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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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ausgesehen, daher nahmen sie Monas Vorschlag an, die sich zu ihnen gesellte und sie mit ein paar Anekdoten aus dem Geschäft in Stralsund unterhielt. In der danach entstehenden Pause erkundigte sie sich vorsichtig nach Saschas Beerdigung und reagierte erschrocken auf Margarethe Freeses Krankenhausaufenthalt. Anderthalb Stunden später verließen Paul und Kassandra das Restaurant, nachdem Inga ihnen von Weitem gut gelaunt zugewinkt hatte. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich bis zum nächsten Tag zu gedulden und zu hoffen, dass Ralf nicht schneller war als sie. Mirkos Mobilnummer hatte Paul nicht.

19
    Der Weg zu Kassandras Kapitänshaus in der Lindenstraße war kürzer als der zu Paul, sodass sie beschlossen, die Nacht bei ihr zu verbringen. Kassandra hatte noch nicht ganz die Haustür aufgeschlossen, da hörte sie ihr Telefon läuten und überließ es Paul, das Licht einzuschalten und die Tür wieder zu schließen.
    Â»Hallo, Frau Voß, ist Ihr Handy nicht in Ordnung?«, fragte Dietrich. »Ich hab es ein paarmal versucht, es sprang immer nur die Mailbox an.«
    Â»Wahrscheinlich der Akku, das passiert mir hin und wieder. Sie hätten bei Paul anrufen sollen, der ist sorgfältiger in solchen Sachen.«
    Dietrich lachte. »Nächstes Mal. Ich wollte Herrn Freese nicht stören für den Fall, dass er doch noch in Schwerin bleiben musste. Hat er sich den Film schon ansehen können?«
    Â»Das und was dabei rausgekommen ist, erzählt er Ihnen am besten selbst, ich geb Sie gleich weiter. Haben Sie inzwischen mit Heinz gesprochen?«
    Am anderen Ende zögerte Dietrich einen winzigen Moment. »Nein.«
    Etwas in diesem Wort verursachte ein flaues Gefühl in Kassandras Magengegend. »Warum nicht?«, fragte sie, während sie mit dem Telefon in die Küche ging, wo Paul ihnen gerade Wein einschenkte und Kassandras Glas auf ihren Platz stellte.
    Â»Es tut mir leid«, sagte Dietrich, wieder mit einem kleinen Zögern, »ich weiß, ich hatte es versprochen, aber ich bin einfach nicht dazu gekommen.«
    Kassandra betrachtete das tiefe Dunkelrot des Weins, ohne es zu sehen. Das flaue Gefühl in ihrer Magengegend verstärkte sich.
    Â»Sind Sie noch dran?«, fragte Dietrich.
    Â»Ja. Sie sind kein besonders guter Lügner. Was ist mit Heinz?« Sie sah, dass Paul besorgt den Blick hob, und hörte gleichzeitig Dietrich zu einer Antwort ansetzen. Trotzdem dauerte es noch etwas, bis er sich dazu überwand.
    Â»Polizisten sind hinter Gittern nicht sehr beliebt. Ihr Onkel hatte außerdem das Pech, an einen alten Bekannten zu geraten, der sich nur äußerst ungern an ihn erinnerte.« Dietrich hielt kurz inne. »Er wurde von dem Mann und zwei seiner Kumpel zusammengeschlagen, fürchte ich.«
    Kassandra schloss die Augen und spürte gleich darauf Pauls Hand auf ihrer Schulter. Er bugsierte sie zu einem Küchenstuhl, auf den sie sich sinken ließ. Seine Nähe gab ihr die Kraft zu fragen: »Wie schlimm ist es?«
    Â»Ein blaues Auge, jede Menge Prellungen am ganzen Körper und zwei gebrochene Rippen. Es hätte schlimmer kommen können. Trotzdem hat mich der Arzt nachdrücklich gebeten, Heinz Jung heute in Ruhe zu lassen.«
    Â»Zwei gebrochene Rippen, und es hätte schlimmer kommen können?«, wiederholte Kassandra entsetzt.
    Â»Der Knast ist kein Kindergarten. Verzeihung, das sollte nicht so herzlos rüberkommen, wie es geklungen hat – es wird Zeit, dass wir Heinz Jung da rauskriegen. Wenn der Film weiterhelfen könnte, würde ich gern wissen, wie.«
    Â»Ja. Klar.« Sie reichte das Telefon an Paul weiter, hörte aber nicht mehr richtig zu, was die beiden redeten. Stattdessen starrte sie vor sich hin, trank Schluck für Schluck den Wein, goss sich nach und trank ein weiteres halbes Glas, bis sie mitbekam, dass Paul dabei war, sich von Dietrich zu verabschieden. Sie gab ihm ein Zeichen, dass sie Dietrich selbst noch mal sprechen wollte.
    Â»Werden Sie Heinz morgen sehen können?«, fragte sie.
    Â»Ich ihn auf jeden Fall. Kann natürlich sein, dass er mich nicht sehen will und wieder vor sich hin schweigt.«
    Kassandra ahnte, dass er sie mit seinem munteren Tonfall aufheitern wollte. »Es ist vermutlich besser, wenn Heinz nicht weiß, dass Sie und wir gemeinsam unser eigenes Süppchen kochen, aber könnten Sie ihn trotzdem irgendwie wissen lassen, dass …

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