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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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sollte ihr bei der Surrey-Street-Geschichte helfen. Ich hab also schon was damit zu tun. Außerdem kannten wir uns seit vielen Jahren.«
    »Und wie kommt es dann, daß ich Sie noch nie gesehen hab?« fragte Blush.
    »Ich bin einer aus den schlechten alten Zeiten. Wir sind auf die gleiche Schule gegangen. Marist Brothers, Darlinghurst.«
    Blush stieß einen schrillen Schrei aus. »Das gibt’s doch nicht! Mein Cousin Tom war auch da. Tom Lipscombe. Haben Sie ihn gekannt?«
    Hatte ich. Tom Lipscombe arbeitete inzwischen als Rechtsanwalt für eine der großen Gewerkschaften der Linken. Auf der Schule war er zwei Jahre über mir gewesen, und schon damals hatte er versucht, seine Mitschüler gewerkschaftlich zu organisieren.
    »Klar, er war ein Held der Arbeiterklasse«, sagte ich, und damit hatte ich bei Blush für immer und ewig einen Stein im Brett.
    Die anderen schienen zumindest etwas aufgetaut zu sein, und als Ray ein bißchen auf die Tränendrüse drückte und ihnen sagte, er fände es toll, wenn ich helfen würde, Paulas Mörder zu finden, war ich aus dem Schneider. Obwohl ich bemerkte, daß Lola und Roxanne nicht ganz so Feuer und Flamme waren wie Blush.
    Roxanne Radic meldete sich als erste freiwillig zu Wort. »Die Polizei hat mich schon vernommen, und ich hab die Namen von ein paar Geschäftsleuten genannt, von denen Paula bedroht worden ist, nachdem sie die Safer-Sex-Kampagne organisiert hat. Paula hat die Namen ihrer Kunden nie erwähnt — so eng war unsere Beziehung nicht. Tut mir leid. Abgesehen davon hab ich nicht die geringste Ahnung, wer ein Interesse an ihrem Tod haben könnte. Es ist ein furchtbarer Verlust für die Bewegung...«
    Sie fing Rays Blick auf: »Und natürlich ist es ein furchtbarer persönlicher Verlust.«
    Schon möglich, aber es war auch Miss Radics Chance, die Führung der Organisation zu übernehmen. Während sie mir die Namen aufschrieb, sagte sie schon, sie müsse sich jetzt wirklich beeilen: eine dringende Verpflichtung.
    Dann ergriff Lola Mason das Wort: »Ich hab Paula seit Jahren einmal die Woche gesehen, aber der einzige Zwischenfall, an den ich mich erinnern kann, liegt ungefähr ein Jahr zurück; da hat sie erzählt, sie würde von einem ihrer, äh, Kunden belästigt. Offenbar war er völlig abgefahren auf sie und rief ständig an.«
    »Das hab ich geregelt«, unterbrach Ray und ließ seine Knöchel knacken. Schweigen trat ein, während wir alle über das Schicksal des leidenschaftlichen Freiers nachsannen.
    Lola Mason war so hart und glatt wie ein Malachit. Ich war überzeugt davon, daß sie mehr wußte, aber sie würde dichthalten.
    Blieb also Blush, die viele Tränen vergoß und sagte, sie habe keine Ahnung. Sie log, aber ich konnte schließlich die Wahrheit nicht gut aus ihr rausschütteln. Nicht hier jedenfalls.
    Alles, was ich hatte, waren die Namen von zwei Bordellbesitzern, die Paula die Schuld an Einkommensverlusten gaben. Das überzeugte mich nicht: das Timing stimmte nicht. Warum hatten sie zwei Jahre gewartet, um sich zu rächen? Ich war zwar nicht sicher, daß Lorraine Lamont für den Mord verantwortlich war, aber ich war überzeugt davon, daß es irgendeinen Zusammenhang gab.
    Als die Damen aufbrachen, gab ich ihnen meine Visitenkarte und bat sie, mich anzurufen, wenn sie irgendwas hörten oder ihnen noch etwas einfiel. Ich ging nicht davon aus, daß sie mir alles erzählt hatten, was sie wußten, aber dafür hatten sie zweifellos ihre Gründe. Blush ließ die anderen ein bißchen vorgehen und machte mir ein Zeichen — ein Hinweis, daß sie draußen auf mich warten wollte.
    Ich verabschiedete mich von Ray, der mir ein Pauschalhonorar anbot, damit ich den Fall weiterverfolgte. Ich sagte, mit Paulas Scheck käme ich erst mal über die Runden, aber ich würde mich melden, wenn ich besondere Auslagen hätte, und dann könnten wir über Honorare reden.
    An der Haustür streckte ich die Hand aus und drückte seinen Arm. Er sah auf meine Hand hinunter, dann in mein Gesicht, und die Tränen liefen ihm die Wangen runter. Er sagte aber nichts, schloß nur sehr langsam die Tür. Den knallharten Typen zu spielen ist manchmal ne echte Tortur.
    Blush, die hinter der nächsten Ecke wartete, hatte mit der Männlichkeit schon seit Jahren abgeschlossen. In Tränen aufgelöst, hakte sie sich bei mir ein, und wir fanden eine Kneipe, wo die gesamte Kundschaft sich mit offenem Mund geschlossen nach uns umdrehte, wie diese automatischen Clowns, die man auf der Kirmes sieht.
    Blush

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