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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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zusammen und warf ihn mit dem Rest der Post in die Altpapiertonne.

Samstag, 16. August 2014
    Gaby Zeitler und Simone Schmieder arbeiteten an ihrem bösen Wolf. Ihre Ehemänner hatten den Auftrag bekommen, das Rotkäppchen zu arrangieren. Da es keine grauen Lichtbecher gab, war der böse Wolf weiß und hatte eine rote Schnauze. Ein stahlblaues Auge würde böse funkeln. »Du, Gaby, sooch amool, du hasch den Wisch doch aa im Briafkaschta ghett?«, begann Simone. »Moonsch des mit der Sieglere?« Simone nickte. »Des moon ii.«
    »Was glaabsch, wer des wor?« Simone platzierte seelenruhig einen weißen Becher auf dem Gestell, trat dann einen Schritt zurück und verschränkte die Arme, wie um ihr Werk zu begutachten. In Wirklichkeit konnte sie so ihren Ausführungen gleichzeitig mehr Pathos verleihen. »Ha, wer woll. Die alte Hex wor des!«
    »Moonsch die Morgners Agnes?«, vergewisserte sich Gaby.
    »Hm.« »Dia hat doch des Maadle noch nie leida kenna. Dabei is des a ganz Nette.« Simone nahm einen weiteren Becher in die Hand und verlängerte damit den Wolfsschwanz. »Moonsch, dass dia den Seggl umbroochd hat?« Gaby wiegte den Kopf. »Mer waaß es net. Awwer ii glaabs net. Ii däd se sogoor verstänna. Ii glaab, den hätt ii aa umbroochd.« Beide schwiegen und sahen zum Rotkäppchen hinüber, ein Anblick, der deshalb besonders skurril wirkte, weil die Märchenfigur von ihren beiden vollbärtigen Ehemännern gebaut wurde. »Also ii find ja, mer müsst do was macha. Sonsch haaßt’s noch, Goldbach wär a sou«, befand Gaby. Simone nickte langsam. »Find ii aa. Mer sollt am Lichterfeschd a Lischte nouleicha. Sou, dass mir den Dreeg net oofach a sou glaawa. Und do soll no jeder unterschreiwa.« »Des mach mer a sou«, beschloss Gaby.

    Heiko zündete das Mosaikwindlicht an. Er wusste, dass Frauen so etwas mochten. Und das musste jetzt einfach sein. Er hatte sich die ganze Woche auf dieses Barbecue gefreut, die ganze Woche. Und dann gab es diesen Tofu-Müll. Und dieses Veganer-Zeug. Und die Ingwerbrühe. Richtiggehend traumatisierend war das gewesen, einfach schlimm. Er musste das irgendwie wieder wettmachen. Und er wusste auch schon, wie. Alfred stellte sich an seinem Hosenbein hoch, die langen Ohren elegant angelegt. Er streichelte dem Hasen nachlässig über das Köpfchen, das eigentlich mehr ein Kopf war, und rief damit sofort die winselnde Sita auf den Plan. Kaum merkte der Hund, dass dem Deutschen Riesenschecken Aufmerksamkeit zuteilwurde, tat er so, als würde er nicht im Mindesten geliebt, sondern geschlagen und getreten, und bekäme niemals, aber auch niemals etwas zu essen. Die Rauhaardackeldame konnte da sehr theatralisch sein. Der Kommissar tätschelte ihr also ebenso liebevoll wie gerade eben dem Hasen den Kopf, was Sita mit einem zufriedenen Schnauben quittierte. Heiko hatte einen Holzkohlegrill aufgebaut und ihn mit einer selbst erfundenen Maschendrahtkonstruktion umstellt, damit seine Tiere nicht aus Versehen mit der heißen Glut in Berührung kamen. Heute gäbe es ein ›gscheites‹ Barbecue mit richtigem Fleisch und einem richtigen Holzkohlegrill. Für ihn, Lisa und Uwe, den er noch eingeladen hatte, quasi als Entschädigung für gestern. Denn Uwe war vom veganen Grillabend beinah noch schockierter gewesen als er selbst, wenn das überhaupt möglich war. Er hatte sich beim Metzger auch gleich eine ordentliche Ladung Kartoffelsalat einpacken lassen, denn zum Selbermachen war absolut keine Zeit mehr gewesen. Und er hatte einen Sixpack Bier in den Kühlschrank gestellt, richtiges Bier, Riedbacher Franken-Bräu. Sita schnupperte interessiert in Richtung der saftigen Fleischstücke, die er, sobald er heimgekommen war, mariniert hatte. Aber sie würde nichts abbekommen. Obwohl. Das nahm er sich jedes Mal vor, hielt es dann aber nie ein. Dazu liebte er den Köter viel zu sehr. Gut, dass der Hase kein Fleisch wollte, der kaute lieber an einem der Löwenzahnstängel, die Heiko in einer Ecke des Balkons drapiert hatte. Heiko war froh, dass er kein Hase war, denn sonst müsste er immer Gras und Gemüse fressen und bekäme niemals ein Steak. Oder Schweinebauch. Oder Spareribs. Hasen waren sozusagen lebenslange Zwangs-Veganer. Ein tristes Leben, dachte sich Heiko, auch wenn Alfred ganz zufrieden schien. Nun, er kannte es ja nicht anders. Es läutete, und Heiko ging zusammen mit Lisa, die in der Küche die Teller gerichtet hatte, zur Tür. Uwe hatte als Überraschung Eva dabei, Uwes Irgendwie-Freundin und Lisas

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