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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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reißen und zur Gegenwehr anzuspornen. Ein Mann, der den Blick in die Ferne gerichtet hatte, während wir in den Räumen unter ihm jammerten und intrigierten und zankten. Es war alles sinnlos. Wir waren zum Untergang verurteilt.
    Eine Flut der Verzweiflung drohte mich in die Tiefe zu ziehen.
Doch plötzlich, im Mittelpunkt des tosenden Strudels, fand ich einen Platz, an dem ich stehen konnte. Einen Platz, von dem aus betrachtet das Ganze einfach nur komisch war. Furchtbar komisch. Vier kleine Kriegsschiffe, die noch nicht einmal ganz fertig waren und keine erfahrenen Mannschaften hatten. Dann die Wachtürme und Sig nalfeuer, um die un fähigen Verteidiger zur Schlacht zu rufen. Burrich mit sei ner Axt und ich halbnackt in der Kälte. Veritas, der aus dem Fenster starrte, während ein Stockwerk tiefer sein Bruder Edel ihrer beider Vater mit Drogen vergiftete. Wahrscheinlich in der Hoffnung, Listenreichs Geist zu verwirren und dann Erbe dieses ganzen Schlamassels zu werden. Es war alles so absurd. Und so absolut undenkbar, es alles aufzugeben. Ich konnte das Lachen, das plötzlich aus mir herausbrach, einfach nicht zurückhalten. Ich stützte mich auf mei ne Axt und lachte, als wäre die Welt der größte Spaß, den ich je erlebt hatte, während Burrich und Veritas mich anstarrten. Der Hauch ei nes verständnisvollen Lächelns zog über Veritas’ Mundwinkel; ein Licht in seinen Augen war Abglanz meines verrückten Gefühlsausbruchs.
    »Junge? Alles in Ordnung?«, fragte mich Burrich.
    »Mir geht es gut, mir geht es ausgezeichnet«, erklärte ich beiden, als die Flutwellen meines Gelächters verebbten.
    Ich richtete mich auf, ich schüttelte den Kopf, und ich schwöre, ich konnte spüren, wie mein Gehirn sich den Grenzen der Vernunft fügte. »Ve ritas«, sagte ich und nahm sein Bewusstsein in mich auf. Es war leicht, es war immer leicht gewesen, doch zuvor hatte ich geglaubt, dabei etwas zu verlieren. Wir verschmolzen nicht zu einer Persönlichkeit, eher konnte man es mit aufgestapelten Schüsseln in einem Schrank vergleichen. Er war genauso bequem zu tragen, wie ein fach männisch gepackter Rucksack. Ich atmete tief ein und hob die Axt. »Nächste Runde«, sagte ich zu Burrich.

    Als er auf mich eindrang, befahl ich mir, ihn nicht mehr als Burrich zu sehen. Er war ein Fremder mit einer Axt, der ge kommen war, um Ve ritas zu töten, und bevor ich mich zu rückhalten konnte, hatte ich ihn zu Boden gekämpft. Er stand auf, schüttelte den Kopf, und ich bemerkte den Anflug von Ärger in seinen Zügen. Wieder prallten wir zusammen, und wieder setzte ich den entscheidenden Schlag. »Und zum Dritten«, forderte er heraus, wobei sich ein grimmiges Lächeln über sein wettergegerbtes Gesicht zog. Inzwischen hatte uns beide so sehr die Kamp feslust gepackt, dass wir verbissen fochten, und erneut behielt ich eindeutig die Oberhand.
    Noch zweimal kreuzten wir die Waffen, bevor Burrich plötzlich vor ei ner mei ner Attacken zu rücktrat. Er stemmte den Axtkopf auf den Boden und stand vorgebeugt da, bis er wieder zu Atem gekommen war. Dann richtete er sich auf und sah Veritas an. »Er hat es begriffen«, sagte er heiser. »Er hat den Bogen heraus. Nicht, dass er schon ein Meister wäre. Man muss ihm noch den letzten Schliff geben, aber Ihr habt eine kluge Wahl für ihn getroffen. Die Axt ist seine Waffe.«
    Veritas nickte langsam. »Und er ist die meine.«

KAPITEL 16
    VERITAS’ SCHIFFE
    I m dritten Sommer der Heim suchung durch die Roten Korsaren erlebten die Kriegsschife der Sechs Provinzen ihre Feuertaufe. Obwohl nur vier an der Zahl, standen sie für eine bedeutsame Wende in unserer Strategie. Die Zusammenstöße mit den Roten Korsaren in jenem Frühjahr brachten uns rasch zu der Erkenntnis, dass wir ihnen nicht viel entgegenzusetzen hatten; wir waren ein Volk von Bauern geworden. Doch immerhin Bauern, die sich entschlossen hatten, standzuhalten und ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen. Wie sich herausstellte, waren die Korsaren wilde und starke Kämpfer, was darin gipfelte, dass keiner von ihnen sich je ergab oder lebend gefangengenommen werden konnte. Diese Beobachtung hätte uns helfen können, das Rät sel der Entfremdung zu lösen oder etwas über die Na tur unserer Gegner herauszufinden, doch zu der Zeit war der Hinweis zu hintergründig, und wir waren zu sehr damit beschäftigt zu überleben, um uns über dieses Detail zu wundern.
     
    Der Rest des Winters verging so schnell, wie sich die erste Hälfte

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