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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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saßen die beiden Männer stumm da und beobachteten die Wasseroberfläche, das gelegentliche Tanzen der Fliege auf den kleinen tiefgrünen Wellen, und genossen die Stille.

    Die Hammerschmiede lag bei Gröningen, und heute war Schautag. Das bedeutete, dass die Schmiede nicht nur bewirtschaftet war, sondern dass auch die Ausstellungen geöffnet waren und es Schauvorführungen im Schmieden gab. Heiko und Lisa waren bei dieser Gelegenheit wieder einmal mit Sieger und Heikos Eltern verabredet, ihr letztes Treffen war ja nicht eben entspannend gewesen. Das hohenlohisch-westfälische Liebespaar fuhr also über Satteldorf nach Gröningen, durch den Ort hindurch und parkte dann am Parkplatz, der zur Hammerschmiede gehörte. Das Wetter war trüb, aber schwülwarm, der Himmel bedeckt und die Wahrscheinlichkeit für einen Sommerregen oder ein Gewitter war hoch. Lisa betrachtete das Schild, das zur Hammerschmiede wies. Die Gebäude lagen natürlich im Tal, man konnte also nicht mit dem Auto hinunterfahren und musste den Wagen oben parken. Die Schmiede war seit Generationen im Besitz der gleichen Familie und Außenstelle des Freilandmuseums Wackershofen. Denn sie war schon etwas ganz Besonderes, seit Hunderten von Jahren quasi unverändert. Die Wohnung der Besitzer aus der Biedermeierzeit enthielt noch die originalen Einrichtungsgegenstände und diente ebenfalls als Museum.

    Die beiden Kommissare wandten sich nach links und folgten dem Weglein, das ins Tal hinunterführte. Unten rauschte der Fluss, und links und rechts am Wegesrand blühten so bunte Blumen, dass man sich mit etwas Fantasie einbilden konnte, in der tiefsten Wildnis oder gar in einem nördlichen Urwald zu sein. Nach etwa 500 Metern kam die Mühle in Sicht. Sie bestand aus mehreren Gebäuden, und sogar von hier aus konnte man das gleichmäßige Rauschen des Wassers auf dem Mühlrad hören. Das große Wohnhaus war das Erste, was man sah. In dessen Keller war die Schmiede, und deshalb führte das Schmiedebächlein, ein abgezweigter Arm der Gronach, quasi direkt in das Gebäude hinein. Das Haus wirkte, als sei es lebendig, als hätten es die Jahre weise gemacht, ein altes, eigenständiges Wesen. Lisa und Heiko überquerten eine kleine Brücke und gingen dann rechts an dem Haus vorbei. Sie fanden sich in einem Hof wieder, wo Biergarnituren aufgestellt waren und die Gäste gemütlich beisammensaßen. Einmal im Vierteljahr war die Hammerschmiede geöffnet, und Heiko und Lisa nutzten diese Gelegenheiten, um zusammen mit Freunden oder Verwandten einen gemütlichen Nachmittag zu verbringen. Lisa blickte suchend um sich und entdeckte auch gleich Doris, die es sich auf einer Bierbank bequem gemacht hatte. Daneben saß noch Onkel Sieger, der in Enslingen wohnte und das in Lisas Augen unverständlichste Hohenlohisch sprach, das man sich nur vorstellen konnte. Wenn sie dabei war, bemühte er sich allerdings manchmal leidlich um ein radebrechendes Pseudo-Hochdeutsch, was wiederum sehr amüsant war. Heiko hatte zu seinem Onkel, der täglich nach der Cröffelbacher Oma sah, einen sehr guten Draht und ging mit ihm auch ab und an in den Wald, um Holz zu machen. Das hohenlohisch-westfälische Pärchen setzte sich, und vor allem Lisa wurde von Doris überschwänglich begrüßt. »Schön, dass ihr da seid«, freute sich die Schwiegermutter in spe, »gell, diesmal hoffentlich ohne Mord.« Lisa grinste. Werner Wüst, Heikos Vater, quetschte sich neben sie auf die Bierbank und stellte gleich zwei Weißherbstschorle vor ihnen ab. »Hallo«, sagte er, und dann, »Prost.« Heiko grinste, typisch sein Vater. »Wart ihr denn schon im Haus oben?«, wollte Lisa wissen. »Och, wir kennen das schon«, winkte Doris ab. Onkel Siegers Adamsapfel hüpfte, als er bescheinigte: »Ii hogg lieber do hanna nou un trink mei Bier.«
    »Das ist aber interessant«, hielt Lisa dagegen. »Sehr sogar.«
    »Ja, vor allem das Zeug, was auf den Geschirrtüchern in der Küche steht«, warf Heiko spitzbübisch ein. »Wieso, was steht denn da?«, wollte Lisa wissen. Heiko setzte eine sehr ernste Miene auf, holte tief Luft und sagte dann: »Wo Frauenhände liebend walten, da bleibt das ganze Haus erhalten.«
    Lisa stieß pfeifend die Luft aus. »Na, wenn Männerhände wenigstens ab und zu mal die Spülmaschine ausräumen würden …«
    »Ich räume meine Spülmaschine aus«, protestierte Heiko.
    »Sporadisch, ja. Und im Schneckentempo«, verriet Lisa und warf Doris ein entnervtes Grinsen zu. »Die Lisa soll dir ruhig

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