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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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widersprach sie. »Es ist mein Onkel, der im Gefängnis sitzt, weil irgendwer meinte, die Welt von Sascha Freese befreien zu müssen. Ich verrate Ihnen was: Paul hat Skrupel, überhaupt an Ihre mögliche Schuld zu denken. Ich hab keine. Mir ist völlig egal, wer’s war, Hauptsache, ich kann beweisen, dass Heinz unschuldig ist. Wenn ich dazu Saschas Notizbuch verwenden muss, werde ich es tun. Also machen Sie Ihre Rechnung besser mit mir als ohne mich.« Kühl erwiderte sie Clemens Meisners Blick.
    Â»Ist das so?«, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen und wandte sich an Paul. »Muss ich mich bei dir entschuldigen, oder spielt ihr ein besonders perfides Spiel mit mir?«
    Â»Weder noch«, sagte Paul.
    Eine Weile war nur der Wind zu hören. Meisner verschränkte die Arme vor der Brust und starrte vor sich hin – so lange, dass sich Kassandra fragte, welche Strategie er sich zurechtlegte. Dazu wollte sie es nicht kommen lassen.
    Â»Muss man für eine schöpferische Phase in den tasmanischen Urwald? Oder hat es auch ungeahnte kreative Nebenwirkungen, wenn man anderweitig … verreist?«, legte sie in Erinnerung an seine eventuell kriminelle Vergangenheit nach. Damit hatte sie eindeutig einen Nerv getroffen, Meisner erschrak sichtlich.
    Â»Ich hab keine Ahnung, wovon Sie reden«, behauptete er trotzdem. »Und ich werde hier auch nicht länger stehen und mir das anhören.« Damit kehrte er zurück in den Wintergarten. Von draußen konnten Kassandra und Paul sehen, wie er seinen Mantel nahm und sich von Margarethe Freese verabschiedete.
    Â»Bilde ich mir das ein, oder hat er vorhin einen Zusammenhang zwischen dem Notizbuch und dem Mord an Sascha praktisch zugegeben?«, fragte Kassandra.
    Â»Ich würde gern glauben, dass er bloß hypothetisch gesprochen hat. Eins steht für mich allerdings fest: Er hatte Kontakt zu Sascha kurz vor dessen Tod. Weder irrt sich meine Mutter, noch hätte Sascha ihr etwas erzählt, wenn es nicht so gewesen wäre, so sparsam, wie er generell mit Informationen über sich umging.«
    Â»Außerdem war Clemens in der Mordnacht ziemlich sicher in Wustrow. Das sind wie bei Inga zu viele Zufälle.«
    Â»Wohl wahr. Lass uns reingehen, bevor man uns vermisst.«
    Als sie drinnen an den Tisch traten, hatte Meisner das »FischLänder« bereits verlassen.
    Â»Kassandra, könnten Sie vielleicht bei Frau Lange noch zwei Kannen Kaffee bestellen?«, bat Margarethe Freese, die wieder etwas mehr Farbe im Gesicht hatte.
    Â»Ja, gern.« Dafür war zwar Mirko eher der richtige Ansprechpartner, doch weder er noch sein Kollege war gerade in Sicht, sodass Kassandra auf der Suche nach Personal die Küche betrat. Auf den ersten Blick sah sie nur eine Küchenhilfe, die weiter hinten werkelte. Dann entdeckte sie Inga, die am Gasherd lehnte, auf dem noch ein Topf mit dampfendem Inhalt stand, möglicherweise die Muschelsuppe von der Tageskarte. Ehe Kassandra sich bemerkbar machen konnte, sagte Inga: »Ich kann nicht behaupten, dass ich mich freue, Sie zu sehen, Herr Dietrich, aber bedauerlicherweise ist die Welt eben manchmal zu klein.«
    Ãœberrascht verharrte Kassandra, die Dietrich gar nicht bemerkt hatte, weil er ihr von ihrem Standpunkt neben einem Regal mit Lebensmitteln aus verborgen blieb. Er musste gekommen sein, während sie und Paul sich mit Clemens unterhalten hatten. Sie wollte keinesfalls sein Gespräch mit Inga unterbrechen, war aber doch zu neugierig, um jetzt wieder zu gehen. Stattdessen zog sie sich noch ein Stück weiter zurück, sodass sie zwischen zwei großen Pasta-Behältern hindurch zwar Inga und nun auch Dietrich sehen konnte, selbst aber nicht im Blickwinkel der beiden stand. Inga bat die Küchenhilfe, Pause zu machen, der zweite Koch, den sie beschäftigte, tat das offenbar schon. Es war Viertel vor drei, der Mittagsandrang vorüber. Dietrich hatte sich eine günstige Zeit ausgesucht.
    Â»Da kann ich Ihnen nicht widersprechen. Ich wärme auch ungern alte Dinge wieder auf, aber …«
    Â»Warum tun Sie’s dann? Ich bin verurteilt worden, habe meine Strafe abgesessen und bin seitdem nicht mehr mit dem Gesetz in Konflikt geraten.«
    Â»Vielleicht erinnern Sie sich, dass ich damals schon der Überzeugung war, Sie wären längst nicht für alles verurteilt worden, was Sie auf dem Kerbholz hatten.«
    Inga lächelte verbindlich.

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