Fischland-Rache
oder Frau Lange und ich setzen unsere Unterhaltung in meinem Büro fort. Ihre Entscheidung.«
In den darauffolgenden, zwischen Dietrich und Inga nur mit Blicken ausgetragenen Kampf platzte Bruno. »Was ist denn nun mit dem Kaffee? Dauert das so lange, zwei Kannen â¦Â« Er unterbrach sich, als er die versammelte Mannschaft sah. »Störe ich bei was? Trotzdem wärâs nett, wenn wir noch Kaffee kriegen könnten, Frau Lange.«
»Ich bin nicht für den Kaffee zuständig«, blaffte sie ihn an. »Fragen Sie Mirko, die Maschine steht hinter der Bar.«
Nachdem Bruno, der ihre Wut aus irgendeinem Grund offenbar noch angestachelt hatte, verschwunden war, wandte sie sich an Dietrich. »Sie können mir gern eine Vorladung schicken, der ich selbstverständlich Folge leisten werde. Aber glauben Sie bloà nicht, dass ich auch nur ein einziges Wort sage. Sie haben nichts, absolut nichts auÃer Ihren alten Vorurteilen gegen mich in der Hand.«
»Es macht sich allerdings nicht sonderlich gut, wenn eine Zeugin sich weigert, Auskunft zu geben. Mehr sind Sie zu diesem Zeitpunkt schlieÃlich nicht. Aber wie Sie wünschen. Sie hören von mir.« Dietrich wollte die Küche verlassen, dabei murmelte er etwas Unverständliches, jedoch eindeutig Verärgertes in Richtung von Kassandra und Paul. Kassandra fragte sich, wie echt seine Verärgerung war. Ohne sie hätte er aus Inga vielleicht mehr rausgeholt. Zur Ãberraschung aller hielt die ihn zurück.
»Ich bin auf einmal nur noch eine Zeugin? Das hat sich eben aber noch ganz anders angehört.«
Widerwillig drehte Dietrich sich zu ihr um. »Für mich persönlich sind Sie eine Verdächtige.«
»Aber Ihre Vorgesetzten inklusive der Staatsanwaltschaft dürften das anders sehen?«, erkundigte sich Inga maliziös.
Dietrich schwieg.
»Machen wir ein Geschäft, Herr Dietrich. Fragen Sie, was Sie zu fragen haben â ich werde antworten, solange ich das in Gegenwart von Paul und Kassandra tun darf. Es ist mir wichtig, dass ich Ihnen und Ihren obskuren Anschuldigungen nicht allein ausgesetzt bin.«
»Das ist gegen jede â¦Â«, begann Dietrich, doch Inga lieà ihn nicht zu Wort kommen.
»Dann eben die Vorladung, das kostet Sie Zeit, nicht mich. Wiedersehen, Herr Dietrich.«
Dietrich drehte sich scheinbar resigniert zu Paul und Kassandra um, wie um die Vor- und Nachteile von Ingas Forderung abzuwägen. Tatsächlich aber blitzte es belustigt in seinen Augen auf, bevor er den Rücken straffte und gepresst sagte: »Also schön.«
Kassandra begriff, dass er Inga geschickt glauben lieÃ, Oberwasser zu haben. Wahrscheinlich erhoffte er sich dadurch die eine oder andere leichtsinnige ÃuÃerung, die sie nicht machen würde, wenn sie mehr auf der Hut wäre.
»Kehren wir zum Anfang zurück«, begann er. »Sie haben das Haus von Sascha Freese gekauft, es ist mehr als unwahrscheinlich, dass Sie ihm bei der Geschäftsabwicklung kein einziges Mal begegnet sind.«
Inga beschloss offenbar, der Glaubwürdigkeit halber wenigstens das zuzugeben. »Stimmt. Wir haben uns getroffen, als ich mir die Immobilie zum ersten Mal ansah. Kennen würde ich das allerdings nicht nennen, und wenn Sie alle Leute verdächtigen wollen, die auf dieser Basis mit ihm zu tun hatten, viel Spaà bei Ihren Ermittlungen.« An Paul gewandt sagte sie: »Herr Dietrich hat vorhin angemerkt, dass ich das Gebäude in Stralsund, in dem ich mein Restaurant eröffnet habe, unter Wert kaufen konnte, das heiÃt, ich habe ein gutes Geschäft mit deinem Bruder abgeschlossen, warum hätte ich ihn umbringen sollen?«
Dietrich wollte etwas dazu sagen, doch Paul war schneller. »Weil er deinen Vater ins Gefängnis gebracht hat.«
Kassandra erschrak. Aus den Augenwinkeln sah sie auch Dietrich kurz zusammenzucken. Er hatte sicher nicht vorgehabt, das zu diesem frühen Zeitpunkt Inga gegenüber zu erwähnen. Paul hatte spontan gehandelt und aller Voraussicht nach auf eine ebenso spontane Reaktion spekuliert, die nicht auf sich warten lieÃ. Inga wurde blass und griff Halt suchend nach dem Herd. Unwillkürlich trat Kassandra einen Schritt auf sie zu.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«
Ohne ein Wort zu sagen oder sie anzusehen, machte Inga eine abwehrende Handbewegung. Dietrich, einen etwas unglücklichen Ausdruck im Gesicht in Anbetracht der Wendung
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