Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fischland Mord - Küsten-Krimi

Fischland Mord - Küsten-Krimi

Titel: Fischland Mord - Küsten-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
wusstest, wohin zu zurückkehrst. Niemand
war erstaunter als ich, als sich rausstellte, dass du keine Ahnung hattest.«
    »Warum hast du nichts gesagt?«
    »Ich war kurz davor. Das erste Mal, als Jonas meinte, dass Heinz
dein Vater sein könnte, und später, als du mich deswegen angerufen hast. Aber
an dem Abend bei mir hattest du gesagt, dass Ulla ihr Geheimnis für sich
behalten hat und nicht wollte, dass du etwas über ihre Familie erfährst. Ich
fand, ich müsse das respektieren.« Paul räusperte sich. »Gleichzeitig erfuhr
ich wie nebenbei von ihrem Tod. Das traf mich völlig unvorbereitet. Was ist
passiert?«
    »Krebs.« Kassandra schluckte. »Wie ihre Schwester. Wie Karin.«
    Eine Minute blieb es still, bevor Paul sagte: »Ich
mochte sie sehr.«
    »Würdest du von Anfang an erzählen?«, bat Kassandra. »Wer ist mein
Vater?«
    Paul zuckte mit den Schultern. »Ich vermute, es war ein Student der
Seefahrtschule. Ulla hat nie darüber gesprochen. Es wusste niemand von ihrer
Schwangerschaft, nicht mal Karin, die damals schon mit Heinz verheiratet war.
Ich war nach dem Knast auch nicht gerade auf Rosen gebettet, vielleicht hat
sich Ulla deswegen gerade mir anvertraut, als hätten uns unsere Probleme
verbunden. Ulla wollte weg von ihrer Familie, weg aus Wustrow. Das war damals
kompliziert in diesem Land, man konnte nicht einfach kommen und gehen. Aber ich
kannte ein paar Leute …«
    Kassandra musste unwillkürlich lächeln.
    Paul erwiderte das Lächeln. »Jedenfalls lernte sie über Umwege
Reinhard Voß kennen. Das war nicht die große Liebe, aber sie hatten dieselben
Vorstellungen von ihrem Leben, dieselbe Idee, dass man mehr daraus machen
sollte. Ihre Familie fürchtete, dass Ulla früher oder später in Schwierigkeiten
kommen könnte – und sie mit ihr. Was das betraf, waren die alle gleich, kein
Wunder, dass Karin sich hatte anstecken lassen. Ulla brach jeden Kontakt zu
ihren Leuten ab, nur mir hat sie ein Jahr später kommentarlos ein Babyfoto
geschickt. Auf der Rückseite stand dein Name.«
    Kassandra trat zu Paul, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte.
»Warst du deshalb mit mir auf dem Kirchturm? Hast du deshalb gesagt, der
Ausblick hilft jedem, der hier verwurzelt ist?«
    Paul nickte. »Vorher dachte ich, du wolltest nicht, dass jemand
etwas über deine Familiengeschichte erfährt, genauso wenig wie du wolltest,
dass jemand Kassandra Larsen in dir erkennt. Die Art, wie du reagiert hast, hat
mir zum ersten Mal klargemacht, dass du nichts wusstest. Es hat dir trotzdem
geholfen, oder?«
    »Das lag nicht an dem Ausblick. Es lag an dir.«
    Paul schaute weg. »Das bildest du dir ein.«
    »Nein, Paul. Es hat bloß etwas gedauert, bis ich verstand, was das
bedeutet.«
    Zweifelnd sah Paul Kassandra an. »Begreifst du nicht, dass …«
    »Was?«, unterbrach sie ihn. »Dass das mit uns nichts
werden kann, weil du meine Mutter gekannt hast? Weil du ihr
geholfen hast, als sie es am nötigsten brauchte? Wie du mir gerade hilfst?
Paul, wir haben noch was zu erledigen mit Arnold, Degenhard und Menning und
vielleicht gerade keine Zeit, uns mit unseren persönlichen Dingen
auseinanderzusetzen. Aber wenn das alles vorbei ist, hätte ich gern, dass du
tust, was du vorhin tun wolltest, statt blödsinnige Argumente zu suchen, die
angeblich dagegen sprechen.« Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern wandte
sich um und verließ das Schlafzimmer.

25
    Kassandra wunderte sich, dass sie am nächsten Tag funktionierte. Wie
immer kümmerte sie sich um das Frühstück, die Zimmer, den Einkauf – und
zusätzlich um die Vorbereitungen zu Jonas’ Geburtstagsfeier. Arnold wusste ja
schon davon, obwohl sie neulich logischerweise nicht erwähnt hatte, dass die
Party heute stattfand. Trotzdem schien er nicht mehr misstrauisch zu sein.
Pauls Fähigkeit, lautlos Schmerzen wegzustecken, musste ihn von der Echtheit
des nächtlichen Auftritts überzeugt haben. Während Kassandra Salat schnippelte
und Steaks marinierte, fragte sie sich, ob diese Fähigkeit ein Überbleibsel der
Monate im Gefängnis war.
    Paul hatte bereits früh am Morgen das Haus verlassen, ohne dass sie
ihm noch einmal begegnet war, was Arnold zu einer bissigen Bemerkung veranlasst
hatte. Kassandra seufzte. Sie sollte weniger an Paul denken, sondern an das,
was ihnen am Abend bevorstand. Oder daran, dass sie hier in Wustrow unter
Umständen noch eine Familie hatte. Es gab so viel, wonach sie Paul fragen
musste, nur hatte sie das gestern erschreckend wenig

Weitere Kostenlose Bücher