Siegler verheiratet ist«, bemerkte Lisa.
    »Also, dass der die Irina aus dem Katalog hat, ist bekannt. Das weiß das ganze Dorf. Da kann ja aber das Mädle nix dafür, wenn Sie mich fragen.«
    »Es gibt da auch andere Meinungen. Wir haben schon die Theorie gehört, Frau Siegler hätte ihren Mann beseitigen lassen«, erläuterte Heiko.
    Der Mann schnappte nach Luft. »Also, wer erzählt denn so was. Die Irina ist so eine Liebe! Hübsch, fürsorglich, – eine Traumfrau! Vorhin ist sie mit der Kleinen zum Kinderarzt,

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