Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
Vom Netzwerk:
fanden sich, hielten sich fest, er strich ihr die Haare aus dem Gesicht, die der Wind ihr zum hundertsten Mal in die Augen fegte. Nach einem kaum wahrnehmbaren Nicken wandte er sich um und ging auf das Haus zu.
    Â»Frau Voß«, sagte Dietrich neben ihr leise, »glauben Sie mir, wenn ich eine andere Möglichkeit sähe, würde ich sie nutzen. Aber die Zeit drängt. Wir wissen nicht, wie lange sich Peters noch hinhalten lässt.«
    Â»Ja, das ist mir klar«, sagte sie zittrig, nahm ihren Blick aber nicht von Paul, der das »FischLänder« erreicht hatte.
    An der grünen Tür, die in der Dunkelheit genauso gut schwarz hätte sein können, hielt er inne und hämmerte an das Holz. »Ralf? Ich bin’s, Paul. Kann ich reinkommen?«
    Die Antwort bestand für Kassandra nur aus dumpfen Tönen, aber es musste mehr sein als eine Aufforderung, weil Paul nicht nur vor der Tür stehen blieb, sondern sich auch seine Körperhaltung veränderte. Er richtete sich kerzengerade auf, erwiderte jedoch nichts auf das, was Ralf Peters gesagt hatte. Wieder erklang etwas Dumpfes aus dem Innern des Hauses.
    Â»Nein«, rief Paul. »So kommen wir nichts ins Geschäft. Du hast gesagt, du willst mich sehen, ich bin hier. Mehr ist nicht drin.«
    Dietrich und Kassandra sahen sich an. Dietrich versuchte zwar, ihr zu bedeuten, sie solle hier warten, doch das machte auf Kassandra keinen Eindruck. Bei Ralf Peters’ nächster Antwort standen sie beide dicht genug an der Tür, um ihn zu verstehen.
    Â»Dann stirbt Bruno Ewald.«
    Paul hatte bemerkt, dass Dietrich und Kassandra bei ihm waren, doch er beachtete sie nicht, sondern rief durch die Tür: »Bruno, bist du in Ordnung?«
    Â»Ja«, kam es zurück. »Tu das nicht, Paul! Ich …« Offensichtlich wurde er von Peters am Weitersprechen gehindert.
    Â»Was will er?«, flüsterte Dietrich.
    Paul ignorierte ihn. »Bruno?«, rief er stattdessen, während er seine Hand auf das Holz der Tür legte, als könnte er auf diese Weise sehen oder fühlen, wie es Bruno ging.
    Â»Ãœberleg’s dir, Paul«, rief Peters.
    Paul drehte sich um, seinen Blick auf Dietrich gerichtet. »Er will, dass Kassandra mit reinkommt.«
    Â»Hat er gesagt, warum?«, fragte Dietrich scheinbar unbeeindruckt.
    Â»Nein. Es ist unerheblich, warum. Das kommt nicht in Frage.«
    Â»Ist das nicht meine Entscheidung?« Kassandra war alles andere als wohl bei dem Gedanken – aber tief in sich drin gestand sie sich ein, dass sie Peters dankbar war. Mit Paul im »FischLänder« zu sein, war eine Million mal besser, als draußen zu stehen und nicht zu wissen, was drinnen geschah. »Lass uns gehen.«
    Â»Nein«, sagte Paul.
    Â»Sei nicht so stur! Denk an Bruno.«
    Â»Das tue ich. Und ich denke an dich. Du gehst da nicht rein.«
    Â»Es wäre einen Versuch wert«, sagte Dietrich. »Sie werden zu viert sein, während Ralf Peters allein ist. Ich sage nicht, dass es das ungefährlich macht, und mir wäre eine andere Lösung auch lieber, aber wenn Frau Voß das Risiko eingehen will, sollten Sie um Herrn Ewalds willen zustimmen. Wir werden in der Zwischenzeit hier draußen weiter an einem Ausweg arbeiten.«
    Zweifelnd schaute Paul zwischen ihm und Kassandra hin und her. Als sie noch einmal nickte, gab er sich geschlagen. Wieder hämmerte er gegen die Tür. »Ralf? Wir kommen jetzt rein.«
    Â»Mach die Tür langsam auf.«
    Während Paul Ralf Peters’ Anweisungen folgte, schaute Kassandra kurz zurück. Dietrich formte ein »Viel Glück« mit seinen Lippen, weiter hinten auf dem Bürgersteig stand Mirko, der sie beobachtete und an dem sich gerade ein Polizist vorbeischob, um auf Dietrich zuzugehen. Sie hatte keine Zeit mehr zu hören, was er wollte. Paul nahm ihre Hand, betrat mit ihr gemeinsam das Restaurant und schloss die Tür hinter ihnen.
    In der Mitte des Gastraumes saßen Heinz, Bruno und Ralf Peters an einem Tisch. Es hätte alles ganz normal aussehen können. Heinz saß links, vor sich ein Schälchen mit einem Rest Crème Brûlée. Abgesehen von seinem zerrissenen Sakkoärmel schien ihm nichts zu fehlen. Sein Gesicht war eine Maske, Kassandra konnte nicht sagen, was er dachte, ob er wütend oder ratlos war, und sie schätzte, dass das seine Absicht war. Auch Ralf Peters sollte nicht erraten, was in ihm vorging. Neben Heinz

Weitere Kostenlose Bücher