Fischland-Rache
veränderte. »Was?«
»Weià Mirko von der Stasi-Vergangenheit seines Vaters?«
»Von mir nicht. Wie kommst du darauf?«
»Der Streit, wegen dem Ralf an dem Abend vor dem âºFischLänderâ¹ auf Mirko gewartet hat. Er muss schlimmer gewesen sein als die vorherigen, sonst hätte er dich kaum um diesen Gefallen gebeten. Ich nehme an, es kann schon mal richtig knallen, wenn der Sohn erfährt, dass der Vater andere Leute bespitzelt hat. Vielleicht weià Mirko es von Inga, und Ralf ist deswegen nicht gut auf sie zu sprechen.«
»In Michas Akten gab es auÃer Saschas Alias Dzierzynski noch zwei weitere Namen, aber keinen IM  Feliks. Die Stasi wäre nicht die Stasi gewesen, wenn deren Erbsenzähler nicht jedes noch so unwichtige Detail notiert hätten. Die hätten kaum vergessen, Ralfs Tätigkeit zu erwähnen, also gehe ich davon aus, dass Inga darüber nicht informiert ist. â Da ist er ja wieder.« Paul zeigte nach vorn in Richtung OsterstraÃe, wo Ralf Peters auf seinen Wagen zuging. Er blieb kurz vor dem Volvo stehen und starrte in den dunklen Himmel. Dann senkte er den Kopf und legte die Stirn auf das Dach des Wagens, wie um sie zu kühlen. Die Geste hatte etwas Rührendes, Kassandra bekam beinah Mitleid mit Peters.
»Hat er gefunden, was er gesucht hat?«, fragte sie.
Vor ihnen stieg Ralf Peters in seinen Volvo und verharrte ein paar Sekunden reglos hinter dem Steuer, bis er den Motor startete und losfuhr. Wieder hielt Paul Abstand, während er ihm folgte. »Wie wäre es damit: Mirko weià zwar nichts über Ralfs IM -Vergangenheit, wohl aber von Inga alles über Saschas Machenschaften. Was, wenn Ralf weiÃ, dass Mirko das weiàâ und befürchtet, dass sein Sohn Inga nicht nur liebt, sondern sich von ihr auch in einen Mord hat hineinziehen lassen?«
»Oder das nicht nur befürchtet, sondern sogar weiÃ, dass Mirko Ingas Komplize war? Deshalb die Antipathie ihr gegenüber, deshalb der Streit?«, ergänzte Kassandra. »Was, wenn Ralf Mirko vorhin warnen wollte, weil wir aufgetaucht sind und Andeutungen über ihn gemacht haben? Vielleicht vermutet er sogar, dass wir Mirko verdächtigen, mit dem Mord zu tun zu haben. Er dürfte schlieÃlich wissen, dass wir uns schon mal in Polizeiermittlungen eingemischt haben. Als er ihn nicht erreichen konnte, wollte er auf andere Weise erfahren, ob es belastende Beweise gibt.«
Paul achtete konzentriert auf die Wagen vor ihm, damit er Ralf Petersâ Volvo nicht aus den Augen verlor. »Was wir hier gerade konstruieren, klingt ein bisschen nach zu viel Einbildungskraft. Aber nicht unmöglich. Ich sagâs ungern, aber wir müssen mit Mirko reden, bevor Ralf es tut.«
»Sollte das nicht lieber Dietrich in die Hand nehmen?«
»Nein, ich mach das. Mirko kann eine harte Nuss sein, er lässt sich nicht einschüchtern, nur weil ein Polizist vor ihm sitzt. Mit Mirko muss man anders umgehen.« Als Peters in den Bernhard-Seitz-Weg einbog, fuhr Paul daran vorbei. »Wir können uns sparen, weiter hinter Ralf herzuspionieren, er fährt bloà nach Hause.« Er wendete auf dem Parkplatz der Kaufhalle und brauste zurück nach Wustrow.
Im »FischLänder« erwartete sie eine Ãberraschung.
»Hallo, ihr beiden, habt ihr gerochen, dass ich hier bin?«, begrüÃte sie Mona und stand von ihrem Barhocker an der Theke auf.
»Nein«, antwortete Kassandra verdutzt. Sie hatte mit einigem gerechnet, mit Unangenehmem vor allem, weil es ihr noch immer ein Rätsel war, wie Paul Mirko zu einem Gespräch bringen wollte, ohne dass Mirko ahnte, worauf er hinauswollte. Mona hatte sie nicht auf dem Schirm gehabt. »Hast du dich mit Inga ausgesprochen?«, fragte sie.
»Hab ich vor. Mirko hat heute seinen freien Tag, das wollte ich ausnutzen, und hier bin ich. Das Beste ist: Inga scheint froh zu sein, mich zu sehen.«
Im ersten Augenblick wusste Kassandra nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie hätte sich gern für Mona gefreut, aber wenn sie mit ihrer Theorie recht behielten, bestand dazu wahrlich kein Anlass. Andererseits durften sie nicht die Pferde scheu machen, sondern mussten sich davor hüten, sich etwas anmerken zu lassen.
Mona sprach schon weiter. »Es sind noch zwei Tische frei, setzt euch doch und bestellt was Gutes.«
Mit einer fadenscheinigen Ausrede wieder zu gehen, hätte merkwürdig
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