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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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dass ich ihn vermisse?«
    Â»Sicher. Machen Sie sich nicht so viele Sorgen. Ihr Onkel ist gut in Form für seine dreiundsechzig, sagt der Arzt. Der übersteht das locker.«
    Nicht lange nach diesem schockierenden Telefonat lag Kassandra vollkommen erschöpft im Bett. Sie war gleichzeitig müde und hellwach und wünschte den Männern, die Heinz zusammengeschlagen hatten, alle Qualen dieser Welt. Paul nahm sie wortlos in die Arme und hielt sie. Das Zittern in ihrem Körper ebbte ab, sie beruhigte sich und glitt allmählich in den Schlaf hinüber.
    Als sie aufwachte, wusste sie nicht, wie viel Zeit vergangen war. Eine Weile versuchte sie, wieder einzuschlafen, horchte auf Pauls ruhige Atemzüge, zählte abwechselnd Schafe und Möwen, doch es half nicht. Die Gedanken an Heinz und schließlich auch Mirko, Ralf, Inga und sogar Mona ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Vorsichtig entzog sie sich Pauls Armen, erhob sich leise und ging über den kalten Flur ins Wohnzimmer, wo sie die Leselampe anknipste und sich mit einem Buch und einer Decke in die Sofaecke kuschelte. Sie hatte Pauls »Seegeflüster« erst einmal als fertiges Buch gelesen, und sie las alle Hardenberg-Bücher mindestens zweimal.
    Trotz der widrigen Umstände dauerte es nicht lange, bis sie vollkommen gefesselt war – das war schon immer so gewesen, Jahre bevor sie Paul gekannt, geschweige denn gewusst hatte, wer sich hinter ihrem Lieblingsschriftsteller verbarg. Erst nach der dritten Geschichte sah sie auf, weil sie aus den Augenwinkeln etwas wahrgenommen hatte. War da draußen ein Lichtschein gewesen? Sie legte das Buch zur Seite, knipste die Leselampe aus und trat an die Terrassentür. Ihre Augen brauchten ein wenig, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Im Garten schien alles normal zu sein, er lag friedlich vor ihr.
    Da sah sie es. Drüben in Heinz’ Haus bewegte sich etwas hinter der Gardine. Der Mond leuchtete in das Fenster, und Kassandra war sich sicher, dass dort jemand stand – wie sie jetzt im Dunkeln –, doch vorhin musste kurz das Licht gebrannt haben, vielleicht, damit die Person sich im Raum orientieren konnte. Die Gardine bewegte sich, Kassandra bemerkte einen Schatten, der sich in den Raum zurückzog. Was sollte sie tun? Die Polizei rufen?
    Sie lief ins Schlafzimmer, wo Paul unruhig geworden war. Er atmete stoßweise, und als sie ihn berührte, saß er mit einem Schlag aufrecht im Bett, sodass sie zurückfuhr.
    Â»Sascha, nein, das geht nicht! Das …« Paul blinzelte, begriff, wo er war, und schaltete sofort um. »Kassandra? Ist was passiert?«
    Sie hatte Mühe, so schnell mitzukommen, zu überrascht war sie von dem, was er im Schlaf gesagt hatte. »Was geht nicht?«, fragte sie.
    Verständnislos sah Paul sie an.
    Â»Du hast gesagt ›Sascha, nein, das geht nicht‹«, erklärte sie. »Was geht nicht?«
    Paul zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich muss geträumt haben. Hast du mich deshalb geweckt?«
    Für einen Schreckmoment hatte sie ganz vergessen, warum sie hergekommen war. Sie schüttelte den Kopf. »Da ist jemand drüben bei Heinz.«
    Â»Was?« Paul schwang die Beine aus dem Bett, streifte seine Jeans und sein T-Shirt über und folgte ihr ins Wohnzimmer, von wo aus er das Haus nebenan beobachtete, ohne etwas Auffälliges zu sehen. »Bist du sicher?«
    Â»Hundertprozentig. Zumindest war da vorhin jemand, kann natürlich sein, dass sich derjenige inzwischen aus dem Staub gemacht hat.«
    Paul wandte sich von der Terrassentür ab. »Ich geh nachsehen.«
    Im Schlafzimmer zog er sich einen Pullover über sein T-Shirt und schlüpfte in seine Schuhe. Als Kassandra ebenfalls begann, sich anzuziehen, machte er eine entschieden abwehrende Handbewegung. »Ich sagte, ich geh nachsehen. Du bleibst hier.«
    Â»Ganz bestimmt nicht.«
    Â»Wer hat noch behauptet, ich wär stur? Also schön, aber du bleibst hinter mir. Hast du Heinz’ Schlüssel?«, fragte er auf dem Flur.
    Aus der kleinen Muschelschale, die auf dem Dielenschränkchen stand, nahm Kassandra einen Schlüsselring und klimperte mit den daranhängenden Schlüsseln. »Ja, aber wir sollten nicht vorn rein. Wir schrecken den Einbrecher bloß auf, wenn wir die Haustür aufschließen. Lass uns die Kellertür nehmen und über die Treppe hochgehen.«
    Â»Kann sein, dass wir ihm da in

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