Fischland-Rache
Geiseln?«
»Heinz Jung und Bruno Ewald«, sagte Dietrich gepresst.
Auch wenn Kassandra das schon befürchtet hatte, weil weder Heinz noch Bruno auf der StraÃe standen, wurde ihr schwindelig. Sie zwang sich, auf Dietrichs Worte zu achten.
»Ich bin seit neun in Wustrow, nach Heinz Jungs Anruf brauchte ich nur ein paar Minuten hierher. Bruno Ewald wartete schon drauÃen auf mich und klärte mich über die Details auf, woraufhin ich Verstärkung rief und gleichzeitig darum bat, die StraÃen nach Rostock zu überwachen, weil ich davon ausging, dass Inga Lange und ihre Freundin sich dahin absetzen wollten statt in die wilde Natur. Die Verstärkung kam glücklicherweise gerade noch durch, bevor die StraÃe unpassierbar wurde, Pech hatte nur der Rettungswagen. Heinz Jung war wegen Mirko Peters im Restaurant geblieben â um keinen Verdacht zu erregen und ihn im Auge zu behalten. Nach Herrn Ewalds Worten lief drinnen alles normal.« Er nickte Mirko zu, der weitererzählte.
»Zuerst schon, aber Ralf hatte Verdacht geschöpft und das Gespräch zwischen Herrn Dietrich und Herrn Ewald belauscht. Er kam durch die Hintertür in die Küche und sagte, ich solle abhauen, bevor es zu spät ist. Ich war geplättet, ich hatte keine Ahnung gehabt, dass er was wusste über Ingas Plan, Sascha Freese umzubringen.« Mirko holte kurz Luft. »Ich dachte gar nicht daran abzuhauen und erwähnte Heinz in dem Zusammenhang. Das war jedoch ein Fehler, weil Ralf alles falsch verstand. Als Heinz auch noch selbst in die Küche kam, ist er vollkommen ausgeflippt. Er verschloss die Hintertür, schnappte sich ein Messer und hielt das dem Koch an den Hals. Heinz versuchte einzugreifen, aber das brachte ihm nur einen aufgeschlitzten Sakkoärmel. Ralf lieà sich nicht beruhigen, er hat mir nicht mal zugehört, egal, was ich sagte. Stattdessen zwang er die beiden Küchenhilfen, die Tür zusätzlich zu verrammeln, und drängte uns alle in den Gastraum zurück, wo Panik ausbrach, was ihn noch nervöser machte. Er schrie mich an, ich solle den Polizisten holen, der mit Bruno Ewald drauÃen steht.«
»Was gar nicht mehr nötig war«, nahm Dietrich wieder den Faden auf. »Wir hatten die Schreckensschreie gehört und durchs Fenster gesehen, was los war. Trotz meines ausdrücklichen Verbots folgte mir Herr Ewald ins Restaurant. Ich verzichtete darauf, meine Waffe zu ziehen, weil niemand voraussagen konnte, was Peters bei dem Anblick einer Pistole getan hätte. Heinz Jung und ich redeten vergeblich auf ihn ein, dann beging Herr Ewald den Fehler seines Lebens. Er versuchte, dem Koch zu helfen, was zu dessen Verletzung führte und dazu, dass Peters sich stattdessen Bruno Ewald griff. Er drohte, ihn zu töten, wenn ich Mirko nicht laufen lasse und Sie, Herr Freese, ranschaffe.«
Das Licht einer StraÃenlaterne fiel auf Pauls angestrengtes Gesicht. Er ballte seine Hände zu Fäusten. »Was dann?«
»Er lieà alle Gäste und das Personal gehen. Heinz Jung ist freiwillig geblieben, Peters wollte bloà Bruno Ewald, er weià offenbar, wie nahe Sie sich stehen, und geht davon aus, dass Sie deshalb tun, was er will.«
»Weswegen hat er Sie gehen lassen?«
»Ich sollte die Flucht seines Sohnes in die Wege leiten und Ihnen persönlich erzählen, was dadrin los ist. Nachdem ich Frau Voà erreicht hatte, habe ich ihn angerufen und gesagt, dass Sie unterwegs sind. Er lieà mich noch kurz mit Heinz Jung sprechen â¦Â« Dietrich zögerte.
»Was?«, fragte Paul.
»Kann sein, dass Herr Ewald verletzt ist â der Kontakt riss sehr abrupt ab, aber ich glaube, Jung hat mir das noch mitteilen wollen.«
Paul nickte und starrte an Dietrich vorbei auf das Haus, dessen Fenster hell erleuchtet waren. Es wirkte heimelig und war doch alles andere als das. »Gut, dann geh ich jetzt da rein.«
Kassandra hatte während der ganzen Zeit kein Wort gesagt. Obwohl sie ohne Jacke in der stürmischen Dezembernacht stand, war ihr bisher nicht kalt gewesen. Auf einmal fror sie fürchterlich. Sie wusste, dass nichts auf der Welt Paul davon abhalten würde, Bruno und Heinz da rauszuholen, wollte die Hand ausstrecken und ihn wenigstens noch kurz berühren, aber sie lieà es bleiben. Paul schien dennoch zu spüren, was in ihr vorging. Er zog seine Motorradjacke aus und legte sie um Kassandras Schultern. Ihre Blicke
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