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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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sprachlos ob der Kaltblütigkeit, mit der Inga das sagte, aber auch erleichtert, dass sie von Heinz’ Motiv keine Ahnung hatte.
    Â»Du kanntest Sascha also gut?«, ging Paul auf einen anderen Punkt ein. »Durch die zwielichtigen Immobiliengeschäfte in Stralsund?«
    Es dauerte etwas, bis Inga antwortete. »Ihr arbeitet mit Dietrich zusammen. Damit hätte ich rechnen müssen, aber ihr wart euch so wenig grün bei unserem Zusammentreffen neulich, dass ich Monas Befürchtung nicht ernst genug nahm.«
    Â»Vergiss den Herrn Kriminaloberkommissar«, sagte Kassandra, die vermeiden wollte, dass Inga später etwas Entsprechendes bei Dietrichs Kollegen verlauten ließ. Sie fuhr fort, indem sie die Wahrheit ein Stück dehnte. »Mein Exmann kannte Sascha, er hat euch damals zusammen gesehen, wurde neugierig und hat ein paar Erkundigungen über dich eingezogen. Später hat er dich im Fernsehen erkannt, trotz deines veränderten Äußeren. Als er mir davon erzählte, fiel es nicht schwer, die richtigen Schlüsse zu ziehen.«
    Ungläubig lachte Inga auf. »Sollte die Welt noch kleiner sein, als ich dachte?«
    Â»In dieser Gegend schon«, sagte Paul. »Lass mich raten, was passiert ist: Nachdem du in der Bank auf einem guten und für das, was du vorhattest, erforderlichen Posten saßest, hast du den Kontakt zu Sascha gesucht. Du wolltest ihn drankriegen, ins Gefängnis bringen, dahin, wohin er deinen Vater gebracht hatte. Aber das ist schiefgelaufen, vielleicht hast du dich über- und ihn unterschätzt – jedenfalls bist du im Gefängnis gelandet, nicht er. Du warst einfach noch nicht so weit.« Paul machte eine Pause, in der Inga nicht reagierte und nur der Sturm zu hören war, der unverändert durch die kahlen Bäume pfiff, als wolle er Pauls Worte unterstreichen. »Du hättest ihn vielleicht auflaufen lassen können, nachdem du verhaftet wurdest, er wäre da gelandet, wo du ihn haben wolltest, aber das reichte dir inzwischen nicht mehr. Also hast du die Klappe gehalten und auf deine zweite Chance gewartet, richtig?«
    Inga widersprach nicht, stattdessen sprudelte es aus ihr heraus: »Dein Bruder hat bekommen, was er verdient hat! Noch können wir diesen kleinen Ausflug sonst wie erklären. Dass Mona aus irgendwelchen Gründen eine Panikattacke gekriegt hat, Platzangst im vollen Restaurant, was weiß ich? Ihr habt euch bloß Sorgen gemacht und seid hinterher. Niemand muss erfahren, dass sie so blöd war, sich verkleidet in meine Kochshow zu setzen!« Den letzten Satz stieß sie lauter hervor, was darauf hindeutete, dass sie davon bis heute nichts gewusst hatte.
    Â»Ich wollte, ich hätte das nicht getan«, wisperte Mona, die sich bis dahin an Ingas Weisung gehalten und geschwiegen hatte. Beinah gingen ihre Worte unter im Rauschen des Windes, doch Inga hatte sie gehört.
    Sie beugte sich ins Auto hinein und berührte Monas Arm, ohne dass Paul sie davon abhielt. »Schon gut«, sagte sie seufzend. »Wir machen alle Fehler.« Dann griff sie blitzschnell nach dem Zündschlüssel und warf ihn an Kassandra vorbei in den dunklen Wald. Kassandra konnte unmöglich erkennen, wo er gelandet war.
    Inga richtete sich wieder auf und lachte Paul ins Gesicht. »Wie wollt ihr uns zurückbringen? Auf dem Motorrad? Während einer von euch den Schlüssel sucht, dürfte es nicht schwer sein, den anderen zu überwältigen und doch noch abzuhauen. Ich kann zwar nicht Motorrad fahren, aber man wächst mit seinen Herausforderungen.«
    Paul sah sie regungslos an, seine Reaktion war nicht vorhersehbar. Er packte Inga an den Schultern, schleuderte sie herum und stieß sie gegen den Wagen. Ihren überraschten Aufschrei ignorierend, zog er mit einem Ruck ihre enge weiße Kochjacke bis zu den Ellenbogen nach unten, sodass ihre Arme an den Körper gepresst wurden und sie sie nicht mehr bewegen konnte. Inga versuchte, nach hinten zu treten, doch er wich aus und drückte sie mit einem Arm gegen das Wagendach, während er mit der linken Hand die hintere Tür öffnete.
    Â»Tut mir leid, wenn ich dir wehgetan haben sollte«, sagte er dabei. »Aber ich mag’s nicht, wenn man mich für dumm verkaufen will.« Sachte schob er sie auf den Rücksitz und durchsuchte danach vorn das Handschuhfach, bis er fündig wurde. »Glück gehabt, dass du so praktisch veranlagt bist, Mona.«

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