Fish - Noch mehr Fish - Fuer immer Fish
brauchen. Einige von uns sind einfach fertig, weil sie das Arbeitspensum nicht schaffen und keine Besserung in Sicht ist. Vielleicht rutschen wir deshalb wieder in unsere alten Gleise zurück, doch das heißt nicht, dass wir weniger von dem überzeugt sind, was wir erreicht haben.«
»Erinnerst du dich daran, was du über unsere neue Arbeitseinstellung gesagt hast? Du hast es damals wunderbar auf den Punkt gebracht.«
»Ich fürchte, ich weiß nicht, was du meinst, Rhonda.«
»Du meintest, dass wir Krankenschwestern uns immer gut um die physischen Bedürfnisse unserer Patienten gekümmert haben, darüber aber vollkommen unsensibel für die Menschen wurden, die in diesen Körpern stecken. Habe ich dir eigentlich jemals gesagt, wie sehr mich dieser Satz berührt hat? Wir sind sensibler geworden, sind aufmerksamer gegenüber den Menschen, für die wir arbeiten, und wir müssen uns bemühen, dasses so bleibt. Unsere Patienten vertrauen uns ihren Leib und ihre Seele an, so wie wir mit Leib und Seele bei unserer Arbeit sind. Wenn wir das jetzt wieder vergessen, haben wir dabei genauso viel zu verlieren wie unsere Patienten.«
»Das werden wir nicht, Rhonda. Ich bin Krankenschwester geworden, weil ich für die Patienten da sein wollte. Aber es ist etwas anderes, hier zu stehen und sich darüber einig zu sein, dass wir die richtige Einstellung haben, als Tag für Tag mit einem Riesenberg Arbeit konfrontiert zu sein und nicht zu wissen, wie man all das bewältigen soll. Du weißt selbst, in was für einer Krise wir stecken, weil uns Personal fehlt. Der Stress ist einfach zu groß. Selbstverständlich will ich das Beste für die Patienten und für uns, aber das ist momentan praktisch nicht zu schaffen.«
»Ich weiß«, sagte Rhonda. »Was ich mich allerdings frage, ist, ob es nicht wesentlich leichter war, eine angenehme und für alle befriedigende Arbeitsatmosphäre zu schaffen, als sie zu erhalten. Und ich fürchte, dass genau da unser Problem liegt.«
»Na ja, immerhin haben wir etwas geschaffen, das zu erhalten sich durchaus lohnt. Wir haben eine Menge investiert, und deshalb sollten wir nicht tatenlos zusehen, wie alles wieder den Bach hinuntergeht. Schließlich war das kein Klacks, was wir auf die Beine gestellt haben.«
»Eben. Man muss es sich vielleicht so vorstellen: Was wertvoll ist, muss hin und wieder gewartet werden, damit der Wert erhalten bleibt. Als meine Tochter Ann vergaß, den Ölstandihres Wagens regelmäßig zu kontrollieren, musste sie auf die harte Tour lernen, dass der Nutzen eines Autos mit seiner Wartung steht und fällt.«
»Ich weiß, was du meinst. Ich habe ein altes Familiensilber geerbt, an dem ich sehr hänge. Und wäre dieses Silber nicht über Generationen gehegt und gepflegt worden, hätte es niemals so lange überlebt. Heute poliere ich es, damit meine Kinder und Enkel auch noch etwas davon haben. Man muss Arbeit investieren, um Dinge zu erhalten. Das gilt für alles – Tafelsilber, Autos, Beziehungen und genauso für unsere Arbeit hier auf der Station. Ich will ja helfen, Rhonda, aber die Bedingungen sind derzeit mehr als ungünstig. Wir haben so viel zu tun, und irgendwann sind unsere Energien schlicht aufgebraucht.«
»Ich weiß, und gerade deshalb müssen wir einen Weg finden, wie wir damit zurechtkommen.«
In diesem Augenblick blinkte das Ruflicht bei Mr. Abbot auf. Mit einem Lächeln eilte Beth den Flur hinunter zu seinem Zimmer.
Ein Telefonat zur rechten Zeit
»Hallo, hier ist Rhonda Bullock. Kann ich bitte mit Margo Carter sprechen?«
»Rhonda! Wie schön, dass du anrufst. Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht gesehen. Wie läuft es in New Jersey? Ich habe gestern mit Will gesprochen, aber das hat er dir wahrscheinlichschon erzählt. Was macht die Arbeit? Nein, sag mir nichts, sondern lass uns lieber zusammen Mittagessen gehen und in Ruhe reden. Oder, noch besser, wir treffen uns zum Abendessen. Ich habe ganz in meiner Nähe ein tolles Sushi-Restaurant entdeckt, das du dir unbedingt ansehen solltest. Wann passt es dir? Diese Woche noch?«
Sobald neue Arbeitsmethoden eingeführt sind, beginnt die Schwerkraft zu wirken, die uns in die alten Bahnen zurücklenken will.
Anfangs sind Neuerungen an sich schon eine Quelle der Energie, doch sobald der Reiz des Neuen verblasst, muss man andere Quellen auftun, aus denen man die Kraft schöpft, das Gewonnene zu erhalten.
Rhonda war alles andere als wortkarg, aber ihre beste Freundin Margo übertraf sie noch um Längen. Die
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