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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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des Gesprächs, bat Kassandra, ihr ein Glas Wasser zu holen, von dem Inga abwesend einen Schluck nahm. Danach richtete sie ihren Blick auf Paul, wohl wissend, dass es keinen Sinn mehr hatte, etwas zu leugnen. »Du wusstest, wer ich bin?«
    Â»Bevor Sie hier weiter diskutieren, wüsste ich gern, worüber eigentlich«, schaltete Dietrich sich ein, der vorgeben musste, nichts von der Geschichte zu wissen.
    Inga nahm keine Notiz von ihm, sondern richtete ihre Aufmerksamkeit nach wie vor auf Paul, der sie in einer Mischung aus Traurigkeit und Zweifeln ansah, die nicht gespielt war.
    Â»Ich hab’s vermutet«, sagte er und beugte die Wahrheit so nur wenig. »Du bist Micha sehr ähnlich, und deine Frage nach dem Leuchtfeuer neulich zeigte mir, dass du dich schon längere Zeit mit dem Fischland befasst hattest. So lange, dass die Sache, nach der du fragtest, schon gar nicht mehr aktuell war. Länger jedenfalls, als du Mona kennst. Das hätte viele Gründe haben können, aber ich fand den Gedanken plausibel, dass du hier der Vergangenheit nachspüren wolltest.«
    Inga nickte, immer noch benommen. Ihre Hände, die das Glas hielten, zitterten. »Ich wollte nie, dass das jemand erfährt, am allerwenigsten du. Du hast trotz allem so viel aus deinem Leben gemacht, mein Vater dagegen hatte keine Chance dazu. Ich war manchmal echt wütend auf dich.« Ein kleines bisschen dieser Wut lag auch jetzt in ihren Augen, bis sie aufseufzte. »Ich weiß, wie ungerecht das von mir ist, aber wer kann schon ständig gegen seine Gefühle ankämpfen? Und dann wird dieser Scheißkerl, der an allem die Schuld trägt und auch noch dein Bruder ist, ausgerechnet hier ermordet. Ich wäre sicher niemals hergekommen, wenn ich damit gerechnet hätte, aber wie hätte ich das ahnen sollen?« Sie schaute zu Dietrich, etwas von ihrem Schock erholt, wenn sie auch immer noch leise sprach. »Sascha Freese hat mich nicht erpresst. Er hat mir nur vor einigen Jahren den Gefallen getan, mir das Haus in Stralsund zu einem günstigen Preis zu verkaufen. Er betrachtete das als Ausgleich dafür, dass seine miese Denunzianten-Vergangenheit Vergangenheit blieb.«
    Â»Sie haben …«, setzte Dietrich an.
    Â»Ich sagte, er hat mir einen Gefallen getan, und genau das war es«, fuhr Inga ihm dazwischen, ein Stück ihres alten Selbstbewusstseins blitzte auf. »Versuchen Sie nicht schon wieder, mir was anzuhängen, was Sie nicht beweisen können. Jedenfalls wollte ich nach dem Mord erst recht nicht, dass jemand eine Verbindung sieht, weil ich befürchtete, dass das zu dem Verdacht führen könnte, zu dem es ja nun geführt hat. Obwohl …« Sie wurde vom Koch und der Küchenhilfe unterbrochen, die in Begleitung von Mirko hereinkamen. Mirko hatte Bestellungen aufgenommen, und Inga konnte nicht alle wieder hinausschicken, ohne ihren Betrieb einzustellen. Sie überließ die Küche ihren Angestellten und bat die anderen nach oben in ihre Wohnung.
    Â»Frau Lange.« Diesmal hielt Dietrich sie zurück. »Ich verstehe zwar noch nicht die Zusammenhänge, aber was Herr Freese angedeutet hat – dass sein Bruder Ihren Vater ins Gefängnis brachte –, ist weit schwerwiegender als alles, was ich vorzubringen hatte. In Ihrem eigenen Interesse sollten wir erst im Beisein Ihres Anwaltes weiterreden und ganz bestimmt nicht hier.«
    Inga lachte etwas verbittert auf. »So fürsorglich auf einmal? Wie überaus nett von Ihnen. Aber unnötig.« Sie sah Paul an. »Meinst du, du könntest deine Mutter noch eine Viertelstunde in Herrn Ewalds Obhut lassen? Länger wird es nicht dauern. Ich weiß, das ist viel verlangt, aber mir wäre sehr daran gelegen, dass du dabei bist und ich die ganze Sache nicht zweimal erklären muss.«
    Paul verschwand kurz, um seiner Mutter Bescheid zu geben, ehe er Inga, Dietrich und Kassandra hinauf in die Wohnung folgte, die ganz ähnlich eingerichtet war wie die in Stralsund. Inga ließ sich auf ein Sofa fallen und legte die Hände vors Gesicht. »Mein Vater ist tot.«
    Paul nickte traurig. »Das hatte ich befürchtet.«
    Â»Könnte bitte jemand …«, fing Dietrich pro forma an.
    Inga, die zusammengesunken dagesessen hatte, streckte sich und erzählte in groben Zügen, was sie alle mehr oder weniger schon wussten. Mittendrin stand Paul auf, setzte sich zu Inga aufs Sofa und

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