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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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noch nie auf einem Pferd geritten«, bemerkte Molly plötzlich. »Und ich kenne nur wenige Buchstaben.«
    Ich schaute sie an und wunderte mich, weshalb sie plötzlich so niedergeschlagen aussah. »Na und? Du bist klug genug, um alles lernen zu können. Denk doch nur, was du dir über Kerzen und duftende Pflanzen schon alles selbst beigebracht hast. Sag mir nicht, du hättest das von deinem Vater gelernt. Manchmal, wenn ich in den Laden komme, riechen dein Haar und deine Kleider nach frischen Kräutern, dann weiß ich, dass du wieder neue Rezepturen ausprobiert hast. Wenn du dir wünschst, besser lesen und schreiben zu lernen, hindert dich nichts daran. Und das Reiten - da wärst du ein Naturtalent. So, wie du hier in den Felsen herumkletterst, hast du Kraft und Gleichgewichtssinn. Und Tiere mögen dich. Fäustel hast du mir beinahe abspenstig gemacht.«
    »Dummes Zeug!« Sie gab mir einen Stoß mit der Schulter. »Du redest, als würde eines Tages ein Edelmann von der Burg herabgeritten kommen und mich mitnehmen.«
    Ich dachte an August mit seinem steifen Benehmen oder an Edel, der um sie herumscharwenzelte. »Da sei Eda vor. Reine Verschwendung. Sie hätten nicht den nötigen Verstand, dich zu begreifen, und nicht das Herz, dich wirklich wertzuschätzen.«
    Molly senkte den Blick auf ihre abgearbeiteten Hände. »Aber wer könnte es dann?«, fragte sie leise.
    Halbwüchsige Jungen sind Dummköpfe. Das Gespräch hatte sich ganz von selbst entwickelt und mit keinem meiner Worte verband ich irgendeinen Hintergedanken. Ich hatte ihr nicht
schmeicheln wollen oder ihr auf verdeckte Art den Hof machen. Die untergehende Sonne berührte den Horizont und warf eine goldene Bahn über die glatte Wasserfläche; wir saßen dicht beisammen, und der Strand lag wie die ganze Welt zu unseren Füßen. Hätte ich in diesem Augenblick gesagt: »Ich, zum Beispiel«, glaube ich, dass mir ihr Herz in die ungeschickten Hände zugefallen wäre wie ein reifer Apfel vom Baum. Vielleicht hätte sie mich geküsst und sich mir aus eigenem Willen versprochen. Doch ich fühlte mich wie vor den Kopf geschlagen von der plötzlichen Erkenntnis dessen, was aus unserer Kinderfreundschaft geworden war, und brachte die schlichte Wahrheit nicht über die Lippen. Ich blieb stumm, und schon kam Fäustel angesaust, nass und voller Sand, so dass Molly aufsprang, um ihre Röcke vor dem Schlimmsten zu bewahren. Die Gelegenheit war vorüber, davongeweht wie Gischt im Wind.
    Wir standen auf und reckten uns, und Molly klagte darüber, wie spät es schon sei, und ich spürte die tausend Schmerzen meines zerschundenen Körpers. Das lange Stillsitzen in Wind und Feuchtigkeit war reiner Leichtsinn gewesen, bei einem kranken Pferd hätte ich besser aufgepasst. Ich begleitete Molly nach Hause, und es gab da noch einen Augenblick der Befangenheit vor ihrer Tür, bis sie sich bückte und Fäustel zum Abschied an sich drückte. Dann war ich für mich allein, abgesehen von einem neugierigen jungen Hund, der wissen wollte, weshalb ich so langsam vorwärtsging, wo er doch schon halb verhungert wäre, und könnte man auf dem Rückweg nicht vielleicht noch ein bisschen laufen und spielen?
    Ich stapfte den Berg hinauf, und mir fror an Geist und Körper. Nachdem ich Fäustel im Stall abgeliefert und Rußflocke gute Nacht gesagt hatte, stieg ich zum Palas hinauf. Galen und
seine Zöglinge hatten soeben ihre Hungermahlzeit beendet und geschlossen den Speisesaal verlassen. Auch an den übrigen Tischen waren die meisten Plätze leer, weshalb es mich dorthin zurückzog, wo ich schon früher Zuflucht gefunden hatte. In der großen Küche gab es immer zu essen und Gesellschaft in der angrenzenden Wachstube. Tag und Nacht herrschte ein reges Kommen und Gehen der Bediensteten des Königs, deshalb hing stets ein Kessel über dem Feuer, der alsbald mit Wasser, Fleisch und Gemüse aufgefüllt wurde, wenn der Pegel sich senkte. Wein und Bier und Käse gab es auch, dazu die anspruchslose Unterhaltung derer, die über die Burg und unser aller Schicksal wachten. Vom ersten Tag an hatten sie mich in ihre Mitte aufgenommen. Also bereitete ich mir dort eine einfache Mahlzeit, die dennoch weniger karg war als das, was Galen mir zugestanden haben würde, aber auch nicht so üppig, wie mein Magen sie einklagte. Das war ganz die Schule Burrichs - ich setzte mich selbst auf leichte Kost, wie ich es bei einem kranken Tier getan hätte.
    Beim Essen lauschte ich den Gesprächen an den Tischen, tauchte in

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