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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und Kälte ihren Gebrechen bald ein Ende zu machen. Ein Mann, der sein Wort bricht, wird im Königreich der Berge durch einen Schnitt in die Zunge bestraft, außerdem muss er für seine Schuld Schadenersatz in doppelter Höhe entrichten. Solche Gebräuche mögen den Bewohnern der zivilisierten Sechs Provinzen barbarisch erscheinen, doch in der rauen Welt der Berge haben sie ihre Berechtigung.
     
    Zu guter Letzt bekam Veritas seinen Willen, was ihm allerdings nur geringe Genugtuung bereitet haben dürfte, denn eine eher unwillkommene Unterstützung erhielt er ausgerechnet durch Piratenüberfälle, die plötzlich zunnahmen. Während eines Monats
wurden zwei Dörfer gebrandschatzt und insgesamt zweiunddreißig Einwohner verschleppt. Neunzehn davon trugen die mittlerweile weit verbreiteten Giftphiolen bei sich und begingen Selbstmord. Ein dritter Ort, eine Stadt mit zahlreichen Einwohnern, wurde erfolgreich verteidigt, leider jedoch nicht von königlichen Soldaten, sondern von einer Söldnertruppe, die die Bürger dort in Eigeninitiative angeworben hatten. Bei vielen der Söldnern handelte es sich ironischerweise auch noch um eingewanderte Outislander, die eins ihrer wenigen Talente in klingende Münze umwandelten. Der Unmut über die scheinbare Tatenlosigkeit des Königs wurde lauter.
    Es nützte wenig, dem Volk die Arbeit von Veritas und seines Zirkels erklären zu wollen. Wonach die Leute verlangten, war etwas Greifbares, wie etwa eine Flotte von Kriegsschiffen zur Verteidigung unserer Küsten. Doch Schiffe zu bauen, das dauert seine Zeit, und die umgerüsteten Handelsschiffe, die bereits in unseren Gewässern patrouillierten, waren plumpe, schwerfällige Kästen im Vergleich zu den wendigen Korsarenschiffen, die uns heimsuchten. Für das kommende Frühjahr einen Stapellauf anzukündigen, war ein schwacher Trost für Bauern und Hirten, die sich bemühten, Ernte und Vieh zu schützen. Und die im Landesinneren gelegenen Herzogtümer zeigten immer weniger Bereitschaft, mit ihrem guten Geld Kriegsschiffe zum Schutz der Küste zu finanzieren, von der sie weit entfernt waren. Die Herren der Küstenprovinzen ihrerseits fragten sarkastisch, was die lieben Nachbarn wohl täten, wenn man ihnen die Möglichkeit raubte, ihre Waren zu verschiffen, und wenn der Seehandel als Ganzes zum Erliegen käme. Im Verlauf wenigstens einer Ratsverhandlung kam es zu einem lautstarken Wortwechsel, bei dem Herzog Ram von Tilth meinte, dass es durchaus zu verschmerzen
wäre, die Nahen Inseln und Fur Point den Roten Korsaren zu überlassen, wenn man ihnen damit nur den Hals stopfen könne. Herzog Brawndy von Bearns konterte mit der Drohung, den Handel auf dem Bärenfluss zu unterbinden, dann werde man ja sehen, ob Tilth das ebenfalls so leicht verschmerzen könne. König Listenreich vertagte die Ratssitzung gerade noch rechtzeitig, bevor es zu einem Schlagabtausch kam, wobei der Herzog von Farrow aber noch Gelegenheit hatte zu erklären, dass er auf der Seite von Tilth stand. Die Fronten verhärteten sich zunehmend, es verschlimmerte sich mit jedem Monat und mit jeder neuen Steuererhebung. Die Einheit des Reiches war aufs Höchste gefährdet, und Listenreich sah in der Vermählung seines ältesten Sohnes das beste Mittel, sie aufrechtzuerhalten.
    Edel vollführte also seinen Eiertanz auf dem diplomatischen Parkett, und man einigte sich schließlich darauf, dass wegen den Verpflichtungen von Veritas seine Braut, Prinzessin Kettricken, vor dem versammelten Volk Edel als Stellvertreter seines Bruders das Ja-Wort geben sollte, wobei Edel quasi für Veritas sprechen sollte. Selbstverständlich folgte darauf später eine prunkvolle Hochzeitsfeier in Bocksburg, zu der auch eine Abordnung von Chyurda zur Zeugenschaft geladen war. Vorläufig verweilte Edel in der Hauptstadt des Bergreichs. Seine Anwesenheit bewirkte einen steten Strom von Gesandten, Geschenken und Waren zwischen Bocksburg und Jhaampe. Selten verging eine Woche, ohne dass eine Karawane entweder dort eintraf oder sich von dort auf den Weg machte.
    Mir erschien das als eine recht unschöne Art und Weise der Eheschließung. Beide waren formell schon fast einen Monat verheiratet, bevor sie sich das erste Mal wirklich zu sehen bekamen. Aber der politische Gewinn wog schwerer als die Gefühle
der Betroffenen. Zudem nahmen die Vorbereitungen für die getrennten Feierlichkeiten bereits ihren Lauf.
    Ich hatte mich längst davon erholt, von Veritas als Kraftquelle benutzt worden zu sein. Schwerer

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