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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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saß Bruno, mit dem Gesicht zu ihnen gewandt, und direkt dahinter Ralf Peters, der ihn mit dem linken Arm umklammerte und ihm mit der rechten Hand ein Messer an den Hals drückte. Dietrichs Vermutung stimmte, aus Brunos Schulter quoll Blut hervor, nicht viel, aber stetig. Sein Gesicht war fahl, er hatte die Augen geschlossen.
    Â»Lass ihn los«, bat Paul, ohne sich einen Schritt auf Peters zuzubewegen. »Bitte, Ralf.«
    Peters schüttelte den Kopf. »Ihr seid mir ein bisschen zu viele dafür.«
    Â»Das hast du so gewollt«, erinnerte ihn Paul.
    Â»Richtig. Aber das heißt ja nicht, dass ich ein unnötiges Wagnis eingehen muss. Ich bin nicht dämlich, weißt du.« Der letzte Satz klang wütend.
    Â»Das hat niemand behauptet«, beschwichtigte ihn Paul.
    Â»Nein, gesagt hat das keiner.« Peters lachte verärgert auf. »Aber es ist, was ihr denkt, und bedauerlicherweise war ich vor ein paar Tagen wirklich dämlich, dass ich nicht gleich durchschaut habe, was ihr da abgezogen habt in meiner Galerie, du und deine Freundin. Nachdem ich es kapiert hatte, fuhr ich in Mirkos Wohnung, um nachzusehen, ob es dort Beweise für seine Mitschuld gab. Hätte ja sein können, dass ihr selbst noch vorhattet, da rumzuschnüffeln. Glücklicherweise gab es nichts, also würdet ihr nichts in der Hand haben außer ein paar wilden Vermutungen. Dachte ich jedenfalls.«
    Â»Ist das der Grund, warum Kassandra mitkommen sollte? Weil du dich an uns beiden rächen willst für das Theater in deiner Galerie?«, fragte Paul.
    Peters zuckte mit den Schultern, eine Bewegung, die das Messer ganz leicht in Brunos Hals drückte. Bruno fuhr zusammen. Kassandra hörte nur halb, was Peters sagte, weil sie auf Bruno achtete, dessen fünfundsiebzig Jahre sie ihm heute zum ersten Mal ansah. »Mitgefangen, mitgehangen. Sie hat mitgespielt, sie soll die Konsequenzen tragen. Das ist so bei einer gewissen Art Spiel. Solltest du doch wissen.«
    Â»Was genau willst du, Ralf?« Paul klang etwas ungeduldig, Kassandra fragte sich, ob er damit vor allem seine Angst um Bruno und sie überspielte.
    Â»Mehrere Dinge. Zuerst will ich, dass du weißt, wie das ist, wenn man Angst um einen Menschen hat, den man liebt. Bruno Ewald ist eine Sache, aber deine Kassandra ist noch mal eine ganz andere, oder? Ich will, dass du weißt, wie ich mich gefühlt habe, als ihr hinter Mirko her wart. Ich will, dass Kassandra ganz langsam herkommt und den Platz deines alten Freundes einnimmt.« Er nahm kurz das Messer von Brunos Hals und zog ihn hoch, bis beide standen. Brunos Stuhl kickte er zur Seite. »Was meinen Sie, Herr Ewald? Wäre das nicht eine Erleichterung?«, sagte er dabei. Bevor Bruno die Chance ergreifen und sich aus Peters’ Gewalt befreien konnte, hatte der das Messer wieder an seinen Hals gedrückt. Ȇbrigens: Ist doch ein toller Zufall, dass wir ausgerechnet hier sind. Quasi gegenüber von unserer alten Schule, auch wenn die längst nicht mehr steht. Nur dass damals Sie das Sagen hatten – und jetzt hab ich es. Aber ich darf nicht ungerecht sein, Sie waren kein übler Lehrer, bei Ihnen hat sogar mir Deutsche Sprache und Literatur Spaß gemacht. Tut mir leid, dass ich Sie in diese Sache reinziehen musste. – Bleib stehen, Paul!«
    Paul hatte nun doch einen Schritt auf Ralf Peters zu gemacht, stoppte aber sofort.
    Â»Für dich habe ich auch noch eine Überraschung«, fuhr Peters fort, »Später. Zuerst soll deine Freundin herkommen. Langsam.«
    Kassandra setzte sich der Aufforderung entsprechend in Bewegung, dabei nahm sie ihren Blick nicht von Bruno und dem Messer. Bruno blinzelte und schüttelte abwehrend den Kopf, was er jedoch sofort wieder sein ließ, weil die Messerspitze erneut seinen Hals ritzte. »Nicht«, krächzte er stattdessen.
    Â»Das geht in Ordnung, Bruno«, sagte Kassandra beherrscht. Mittlerweile hatte sie Paul hinter sich gelassen, spürte jedoch seine Anspannung, als würden sie einander berühren. Noch etwa fünf Schritte trennten sie von Bruno und Ralf, ihr Blick huschte zu Heinz, dessen Gesicht weiterhin eine Maske war. Nur in seinem gesunden Auge lag die Sorge um sie, doch auch das hatte er gleich wieder unter Kontrolle. Jetzt waren es nur noch drei Schritte.
    Â»Halt«, hörte sie Paul sagen. Unwillkürlich blieb sie stehen und wagte nicht, sich zu rühren. Paul sprach schon

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