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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Gesicht die ungesunde Blässe genommen, und unter der leichten Bräune waren auch sei ne Pockennarben nicht mehr so deutlich zu sehen. Früher schon war mir seine Ähnlichkeit mit Lis tenreich aufgefallen, jetzt entdeckte ich zudem Veritas in seinen Zügen.
    »Ich habe meine Mittel und Wege.« Er bedachte mich mit einem wölfischen Grinsen. »An wie viel erinnerst du dich noch von gestern Abend?«
    Mein Magen krampfte sich zusammen, als ich darüber nachdachte. »Es reicht, um zu wissen, dass heute ein schwieriger Tag für mich sein wird.« Die kleine Dienstmagd tauchte aus meinem Gedächtnis auf. An meine Schulter gelehnt, die Hand auf meinem Schenkel. Molly. Ich musste unbedingt noch in dieser Nacht zu Molly gehen und ihr alles erklären. Wenn sie an mei ne Tür kam, und ich war nicht da, um auf ihr Klopfen zu öffnen … Ich wollte mich aus dem Sessel hochstemmen, aber da überlief mich wieder
ein Schauder. Es fühlte sich fast an, als würde man mir die Haut abziehen.
    »Hier, iss etwas. Dir ein Brech mittel zu verabreichen war nicht der beste Einfall, aber ich bin sicher, Philia hat es gut gemeint. Und unter anderen Umständen hätte es dir das Leben retten können. Nein, Dummkopf, erst die Hände waschen. Hast du mir nicht zugehört?«
    Erst jetzt be merkte ich die Scha le mit Essigwasser neben den Speisen. Ich wusch meine Hände sorgfältig, um restlos zu entfernen, was immer daran haften mochte, und anschließend mein Gesicht. Es über raschte mich, um wie viel fri scher ich mich gleich fühlte. »Es kam mir vor wie ein nicht enden wollender Traum, der ganze Tag... geht es König Listenreich genauso?«
    »Ich habe keine Ahnung. Vielleicht wird dort unten Räucherwerk verbrannt, von dem ich nichts weiß. Das war eins der Dinge, über die ich heute Nacht mit dir sprechen wollte. Wie geht es Listenreich? Ist die Verschlechterung in seinem Zustand plötzlich eingetreten? Seit wann gibt sich Wallace als Heiler aus?«
    »Ich weiß nicht.« Beschämt musste ich Chade gestehen, wie nachlässig ich in seiner Abwesenheit gewesen war. Und wie dumm. Als ich zu Ende war, stimmte er meiner Selbsteinschätzung zu.
    »Nun«, meinte er nachdenklich. »Wir können nichts ungeschehen machen, wir können nur Schlimmeres verhüten. Was hier vorgeht, ist zu vielschichtig, als dass wir es bei diesem einen Treffen besprechen könnten.« Er musterte mich nachdenklich. »Vieles von dem, was du mir erzählst, überrascht mich nicht. Entfremdete, die sich um Bocksburg zusammenrotten, das Siechtum des Königs. Aber sein Gesundheitszustand hat sich schneller verschlechtert, als ich es mir erklären kann, und diese Zustände in seinen Gemächern sind mir ein Rätsel. Außer …« Er sprach den Gedanken nicht aus. »Vielleicht glaubt man, Lady Quendel wäre seine einzige Verteidigerin
gewesen. Vielleicht glaubt man, niemand sorgte sich mehr um ihn, er wäre ein vereinsamter alter Mann, ein Hindernis, das leicht aus dem Weg zu schaffen sei. Deine Achtlosigkeit hat die Ratten aus ihren Löchern hervorgelockt, und dadurch bietet sich uns womöglich die Gelegenheit, sie zu packen.« Er seufzte. »Ich dachte, ich könnte Wallace als Werkzeug benutzen, ihn durch das Zutun und den Rat Dritter unauffällig lenken. Der Mann besitzt keinerlei nennenswerte medizinische Kenntnisse, er ist ein Pfuscher. Aber das Werkzeug, das ich unbewacht herumliegen ließ, hat sich, wie es scheint, ein anderer zunutze gemacht. Wir werden sehen. Dennoch gibt es Wege, diesen Umtrieben Einhalt zu gebieten.«
    Ich biss mir auf die Zunge, bevor mir Edels Name entschlüpfen konnte. »Wie?«, fragte ich stattdessen.
    Chade lächelte. »Wie hat man dich im Bergreich als Meuchelmörder unschädlich gemacht?«
    Die Erinnerung schmerzte. »Edel hat Kettricken mein Vorhaben verraten.«
    »Genau. Wir werden etwas Licht in die Vorgänge in des Königs Gemächern bringen. Iss, während ich rede.«
    Also hörte ich zu, wie er mei ne Aufträge für den nächsten Tag erläuterte, doch gleichzeitig prüfte ich, was er mir zu essen aufgetischt hatte. An Knoblauch war nicht gespart worden, ich wusste von seinem Vertrauen in dessen rei nigende Eigenschaften. Ich fragte mich, was ich unwissentlich in mich aufgenommen hatte und inwieweit die Droge meine Erinnerung an das Gespräch mit dem Narren beeinflusste. Bei dem Gedanken daran, wie ich ihn hinausgeworfen hatte, zuckte ich förmlich zusammen. Noch jemand also, zu dem ich einen Bußgang antreten musste. Chade bemerkte meine

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