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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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Geld verdienen, damit ich während des Studiums nicht zu viele Nebenjobs machen muss.«
    Paul wollte etwas sagen, doch Mirko ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Du glaubst, dass ich das nicht gründlich durchdacht habe. Doch, hab ich. Ich weiß, dass ich das durchziehen werde.«
    Â»Das meinte ich gar nicht«, widersprach Paul. »Ich wundere mich nur, dass Ralf sich gegen deinen Entschluss sperrt. Er müsste doch froh sein, dass du endlich was«, er hob beide Hände, um Gänsefüßchen anzudeuten, »Vernünftiges machen willst.«
    Â»Ihm ist nichts recht, was nicht von ihm kommt«, stellte Mirko fest. »Ich könnte mir sogar vorstellen, dass ihm Heinz im Gefängnis ganz gut in den Kram passt.«
    Â»Aber dir nicht«, sagte Kassandra, die sich fragte, ob Heinz in Mirko so etwas wie den Sohn sah, den Karin ihm nicht hatte schenken können, und ob das so kostbar für ihn war, dass er nie darüber geredet hatte. »Warum kann er Sascha nicht getötet haben?«
    Als hätte Mirko ihre Gedanken gelesen, sagte er, ohne auf ihre Frage einzugehen: »Manchmal hat er von dir gesprochen. Er kann immer noch nicht ganz fassen, dass er eine Nichte hat, noch dazu eine, der was an ihm liegt. Es ist schwer für ihn, überhaupt über das zu reden, was ihn bewegt, und die einzige Frau , mit der über alles hat reden können, war Karin.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und schloss die Augen. »Wir haben nie telefoniert – zuerst trafen wir uns mehr oder weniger zufällig auf unseren Spaziergängen, später verabredeten wir uns bei jedem unserer Treffen für das nächste. Heinz hat mich nur ein einziges Mal angerufen – im ›FischLänder‹ am Abend vor dem Mord. Er war völlig fertig und sprach schleppend, als hätte er getrunken, und er war nicht zu Hause – im Hintergrund hörte ich Stimmengewirr und Musik. Er bat mich, bei ihm vorbeizukommen, sobald ich konnte. Ich war um Viertel vor elf da, er hatte ganz klar getrunken, aber er wollte mir nicht sagen, warum. Er wollte bloß weg, an irgendeinen Ort, der nicht Wustrow war, mehr kriegte ich nicht aus ihm raus. Also stiegen wir in meinen Wagen und fuhren los in Richtung Rostock, das heißt, ich fuhr, Heinz saß bleich neben mir und schwieg. Ich weiß nicht, wo er mit seinen Gedanken war, aber das Erste, was er sagte, war verrückterweise, dass wir tanken müssen. Ich hatte nicht mal auf den Benzinstand geachtet. Da …«
    Â»Stopp mal«, unterbrach ihn Paul. »Hast du die Quittung noch?«
    Â»Quittung? Wozu?«
    Â»Weil wir deine Geschichte womöglich beweisen müssen und ich bezweifele, dass Tankstellen die Aufzeichnungen ihrer Überwachungssysteme so lange aufbewahren.«
    Â»Wieso beweisen? Ich hab gesagt, ich erzähle es euch, nicht der Polizei.«
    Â»Hör dir mal selbst zu, Mirko«, fuhr Paul auf. »Du kannst nicht im Ernst Jurist werden wollen und gleichzeitig in Kauf nehmen, dass jemand unschuldig im Knast sitzt, wenn du alle Möglichkeiten in der Hand hast, das zu verhindern! Hast du nicht vorhin was von Gerechtigkeit gesagt?«
    Mirko biss sich auf die Lippe und zuckte etwas trotzig mit den Schultern. »Heinz hat bezahlt.«
    Ohne große Hoffnung ging Kassandra hinüber in den kleinen Raum, den Heinz als Büro nutzte. Unter dem Schreibtisch stand wieder sein  PC , den die Polizei erfolglos durchkämmt hatte, daneben auf einem Aktenbock der Waffenschrank, den sie beklommen mit ihrem Blick streifte. Dann konzentrierte sie sich auf das Wandregal mit den Ordnern, in denen Heinz sorgfältig alles abheftete – Steuer, Versicherungen, Rechnungen. Darin fanden sich jedoch nur Rechnungen über größere Anschaffungen. In der oberen Schreibtischschublade schließlich lagen Bons für Lebensmitteleinkäufe und Ähnliches. Fündig wurde sie nicht, was sie auch gewundert hätte – sicher war die Polizei gründlich gewesen und hätte so etwas kaum übersehen.
    Zurück im Wohnzimmer, verkündete sie das Ergebnis ihrer Suche: »Nichts.«
    Â»Wartet mal«, sagte Mirko. Er griff in seine Hosentasche, um sein Portemonnaie hervorzuholen. »Ich hatte das ganz vergessen, gerade fällt mir wieder ein, dass Heinz die Tankfüllung mit Karte gezahlt hat, aber auf halbem Weg noch mal zurückging, um was zu trinken zu besorgen. Das hat er bar bezahlt, mir

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