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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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versäumen.« Er nickte ihnen allen zu und kappte die Verbindung.
    Â»Ist kein Freund von überflüssigen Höflichkeitsfloskeln, der Herr Kommissar«, fand Bruno, »aber sonst schon richtig.« Er erhob sich. »Ich seh zu, dass ich morgen noch die fehlenden ›FischLänder‹-Gäste auftreiben und befragen kann, obwohl das überflüssig sein dürfte. Nur der Vollständigkeit halber. Schlaft gut, ihr zwei.« Er winkte Kassandra zu, während Paul ihn zur Tür brachte.
    Kassandra war todmüde. Sie hatten letzte Nacht kaum geschlafen, und jetzt war es schon wieder Mitternacht durch. Nur im Dämmerzustand nahm sie wahr, dass Paul unter die Bettdecke schlüpfte, sich aber nicht hinlegte. Unter halb geöffneten Lidern sah sie, dass er sie anschaute.
    Â»Was ist?« Sie setzte sich auf und rückte näher zu ihm.
    Â»War bestimmt schwer für dich, mit Sven zu reden. Warum hast du nicht gesagt, was du vorhattest?«
    Sie hatte diese Frage früher oder später erwartet. »Weil man manche Dinge mit sich allein ausmachen muss. Andere …«, lächelnd drückte Kassandra Paul ins Kissen, »nicht.« Sie küsste ihn, und als er begann, ihren Kuss zu erwidern, störte sie der Gedanke an eine weitere sehr kurze Nacht kein bisschen mehr.

14
    Kassandra hatte den Frühstückstisch gedeckt, zur Abwechslung den für sich und Paul statt für fremde Leute. Auch wenn sie finanziell eine ausgebuchte Pension gebraucht hätte, genoss sie es, dass sie eine gute Woche lang keine Gäste haben würde. Der Macht der Gewohnheit folgend, waren sie trotzdem früh aufgestanden, wenn sich Kassandra auch fragte, wozu. Es schien nichts zu geben, was sie heute tun konnten. Nur Paul würde endlich mal wieder zum Arbeiten kommen. Sie goss gerade Orangensaft in zwei Gläser, als er die Tür aufschloss und eintrat, ein Handtuch über der Schulter und seine Sporttasche in der Hand. Wenn er morgens nicht lief, schwamm er oft ein paar Bahnen im Schwimmbad der Ostsee-Kurklinik, die nur einen Steinwurf entfernt lag. Seine Haare waren noch feucht, Kassandra nahm den Duft seines Duschgels wahr, als er näher trat.
    Â»Sieh mal.« In der Hand hielt er eine verdreckte und nasse Packung Papiertaschentücher, die er gleich wegwarf, und ein ebenfalls mit Schlammspuren übersätes Schlüsselbund, das er Kassandra gab. »Das muss Mona gestern verloren haben.«
    Â»Deshalb hat sie geflucht, vermutlich ist ihr ihre Tasche in den Matsch gefallen.« Sie betrachtete die Schlüssel eingehender und stutzte. »An Monas Bund sind lauter Glitzeranhänger. Wenn dieses auch ihr gehört, ist es ein Ersatzbund. Oder …«
    Sie sahen sich an.
    Â»Denkst du, was ich denke?«, fragte Paul.
    Â»Es könnte irgendjemand verloren haben«, wandte Kassandra ein.
    Â»Vor unserer Haustür? Hier führt kein Gehweg vorbei wie an deiner Pension.«
    In ihrer Hand wog Kassandra das Bund, an dem vier Schlüssel hingen. »Zwei für Wustrow – das Haus und die Wohnung oben drüber – und zwei für Ingas Wohnung in Stralsund?«
    Â»Klingt logisch. Weißt du, wo Inga wohnt?«
    Kassandra nickte.
    Â»Lassen wir das Frühstück ausfallen und fahren gleich los. Je eher wir in Stralsund sind, desto besser.«
    Â»Paul! Wir können doch nicht …«
    Â»Nein, du hast recht.« Paul nahm ihr das Schlüsselbund wieder ab und hielt es unter fließendes Wasser, um es zu säubern. Dann wusch er sich selbst die Hände und setzte sich an den Tisch, während Kassandra stehen blieb, jede seiner Bewegungen beobachtend. Er griff nach einem Brötchen, schnitt es auf und belegte es mit Käse. »Hast du keinen Hunger?«
    Â»Wir würden uns strafbar machen. Das mit Saschas Wohnung war schon grenzwertig, Ingas steht außer Frage. Dietrich könnte nichts für uns tun, wenn wir erwischt werden.«
    Â»Es ist ein Risiko, ja«, gab Paul zu. »Möglicherweise sogar ein unverhältnismäßig hohes. Niemand kann sagen, ob in Ingas Stralsunder Wohnung ein Beweis dafür zu finden ist, dass sie von Saschas Verbindung zu Micha wusste. Vielleicht liegt der hier – oder es gibt ihn gar nicht. Nur: Wenn wir nicht nachsehen, werden wir es nie erfahren.«
    Kassandra setzte sich nun doch und dachte nach. »Was ist mit Inga?«, fragte sie schließlich, schon halb kapitulierend.

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