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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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die Arme laufen, falls er gerade abhauen will. Schätzungsweise wird er selbst auf dem Weg das Haus betreten haben. Trotzdem hast du recht, unauffälliger wäre es.«
    Leise schlichen sie durch die Lücke im Zaun zum Kellereingang auf der anderen Seite des Hauses. Mit der Taschenlampe begutachtete Paul das Schloss, das keine Einbruchspuren zeigte. »Offenbar hat sich unser Mann oder unsere Frau doch für die Haustür entschieden«, flüsterte er. Leise schloss er auf und lauschte, erst danach trat er in den Kellergang. An der Treppe blieb er wieder stehen und winkte Kassandra, ihm zu folgen. Sie wollte nicht wirklich hier sein, aber um nichts in der Welt hätte sie Paul allein gehen lassen, sie wäre gestorben vor Angst um ihn. Vorsichtig nahmen sie eine Stufe nach der anderen, von oben war nichts zu hören.
    Die Tür zum Flur stand einen Spaltbreit offen. Paul schob sie Zentimeter für Zentimeter auf, sie quietschte ganz leicht. Endlich standen sie in der Diele, Kassandra dicht neben Paul, der mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit sah.
    Immer noch war nichts zu hören, dennoch spürte sie, dass etwas anders war als sonst, ohne dass sie die Ursache dafür hätte benennen können. Paul ging es offensichtlich ähnlich. Er stand einige Sekunden absolut regungslos, dann zeigte er auf die nur angelehnte Tür zum Wohnzimmer. Äußerst langsam bewegte er sich vorwärts. Erst nach zwei, drei Schritten erkannte Kassandra einen sehr schwachen, flackernden Lichtschein, der von der Kellertreppe aus noch nicht zu sehen gewesen war. Als Paul unmittelbar vor der Tür stand, bedeutete er ihr, etwas mehr Abstand zu halten. Sie wich einen Schritt zurück, und er trat mit Wucht dagegen. Im selben Augenblick, in dem von drinnen ein erschrockener Ausruf erklang, hieb er mit der Linken auf den Lichtschalter.
    Nach der Dunkelheit im ganzen Haus schien das Deckenlicht gleißend hell. Kassandra musste die Augen schließen und erwartete dabei einen Schlag, einen Kampf, einen Schuss. Doch nichts geschah. Sie öffnete die Augen und starrte wie Paul fassungslos auf die Gestalt, die mit angezogenen Knien in einem Sessel kauerte und mindestens ebenso fassungslos zurückstarrte.
    Paul verschränkte die Arme vor der Brust. »Dafür hätte ich jetzt wirklich gern eine Erklärung. Was zum Teufel tust du hier?«
    Mirko streckte seine Beine aus, stand auf und bückte sich, um seine am Boden liegende Jacke, den Schal und die Handschuhe aufzuheben. »Geht dich überhaupt nichts an.«
    Â»Da bin ich anderer Ansicht.« Er versperrte Mirko den Weg, der sich an ihm vorbei zur Tür schieben wollte.
    Â»Lass mich durch.«
    Â»Das hättest du gern. Kassandra, ruf die Polizei.«
    Kassandra machte einen Schritt auf Heinz’ Anrichte zu, auf der das Telefon stand. Sie ahnte, dass Paul Mirko nur aufschrecken wollte, schließlich hatte er vorhin noch gesagt, dass er ihn selbst bearbeiten und das nicht Dietrich überlassen wollte.
    Â»Scheiße, wieso? Ich hab nichts getan, ich hab bloß hier gesessen«, protestierte Mirko.
    Â»Du bist eingebrochen.«
    Â»Nein.«
    Â»Wie bist du sonst reingekommen? Durchs Schlüsselloch? Entweder du erklärst uns , was du hier wolltest – oder der Polizei.«
    Â»Das ist Erpressung.«
    Â»Ich würde eher sagen, ich lasse dir freundlicherweise die Wahl.«
    Â»Aus mir kriegt niemand was raus, weder du noch die Cops.«
    Kassandra stellte das Telefon wieder auf die Station und trat auf Mirko zu. Sie stand so dicht vor ihm, dass sie seinen leicht nach Alkohol riechenden Atem wahrnahm – und die rot unterlaufenen Augen. Mirko hatte geweint, auch wenn das schon etwas her war.
    Â»Vielleicht willst du es mir erzählen?«, fragte sie und duzte ihn ganz automatisch. »Du warst einer der wenigen, die mir gesagt haben, wie leid ihnen das mit Heinz tut.« Sie wünschte, sie hätte die Bedeutung sofort verstanden.
    Mirko schluckte, und Kassandra glaubte schon, er würde nachgeben, doch stattdessen sagte er: »War bloß Höflichkeit. Lasst mich gehen. Ich hab nichts getan.«
    Â»Mirko. Du hast hier bestimmt nicht im Licht der Kerzen gesessen, weil Heinz’ Schicksal dir egal ist.« Sie trat noch näher an ihn heran, sodass er gezwungen war, einen Schritt rückwärts zu gehen. Dabei stieß er an den Tisch, auf dem Kassandra erst jetzt neben den beiden

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