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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Bescheid geben, Bua«, meinte Doris und fuhr dann fort: »Wollt ihr nicht bald zusammenziehen? Ihr habt doch das Alter! Und Enkel will ich auch.«
    »Jetzt lass sie das doch selber entscheiden«, ging Werner dazwischen. »Erst mal: auf die Hammerschmiede!« Alle hoben ihre Gläser und tranken. »Sollen wir mal die Schmiede ankucken?«, schlug anschließend Sieger vor. Doris und Lisa warfen sich amüsierte Blicke zu. Die Schmiede war imposant, sicher. Aber sie hatten sie schon hundertmal gesehen. Vor allem war sie ein prima Männerspielzeug. So eine Sache von ›hätten wir vor 200 Jahren gelebt, wären wir auch so coole und starke Schmiede gewesen‹. Lisa achtete da eher auf die Details, wie zum Beispiel den eingravierten steinernen Schriftzug ›Soli Deo gloria‹ über dem Eingang. Jedes Mal erläuterte sie, das sei Latein und hieße ›Nur Gott gebührt die Ehre‹. »Geh mer mal rein?«, fragte Heiko, eher an die Männer gewandt. Lisa und Doris erhoben sich allerdings ebenfalls, um mitzugehen.

    Als sie den steinernen Türsturz durchschritten, wollte Lisa gerade das ›Soli Deo gloria‹ übersetzen, was Heiko aber diesmal grinsend übernahm. Das trug ihm einen giftigen Seitenblick seiner Freundin ein, was er im Halbdunkel der Schmiede jedoch gar nicht bemerkte. Die Atmosphäre in dem großen Raum war gleich mehrfach umwerfend. Die Luft war feucht und gleichzeitig stauberfüllt, es war unglaublich laut, sodass sich die Anwesenden einander zuneigten, wenn sie miteinander reden wollten. So oder so wurde nur leise geredet, und alle lauschten interessiert den gebrüllten Ausführungen des jungen Mannes, der gebeugt vor dem riesigen Hammer saß und ein metallenes Vierkantstück bearbeitete. Funken sprühten, wo der riesige Hammer mit dumpfem, aber seltsamerweise trotzdem unsagbar lautem Pochen auf das widerspenstige Metall niederkrachte. Die fünf Besucher drängten sich seitlich beim Eingang unter eine schmiedeeiserne Treppe, die eher wacklig aussah und wohl auch deshalb für den normalen Besucherverkehr gesperrt war. »Die Schmiede wurde 1804 von Carl Bäuerlein erbaut …« Lisa und Heiko, die die Ausführungen schon kannten, schlüpften unter der Treppe hindurch und wandten sich nach rechts zu dem Raum, in dem zahlreiche Riemen die Kraft des im Hintergrund tosenden Mühlrades auf die Hämmer übertrugen. »Und deshalb sagt man zum Feierabend auch Rääma roo «, erklärte der Hobby-Schmied gerade. »Rähma roh?«, wiederholte Lisa verständnislos und schickte Heiko einen fragenden Blick. »Riemen runter«, übersetzte Heiko und drehte ihren Kopf mit sanfter Gewalt in Richtung der Riemen, die sich surrend auf den Rädern drehten.
    »Ach so! Und wenn die Riemen unten sind, dann …«
    »… dann geht es nicht weiter. Ende. Aus. Feierabend halt.«
    »Ah, Rähma roh.«
    Heiko grinste. »So ähnlich, ja. Komm, wir schauen das Mühlrad an!« Sie durchquerten den kleinen Raum mit den Riemen und den Rädern und zwängten sich in das kleine Kabuff, wo sich das fast drei Meter hohe Mühlrad drehte. Schlagartig war die Luft klar und noch um einiges kühler. Schäumend toste das Wasser der Gronach über das wirbelnde Rad. Heiko zog Lisa an sich und versenkte sein Gesicht in ihrem duftenden Haar. Sogar hier in dem kühlen Raum duftete es schwach nach Vanille und Zitrone. »Hab dich lieb«, flüsterte er nah an ihrem Ohr, und Lisa lächelte.

    Eine Viertelstunde später saßen die fünf wieder auf ihren Bierbänken. Der Himmel war immer noch bewölkt, aber es war warm und schwül. Verhaltenes Donnergrollen war in der Ferne zu vernehmen, eine erste Feuchtigkeit in der Luft spürbar. Heiko und Lisa liebten dieses Wetter und dachten nicht daran, aufzubrechen. »Und, sonst?«, eröffnete Sieger das Gespräch. »Ja, recht«, antwortete Heiko. Lisa und Doris hatten gerade keine Lust auf Konversation nach Hohenloher Art und warfen sich einen entnervten Blick zu. »Neulich ist deinem Vatter was Komisches passiert«, erklärte Doris, um das Thema des bisher inhaltslosen Gespräches zu wechseln. »Was denn?«, wollte Heiko wissen.
    »Ou ja, des war tatsächlich komisch!«, gab Werner Wüst nun zu.
    »Hm?«, forderte Heiko auf. Sieger nahm einen Schluck Bier und stellte das Glas anschließend so schwungvoll ab, dass etwas von dem Gebräu auf den orangefarbenen Biertisch schwappte. Nachlässig wischte er mit der Hand darüber und diese dann an der Hose ab.
    »Neulich war ich angeln, du weißt ja, an unserem Weiher in Westgartshausen«,

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