Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
Vom Netzwerk:
»Sie haben gerade auch von Frau Voß gesprochen, heißt das, sie war ebenfalls bei Herrn Ewald?«
    Â»Ja.«
    Kassandra hoffte, dass weder Dietrich noch Harms die winzige Pause vor diesem Wort bemerkt hatten, und war froh, dass sie hier oben saß, damit sie bei ihrer eigenen »informatorischen Befragung« dasselbe sagen konnte. Was dachte sich Paul dabei?
    Â»Trotzdem waren Sie beide schon früh wieder unterwegs. Sie sogar schon länger, Ihren nassen Haaren nach zu urteilen«, meinte Dietrich.
    Â»Wenn ich die ganze Nacht gearbeitet habe, kann ich mich nicht einfach hinlegen und schlafen«, sagte Paul.
    Das zumindest ist die Wahrheit, dachte Kassandra.
    Â»Als mir Frau Voß in die Arme lief«, fuhr Dietrich fort, »hat sie anscheinend befürchtet, dass das, was da passiert war, mit Ihnen zusammenhing. Jedenfalls wusste sie sofort, was ich meinte, als ich sagte, es täte mir leid. Haben Sie eine Vorstellung, warum das so war?«
    Paul zögerte nur kurz. »Weil Sascha und ich gestritten hatten. Und Sascha ist sehr … ausfallend geworden.«
    In Kassandras Gegenwart war Sascha keineswegs ausfallend geworden, aber sie begriff, dass Saschas unterschwellige Drohungen besser unerwähnt blieben. Harms hatte Paul ja sowieso schon im Visier.
    Â»Worum ging’s?«, fragte Dietrich.
    Kassandra hörte Schritte. Als Paul wieder sprach, kam seine Stimme von der Fensterfront. »Um Geld.«
    Â»Könnten Sie das präzisieren?«, verlangte Harms.
    Â»Ich habe meinen Bruder seit fünfzehn Jahren nicht gesehen«, antwortete Paul unwirsch. »Ich weiß nicht, wo er lebte, ich weiß nicht, was er tat. Es hat mich auch nicht interessiert. Ich kann Ihnen daher nicht sagen, weshalb er Geld brauchte, nur, dass es so war.«
    Â»Sie haben sich geweigert, ihm zu helfen«, konstatierte Dietrich.
    Â»Allerdings.«
    Â»Um wie viel handelte es sich denn?«, fragte Harms.
    Â»Um mehr, als ich habe. Aber selbst wenn ich so viel besäße, hätte ich mich geweigert. Wenn mein Bruder in der – verzeihen Sie die drastischen Worte –, in der Scheiße sitzt, hat er sich garantiert selbst reinmanövriert. Er sollte zusehen, wie er da selbst wieder rauskommt.«
    Â»Das bleibt ihm ja nun erspart«, sagte Harms süffisant.
    Dietrich erhob sich. »Das wäre erst mal alles. Das heißt, fast. Soweit ich weiß, ist Ihr Vater verstorben, aber Ihre Mutter muss informiert werden. Ist es Ihnen lieber, wenn wir die Nachricht überbringen, oder möchten Sie das tun?«
    Zum ersten Mal legte sich ein Schatten der Trauer über Pauls Stimme. »Ich mache das.«
    Â»Gut. Wir werden natürlich trotzdem noch mit ihr reden müssen, ebenso wie mit Herrn Ewald und Frau Voß. Wenn wir weitere Fragen an Sie haben, melden wir uns.«
    Nachdem Dietrich und Harms gegangen waren, kam Kassandra die Treppe hinunter. Paul stand mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt und schaute ihr entgegen. Es wunderte sie, dass er nicht überrascht war, doch sein Blick ging zu ihren Schuhen, die nicht hier gestanden hätten, wenn sie in ihrer Pension gewesen wäre. Sie wartete auf eine Erklärung. Die nicht kam. Stattdessen stieß sich Paul von der Tür ab und sagte: »Bin gleich wieder da.« Ohne etwas überzuziehen, verließ er das Haus, und Kassandra beobachtete ratlos, wie er bei den Nachbarn klingelte, eingelassen wurde und ein paar Minuten später wieder herauskam.
    Â»Ich dachte, es kann nicht schaden, wenn Bruno dir auch gleich ein Alibi gibt«, sagte er, als er wieder vor ihr stand. »Musste ihn nur entsprechend instruieren, was ich lieber nicht von meinem Telefon aus tun wollte.«
    Â»Danke, das ist sehr … umsichtig von dir.« Kassandras bewusst gesetzte Pause ließ Paul aufhorchen.
    Â»Ja, ich weiß, das ist falsch, aber wahrscheinlich warst du die ganze Zeit im Bett und hast, hoffe ich wenigstens«, er grinste etwas schief, »keinen Zeugen dafür. Bevor Dietrich wieder auf die Idee kommt, du könntest was mit einem Mord zu tun haben, wollte ich vorsorgen.«
    Â»Aha. Du hast Bruno also ausschließlich meinetwegen angerufen.«
    Paul runzelte die Stirn, sagte aber weder ja noch nein.
    Â»Wo bist du gewesen letzte Nacht?«, fragte Kassandra leise.
    Â»Wo ich …« Paul verschränkte die Arme vor der Brust. »Heißt das, du glaubst nicht, dass ich bei Bruno

Weitere Kostenlose Bücher