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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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Er warf Kassandra eine kleine Taschenlampe zu. »Such die Schlüssel, ich passe hier auf.«
    Kassandra fing die Lampe und schaute zu Mona, die noch immer nicht imstande war, sich zu rühren. Schließlich leuchtete sie den Waldboden ab und fand auch bald Monas glitzerndes Schlüsselbund. Da ertönte aus ihrer Hosentasche ein leises Handyklingeln, das sie fast überhört hätte. In der einen Hand das Schlüsselbund und die Taschenlampe, fischte sie mit der anderen nach dem Telefon. Sie wusste nicht, ob sie bei dem Namen auf dem Display erleichtert sein oder Angst verspüren sollte.
    Â»Frau Voß, wo sind Sie?«, fragte Dietrich.
    Â»Bei Bliesenrade, wir haben gerade Inga und Mona in einer Sackgasse eingesammelt.«
    Â»Sehr viel dringender bräuchte ich Paul Freese. Wie schnell können Sie hier sein?«
    Nicht nur die Worte, auch Dietrichs eindringliche Stimme ließ Kassandra Schlimmstes befürchten. Sie hielt sich nicht mit unnötigen Fragen auf, sondern erkundigte sich schon im Laufen: »Wo?«
    Â»Inga Langes Restaurant.«
    Â»Viertelstunde, sehr knapp gerechnet.«
    Â»Machen Sie besser zehn Minuten draus.« Dietrich drückte sie ohne weiteren Kommentar weg.
    Paul hatte zwar nur Kassandras Antwort gehört, war aber schon dabei, das Motorrad an den Straßenrand zu schieben. Es würde irgendwann später abgeholt werden müssen – ein Später, das im Moment in unendlicher Ferne zu liegen schien. Kassandra bugsierte die widerstandslose Mona auf den Rücksitz zu Inga, trotzdem benutzte sie die geliehene Motorradjacke, um Mona die Hände zu binden. Sie fühlte sich schlecht dabei und entschuldigte sich, wollte aber auf jeden Fall vermeiden, dass Mona auf die Idee kam, vom Rücksitz aus Paul zu behindern, der sich hinters Steuer setzte. Kassandra glaubte nicht an göttliche Mächte, sie machte das Glück dafür verantwortlich, dass der Motor schon ansprang, als sie sich noch nicht mal angeschnallt hatte.
    Â»Er hat nicht gesagt, was los ist, aber falls diese Karre über zweihundert schafft, reiz das aus, sobald wir auf der Bäderstraße sind.«
    Â»Schwierigkeiten?«, fragte Inga von hinten süffisant.
    Paul ignorierte sie. »Heinz?«
    Â»Nein.« Mehr sagte Kassandra nicht, Paul würde auch so wissen, wer stattdessen angerufen hatte.
    Gerade dass es nicht Heinz gewesen war, machte ihr eine Heidenangst.

26
    Diesmal hatten sie den Wind in ihrem Rücken, sie brauchten dreizehn Minuten, bis sie in die Karl-Marx-Straße einbogen. Schon von Weitem waren das Blaulicht, die Wagen und die Menschen zu sehen, die trotz des stürmischen Wetters auf der anderen Straßenseite und um die Alte Eiche herumstanden. Ein uniformierter Polizist wollte Kassandra und Paul aufhalten, doch Dietrich winkte sie durch.
    Â»Kommen Sie mit«, rief er Paul zu, als der noch kaum ausgestiegen war.
    Â»Jemand von Ihren Kollegen sollte sich um Inga und Mona kümmern«, sagte Paul, zeigte auf den Rücksitz und fragte im selben Atemzug: »Was ist hier los?«
    Kassandra hörte, dass Dietrich zwei Beamte entsprechend instruierte, ehe er auf Pauls Frage antwortete. »Ralf Peters hat zwei Geiseln dadrin. Er will, dass wir seinen Sohn laufen lassen und dass Sie sich anhören, was er zu sagen hat.«
    Â»Ralf?«, vergewisserte sich Paul. »Woher hat er eine Waffe?«
    Â»Aus der Küche. Ein verflixt scharfes Messer«, erklärte Dietrich. »Er hat schon Inga Langes Koch damit verletzt, Ihr Dr. Weiß kümmert sich gerade um den Mann. Der Rettungswagen kommt wegen umgestürzter Bäume auf der Straße nach Ribnitz nicht direkt durch, und der Umweg dauert. Hoffen wir, dass auf anderen Straßen nicht das Gleiche passiert – und dass Peters nicht zwischenzeitlich ausrastet.«
    Â»Paul!« Mirko stand unvermutet vor ihnen, direkt neben ihm ein Streifenpolizist, der ihn kaum festhalten konnte. Kassandra bemerkte, dass Mirko keine Schließen trug – hatte Dietrich vor, Ralf Peters’ Forderungen nachzugeben und Mirko laufen zu lassen? »Paul, bring um Himmels willen Ralf zur Vernunft, ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist!« Mirko flehte beinah. »Er sagt, er tut das für mich, aber er hört nicht mal zu, was ich sage.«
    Pauls Blick flog von Mirko zu Dietrich. »Wenn ich da reingehe, sollte ich wissen, was genau bisher passiert ist. Wer sind die

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