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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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vorgestellt hatte. Aus der Traum vom Ingenieur.« In Pauls Blick spiegelte sich kurz Wut, er tippte auf die Akte. »Ich gehe nicht davon aus, dass das erneute Zusammentreffen der beiden purer Zufall war. Hieraus geht nämlich hervor, dass Sascha sich mit Micha angefreundet und ihm wohlmeinend geraten hat, von einem Kontakt zu mir oder zu sonst jemanden aus Wustrow abzusehen. Wenn Micha so viel Angst vor dem Knast hatte wie ich, als ich rauskam, verstehe ich, dass er sich daran gehalten hat. Ich frage mich, ob er am Ende wusste, wem er das alles zu verdanken hatte.«
    Â»Zumindest Inga hat es gewusst.« Kassandra öffnete ihren Hefter wieder und zeigte Paul die Notizen.
    Er nickte. »Die Benachrichtigung über Dzierzynskis Identität liegt ganz hinten in diesem Teil.« Aus seiner Manteltasche holte er Kassandras kleine Digitalkamera. »Dietrich wird das nicht offiziell verwenden können, aber er wollte eindeutige Fakten, bevor er mit Inga spricht. Die kriegt er hiermit.«
    Â»Er wird nicht begeistert sein, wenn er erfährt, wie wir drangekommen sind.«
    Â»Ich werde ihm sagen, er soll nicht fragen.«
    Wenigstens gewann Pauls Sinn für Humor allmählich wieder die Oberhand. Nachdem er alles Notwendige fotografiert hatte, nahm er die beiden Hefter, legte sie zurück in den Schmutzwäschebehälter und die Kleidungsstücke in der richtigen Reihenfolge wieder obendrauf. Unterdessen brachte Kassandra im Wohnzimmer die Stühle in die ursprüngliche Position. Anschließend versicherten sie sich, dass auch alles andere wieder aussah wie zuvor.
    Gerade als sie auf den Flur traten, tat ein Stockwerk über ihnen jemand dasselbe. Paul drängte Kassandra zurück in die Wohnung, wo sie sich instinktiv an die Wand drückten, obwohl die Tür aus massivem Holz war und niemand hindurchsehen konnte. Zu Kassandras Entsetzen blieben die Schritte diesmal vor Ingas Wohnungstür stehen. Jemand klingelte. Kassandras Herz schlug so laut, dass sie glaubte, derjenige, der draußen stand, müsse es hören.
    Es klingelte ein zweites Mal, ein Klopfen folgte. »Inga? Bist du zu Hause?«, fragte eine weibliche Stimme.
    Kassandra spürte den Druck von Pauls Hand auf ihrer Schulter. Seine Züge wirkten angespannt. Wenn sie erwischt wurden – wie hoch war die Strafe für das, was sie getan hatten? Stand darauf Gefängnis? Dass Paul das bevorstehen könnte, beunruhigte sie weit mehr als ihr eigenes mögliches Schicksal.
    Die Frau vor der Tür ging nicht weg, stattdessen hörte Kassandra etwas rascheln. Ein paar Augenblicke später ließ ein Geräusch in unmittelbarer Nähe sie zusammenzucken. Etwas tat sich an der Tür! Doch ein Wunder geschah: Die Schritte entfernten sich und gingen die Treppe weiter hinab.
    Kassandra wusste nicht, wie lange sie dort stocksteif gestanden hatten, nachdem die Frau längst fort gewesen war. Ihre Knie waren weich, als sie sich an Paul lehnte, und das hatte diesmal nichts mit seinem Lächeln zu tun.
    Paul stieß ganz langsam die Luft aus und schloss Kassandra kurz, aber fest in die Arme. »Raus hier.«
    Als sie die Wohnung verließen, fiel ihnen ein Stück Papier vor die Füße, das Ingas Nachbarin in den Schlitz zwischen Tür und Rahmen gesteckt hatte. Kassandra wollte es aufheben, um es zurückzustecken, doch Paul hielt sie davon ab. »Lass liegen. Wir wissen nicht, an welcher Stelle sie das befestigt hat. So sieht es aus, als wäre es bloß runtergefallen«, flüsterte er. Leise drehte er den Schlüssel zweimal im Schloss, kurz darauf traten sie ins Freie. Glücklicherweise hatte es zu regnen begonnen, die wenigen Leute auf der Mühlenstraße hasteten unter ihren Schirmen vorbei, ohne darauf zu achten, wer aus dem Haus kam.
    Erst auf der Ossenreyerstraße mit ihren bunten Giebelhäusern, ihren unzähligen Geschäften und jeder Menge Trubel gelang es Kassandra, einigermaßen gleichmäßig und ruhig zu atmen. Sie fasste nach Pauls Hand. »So was machen wir bitte nicht noch mal, ja?«
    Paul blieb stehen und drehte sie zu sich, sein Lächeln spiegelte ihre Erleichterung wider. »Ich will nichts versprechen, was ich nicht hundertprozentig halten kann, Kassandra, Liebes. Aber gehen wir einfach mal davon aus.« Er nickte hinüber zu einem Café. »Was hältst du davon? Ich könnte einen Kaffee vertragen.«
    Nachdem Paul seinen Kaffee und Kassandra

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