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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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werden konnten. Ich glaube nicht, dass er sich da irrt.«
    Â»Davon war ich auch nicht ausgegangen. Warten wir ab, was Dietrichs Überprüfung von Ingas Alibi ergibt, vielleicht werden dadurch alle unsere Überlegungen hinfällig.«
    Â»Unsere einzige Alternative zu ihr als Täterin wäre nach wie vor Clemens«, stellte Kassandra fest. »Ich gebe zu, mir wäre der eindeutig lieber, aber wenn ich dein bisheriges Verhalten richtig interpretiere, magst du ihn. Obwohl er dich ausgesprochen herablassend behandelt und dich außerdem heute Nachmittag sogar bedroht hat.«
    Paul schaute ebenfalls in Richtung Leuchtfeuer. »So ist er nicht. Du hast Dietrich gegenüber treffend beschrieben, wie er nach dem Konzert bei Inga war, aber du kennst ihn nicht von früher. So ist er nicht«, betonte er ein weiteres Mal. »Nicht wirklich.«
    Â»Du kennst ihn doch schon lange nicht mehr. Wer weiß, was für ein Mensch über die Jahre aus ihm geworden ist? Streng genommen müsste Clemens in unserer Rangliste sogar eine Nasenlänge vor Inga liegen. Er hat nicht mal den Schatten eines Alibis, sonst hätte er es erwähnt.« Das in regelmäßigen Abständen aufflackernde Licht des Leuchtfeuers hatte eine fast hypnotisierende Wirkung, und mit einem Mal ging Kassandra etwas auf, was ihr bisher entgangen war. »Könnten Inga und Clemens sich kennen und gemeinsame Sache machen? Mag sein, ich höre das Gras wachsen, aber …«
    Â»â€¦Â sie waren beide an dem Abend in Schwerin«, beendete Paul ihren Satz. »Das ist in der Tat bemerkenswert.« Er wandte den Blick von der See und legte den Arm um Kassandra. »Gehen wir noch ein Stück?«
    Sie setzten ihren den Weg zum Brückenkopf fort, wo zu ihrer Überraschung tatsächlich jemand stand, aber es war nicht Bruno.
    Clemens Meisner telefonierte und war so in das Gespräch vertieft, dass er nichts um sich herum wahrnahm. »Was soll ich tun?«, fragte er. »Großer Gott, was sollen wir bloß tun?« In einer ratlosen Geste warf er den linken Arm in die Luft und drehte sich um. »Solange wir nicht wissen, ob …« Er hielt abrupt inne.
    Mondlicht ließ jedes Gesicht bleich erscheinen, aber Kassandra kam seines besonders blass vor.
    Clemens Meisner drückte das Gespräch weg und steckte das Handy so schnell in seine Manteltasche, als befürchtete er, jemand könnte allein durch den Anblick des Telefons erkennen, mit wem er gesprochen hatte. »Hat man eigentlich nirgends vor euch Ruhe?«
    Â»Wird schwierig in Wustrow. Was machst du noch hier?«, fragte Paul.
    Â»Das geht dich absolut nichts an.«
    Â»Da ich trotzdem frage, werde ich wohl doch nicht so ein Heiliger sein, wie du mir unterstellt hast.«
    Â»Ach, rutsch mir den Buckel runter. Und nehmt es mir nicht übel, wenn ich euch weder gute Nacht wünsche noch Auf Wiedersehen sage.« Er schob sich an ihnen vorbei und ging bedächtigen Schrittes die Seebrücke hinunter in Richtung Strand.
    Â»Hat er da eben mit Inga telefoniert?«, fragte Kassandra.
    Â»Möglich. Genauso wie er mit x anderen Leuten gesprochen haben könnte, die mit all dem hier nicht das Geringste zu tun haben – auch wenn es zugegebenermaßen anders klang.« Paul stützte die Unterarme auf das Brückengeländer und sah in die Nacht hinaus, wo sich am Horizont ein beleuchtetes Containerschiff in Richtung Rostock schob. »Letztes Mal war bei unseren Ermittlungen alles leichter – da wurde niemand verdächtigt, den ich sonderlich mochte.«
    Â»Abgesehen von mir, meinst du hoffentlich«, stellte Kassandra fest.
    Paul stieß sich vom Geländer ab und sah sie ohne sichtbare Regung an, bevor er ganz leise lachte und so dicht an sie herantrat, dass sie seine Bartstoppeln in der Dunkelheit sehen konnte. »Abgesehen von dir.«

16
    Kassandra kam sich vor wie in einer Zeitschleife. Wieder stand sie vor den Toren der JVA in Stralsund, wieder legte sie ihre Besuchsgenehmigung vor, wieder wurde sie in den deprimierend zweckmäßig eingerichteten Raum mit der gelben Kinderrutsche geführt. Als Heinz in Begleitung eines Beamten eintrat, erschrak sie. Seine rotblonden Haare waren quasi über Nacht weiß geworden. Sein Gesichtsausdruck jedoch blieb neutral, er wirkte weder wütend noch resigniert, auch sein Gang war nach wie vor aufrecht und zielstrebig. Er setzte sich und sagte statt eines

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