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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Frühstück wieder mit einer ganz anderen durch den Garten zu flanieren. Sie waren Edels Verehrerinnen. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie eine von ihnen am Arm von Veritas in den Ballsaal schritt oder still am Webrahmen in seinem Arbeitszimmer saß, während er über den Karten brütete, die er so liebte. Das war alles andere als ein Müßiggang zwischen Blumen und Springbrunnen - Veritas’ Spaziergänge führten ihn zu den Docks und über die Felder, wobei er oft stehen blieb, um mit den Seeleuten und mit den Bauern hinter dem Pflug zu sprechen. Zierliche Atlasschuhe und lange, reich bestickte Schleppen würden ihm auf solchen Pfaden sicher nicht einfach so folgen.
    Molly drückte mir einen Pfennig in die Hand.
    »Wofür ist der?«
    »Um zu erfahren, was dich so sehr beschäftigt, dass du auf meinem Rock sitzenbleibst, obwohl ich dich zweimal gebeten habe aufzustehen. Ich glaube, du hast mich überhaupt nicht gehört.«
    Ich seufzte. »Veritas und Edel sind grundverschieden. Ich
kann mir nicht vorstellen, wie einer für den anderen eine Frau aussucht.«
    Molly hob fragend die Augenbrauen.
    »Edel wird eine Braut aussuchen, die schön ist und reich und von vornehmer Abkunft. Sie wird sich darauf verstehen, zu tanzen und zu singen und zu musizieren. Sie wird sich aufputzen und schon am Frühstückstisch Juwelen im Haar tragen und immer nach den Blumen duften, die in der Regenwildnis wachsen.«
    »Und Veritas soll mit einer solchen Braut nicht zufrieden sein?« Molly sah aus, als hätte ich behauptet, das Meer wäre eine große Schüssel voll Suppe.
    »Veritas verdient eine Gefährtin, nicht ein Schmuckstück für seinen Ärmel«, erklärte ich geringschätzig. »Ich an seiner Stelle würde mir eine Frau wünschen, die zu etwas Geschick hat, nicht nur dazu, aus ihrer Schmuckschatulle ein Geschmeide auszuwählen oder sich das Haar aufzustecken. Sie müsste ein Hemd nähen können oder im Garten arbeiten oder ganz besondere Fertigkeiten besitzen, wie zum Beispiel Kalligraphie oder Kräuterkunde.«
    »Neuer, dergleichen ist doch nichts für hochgeborene Damen«, spottete Molly. »Sie werden dazu erzogen, hübsch und dekorativ zu sein. Und sie sind reich. Ihnen geziemt es nicht, sich mit gemeinen Arbeiten zu befassen.«
    »Aber ja doch. Sieh dir Prinzessin Philia und ihre Zofe Lacey an. Sie sind unablässig mit etwas beschäftigt. Die Gemächer der Prinzessin sind ein wahrer Urwald und die Ärmel ihrer Gewänder manchmal klebrig von den Versuchen, Papier herzustellen, oder sie hat von der Arbeit mit den Pflanzen noch Blätter im Haar, trotz allem ist sie immer noch schön. Hübsch sein allein
ist aber gar nicht so wichtig bei einer Frau. Ich habe Lacey zugesehen, wie sie für die Kinder in der Burg aus Bindfaden ein Netz knüpfte. Ihre Finger waren so flink und geschickt wie die eines Fischers unten am Hafen - das war schöner anzusehen als jedes hübsche Gesicht. Und Hod, die Waffenmeisterin? Sie ist eine meisterhafte Silberschmiedin und versieht ihre Stücke mit wunderbaren Gravuren. Zum Geburtstag ihres Vaters hat sie einen Dolch gefertigt. Sein Griff in Gestalt eines springenden Hirsches war dabei aber so kunstvoll gebildet, dass er sich glatt und rund in die Hand schmiegt, ohne eine scharfe Kante oder Spitze, die stören würde. Darin liegt Schönheit von Dauer, selbst wenn ihre Haare schon grau und ihre Wangen faltig geworden sind. Eines Tages werden ihre Enkelkinder sich dieses Kunstwerk ansehen und denken, was für eine bemerkenswerte Frau sie gewesen ist.«
    »Das meinst du im Ernst?«
    »Natürlich.« Mir wurde plötzlich bewusst, wie nahe Molly mir war. Ich rückte ein wenig zur Seite. Unten im flachen Wasser fegte Fäustel weiter wie ein Irrwisch durch die Schar der Möwen. Er japste, und die Zunge hing ihm aus dem Maul, dennoch hielt er keinen Augenblick inne, um zu verschnaufen.
    »Aber für ein Edelfräulein schickt es sich nicht, raue Hände zu haben, und der Wind macht ihre Haare strohig und ihr Gesicht braun. Du willst doch nicht, dass die Gemahlin des Prinzen aussieht wie eine Bauerndirne?«
    »Warum nicht? Besser als eine Gemahlin, die aussieht wie ein feister Karpfen in einer Wasserschüssel.«
    Molly kicherte.
    »Er sollte eine haben, die beim Morgengalopp neben ihm reitet, oder eine, die sich den Teil einer Landkarte, den er gerade
fertiggestellt hat, interessiert anschaut und erkennt, mit wie viel Sorgfalt die Zeichnung ausgeführt ist. Das wäre eine Gemahlin für Prinz Veritas.«
    »Ich bin

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