Fish - Noch mehr Fish - Fuer immer Fish
nicht einmal bemerkt, obwohl ihr in ihrem Zimmer wart. Das dürfte wohl kaum mit den Grundsätzen zu vereinbaren sein, nach denen wir arbeiten wollen.«
In diesem Augenblick kam Paul, ein ausgesprochen fleißiger und zuverlässiger Pfleger, über den Flur. Er schob ein Bett, in dem ein Mann mittleren Alters lag. An dem Bettgestänge hingen zwei Infusionsflaschen.
»Guten Morgen, Paul. Bringst du uns einen neuen Patienten?«
»Ja, das ist Mr. Abbot. Er war eine Woche auf Intensiv und wird jetzt auf 614 verlegt. Auf der George-Washington-Brücke gab es letzte Nacht einen schweren Unfall, und wir brauchen sämtliche Betten auf Intensiv für die Verletzten. Deshalb müssen wir Mr. Abbot einen Tag früher als geplant verlegen.«
»Verstehe. Wir werden uns besonders gut um Mr. Abbot kümmern.«
Rhonda beugte sich hinab und flüsterte dem halbwachen Patienten zu: »Sie sind hier in guten Händen, Mr. Abbot. Ich komme später vorbei und sehe nach Ihnen.«
Rob war inzwischen verschwunden. Als Rhonda in ihr Büro kam, schrillte das Telefon. Der Rest des Tages war hektisch und arbeitsreich wie immer. Es fehlten Betten, Schwestern meldeten sich krank, Medikamentenlieferungen waren unvollständig, Angehörige von Patienten kamen mit Fragen zu Rhonda, Mitarbeiter baten um ein Gespräch, die Chefvisite musste begleitet und Pläne für die Auszubildenden erstellt werden und so weiter und so fort. Der Nachmittag war beinahe um, als Rhonda durch einen Zwischenfall erneut darauf aufmerksam wurde, dass auf ihrer Station nicht alles zum Besten stand.
Sie ging den Flur hinunter zum Schwesternzimmer, das sich in der Mitte der drei Stationsflure befand, gegenüber den Fahrstühlen. Hier hörte sie eine Unterhaltung zwischen Marge, einer strengen Schwester, die seit fünfundzwanzig Jahren in der Krankenpflege arbeitete, und Beth, einer jungen Kollegin, die gerade ihre Schicht begann.
Rhonda hörte, wie Marge zu Beth sagte: »Dieser Kerl in 614 ist eine echte Nervensäge. Den hätten sie besser noch einen Tag auf Intensiv lassen sollen. Er bimmelt in einer Tour, und wenn man hinkommt und fragt, was er will, kann man nicht verstehen, was er sagt, woraufhin er prompt genervt ist. Ich sage dir, dieser Job ist schon ohne Typen wie den hart genug. Viel Spaß mit dem!«
Mit diesen Worten stürmte Marge davon.
»Hallo Beth. Sprach Marge gerade über unseren neuen Patienten, Mr. Abbot?«
»Hallo Rhonda. Ich habe dich gar nicht kommen gehört. Marge hat mir nur von einem Problem erzählt.«
»Ist das Problem zufällig ein Patient mit einem Namen, Beth?«
Beths Kinnlade klappte nach unten, und sie errötete heftig. Dann grinste sie und sagte: »Erwischt.«
»Du genießt großen Respekt bei deinen Kollegen, Beth, und ich will diesen einmaligen Ausrutscher nicht unnötig aufbauschen. Aber ich mache mir ernstlich Sorgen. Vielleicht kannst du mir helfen zu verstehen, was hier los ist. Du warst doch unter den ersten, die unsere neue Arbeitsphilosophie unterstützten und den neuen Anstecker trugen, um allen zu zeigen, dass wir auf unserer Station anders an unsere Arbeit herangehen. Du warst dabei, als wir erkannten, wie wir die Pflege für uns und die Patienten besser gestalten können, indem wir eine positivere Einstellung wählen. Du hast mitentschieden, dass wir mehr für unsere Patienten und unsere Kollegen da sein wollen. Im gesamten Krankenhaus konnte sich durchsetzen, was wir hier angefangen haben, und trotzdem scheinen gerade wir, bei denen alles begann, wieder in die alten Muster zurückzufallen. Liegt es an mir?«
»Offen gesagt ist mir das gar nicht aufgefallen, Rhonda. Du weißt, wie sehr ich dahinterstehe, was wir hier geschafft haben. Ich liebe meine Arbeit und freue mich jeden Tag auf meine Schicht. Allein dafür hat sich die Mühe gelohnt. Natürlich macht mir nicht alles Spaß, was ich tue. Ich meine, wer kannsich schon für Bettpfannen und Infusionen begeistern? Trotzdem genieße ich die Zusammenarbeit auf der Station und schätze den hohen Anspruch, den wir an unsere Pflege stellen. Die Geschichte von den Fischhändlern, die sich jeden Tag neu vornehmen, ganz für ihre Kunden da zu sein, konnte ich sofort auf meinen Job übertragen. Aber du weißt, wie stressig es hier sein kann, und dann neige auch ich dazu, nach dem Augen-zu-und-durch-Prinzip zu arbeiten. Und im Moment wächst uns die Arbeit wirklich über den Kopf. Alle Betten sind belegt, wir haben zu wenig Personal und zu viele Patienten, die besonders viel Pflege
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