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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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»Krakeel?«, fragte ich ungläubig.
    Die Frau zeigte mir breit lächelnd die berühmte Zahnlücke, duckte sich unter einem unmittelbaren Gegenstoß ihres Übungspartners hinweg und sprang wieder zurück in eine sichere Position.
»Ja«, bestätigte sie atemlos. Ihr Gegner, der sie nun abgelenkt sah, senkte höflich den Stab, was sich als Feh ler herausstellte, denn Krakeel nutzte seine Schwachstelle, um ei nen weiteren Punkt zu machen. Mit so viel Geschick, dass es bei nahe träge aussah, fuhr sein Stab in die Höhe, um sie abzublocken. Wieder lachte sie und hob die Hand, um eine Kampfpause zu erbitten.
    »Ja«, wiederholte sie und wandte sich mir zu. »Ich bin gekommen - das heißt, man hat mich ausgewählt, mit dir zu sprechen und dich um einen Gefallen zu bitten.«
    Ich deutete auf die Kleidung, die sie trug. »Sehe ich das richtig, du bist aus Veritas’ Garde ausgetreten?«
    Sie zuckte mit den Schultern, aber ihr Gesicht verriet, dass sie sich freute, darüber sprechen zu können. »Ja, aber weit bin ich noch nicht gekommen. Garde der Königin. Fähenwappen. Siehst du?« Sie zog das Vorderteil ihrer kurzen weißen Jacke glatt. Auf derbem, haltbarem Leinen war ein zäh nefletschender weißer Fuchs auf purpurnem Hintergrund eingestickt. So purpurnfarben wie ihre Hosen aus dickem Wollstoff, die in hohen Schaftstiefeln staken. Ihr Partner war ebenso gekleidet. Die Garde der Königin. Unter dem Aspekt von Kettrickens Abenteuer ergab diese Uniform einen Sinn.
    »Veritas hat beschlossen, dass sie eine eigene Leibgarde haben soll?«, fragte ich erfreut.
    Krakeels Lächeln wurde etwas schmaler. »Nicht unbedingt«, wich sie aus, und dann nahm sie Haltung an, als wäre ich ihr vorgesetzter Offizier, dem sie Meldung zu machen hatte. »Wir haben beschlossen, dass sie eine Leibgarde braucht. Ich und ein paar von den anderen, die bei dem Suchtrupp waren. In den Tagen danach haben wir über alles gesprochen. Auch da rüber, wie sie sich da draußen geschlagen hat. Und dann hier. Und dass sie ganz allein in einem fremden Land ist. Dann kamen wir darauf, jemand sollte
um Genehmigung nachsuchen, für sie eine Leibgarde aufzustellen, aber keiner von uns wusste so richtig, wie man das anstellt. Wir sahen die Notwendigkeit, aber niemand sonst schien sich da rüber Gedanken zu machen. Doch letzte Woche, am Tor, hörte ich, wie du wütend geworden bist, weil man sie einfach allein zu Fuß und ohne Schutz hatte losgehen lassen. O ja! Ich war in der Torstube, und ich habe jedes Wort gehört.«
    Ich schluckte mei nen Protest hinunter, nick te knapp, und Krakeel fuhr fort. »Na gut. Dann haben wir’s einfach getan. Die von uns, die meinten, sie wollten Purpur und Weiß tragen, haben sich gemeldet. Es ging mehr oder we niger halbe-halbe aus. Ohnehin war es höchste Zeit für etwas frisches Blut, die meisten von Veritas’ Garde sind allmählich alt geworden. Und überdies vom Herumsitzen in der Burg bequem. Also haben wir uns neu formiert; es gab Beförderungen, die schon lange fällig gewesen wären, wenn sich oben nur etwas bewegt hätte. Jetzt haben wir den Erfahrensten an der Spitze und die Garde mit neuen Rekruten aufgefüllt. Es funktioniert wunderbar. Die Ausbildung der Neuen wird auch uns wieder mehr Biss geben, und die Königin hat damit ihre eigene Leibwache, wenn sie sie möchte. Oder sie braucht.«
    »Ich verstehe.« Mir wurde unbehaglich zumute. »Und was ist das nun für ein Gefallen, um den du mich bitten willst?«
    »Du sollst es Veritas erklären. Dass seine Königin eine Leibgarde hat.« Sie sagte es ohne Umschweife.
    »Was ihr getan habt, grenzt an Treuebruch gegenüber dem Thronfolger«, entgegnete ich ebenso offen. »Soldaten von Veritas’ eigener Leibgarde, die seine Farben ablegen, um die der Königin zu tragen …«
    »Manche sehen es vielleicht so. Und manche reden vielleicht auch so.« Unsere Blicke trafen sich, das Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden. »Aber du solltest es besser wissen. Dein... -
Chivalric hätte daran gedacht, und sie wäre bereits von einer eigenen Garde hier empfangen worden. Aber Kronprinz Veritas, nun, dies ist kein Treuebruch ihm gegenüber. Wir haben ihm treu gedient, weil wir ihn lieben. Ich würde sagen, wir, die wir immer genau auf seine Rückendeckung geachtet haben, sind ein we nig zurückgefallen und haben uns neu formiert, um auch Angriffen aus einer neuen Richtung begegnen zu können. Das ist alles. Er hat eine gute Königin, das ist unsere Meinung. Wir möchten nicht

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