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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Assassinen.«
    »Warum stehen wir dann da neben, während der wah re König vergiftet wird?«, fragte ich geradeheraus. »Ich sehe es, du siehst es. Unter dem Vorwand, ihm Linderung und Hei lung zu bringen, macht man ihn schrittweise abhängig von Mitteln, die seinen Verstand lähmen. Wir wissen, wer ihm die Drogen verabreicht, und ich glaube zu wissen, wer dahintersteckt. Und trotzdem rühren wir keinen Finger, während er mehr und mehr verfällt. Warum? Wie verträgt sich das mit deinem Glauben?«
    Seine darauffolgenden Worte trafen mich wie ein Messer. »Ich weiß nicht, an wen du glaubst. Ich dachte, vielleicht an mich. Dass ich mehr darüber weiß als du, und dass ich meinem König immer treu ergeben war.«
    Diesmal war ich es, der seinem Blick auswich. Bevor das Schweigen zwischen uns unüberbrückbar werden konnte, ging ich zu dem Schrank, in dem Chades Wein und die Becher standen. Ich nahm ein Tablett, füllte zwei Pokale aus der mit einem Glasstöpsel verschlossenen Flasche und trug alles zu dem klei nen Tisch beim Feuer. Wie es in den vielen Jahren zuvor zur Gewohnheit geworden
war, setzte ich mich auf die Steinplatten vor dem Ka min. Nach einer Weile kam mein Lehrer dazu und nahm seinen Platz in dem weich gepolsterten Lehnstuhl ein. Er hob einen der Becher und trank einen Schluck.
    »Dieses letzte Jahr ist an uns beiden nicht spurlos vorübergegangen.«
    »Du hast mich so selten gerufen. Und wenn du es tust, bist du voller Geheimnisse.« Ich konnte nicht verhindern, dass sich erneut ein vorwurfsvoller Ton in meine Stimme schlich.
    Chade stieß ein kurzes Lachen aus. »Und das kränkt dich, du Ausbund an Offenheit!« Er lachte wieder, ohne sich von meiner beleidigten Miene stören zu lassen. Als er sich beruhigt hatte, befeuchtete er mit ei nem Schluck Wein sei ne Kehle und schaute mich an, während sei ne dunklen Augen weiterhin vor Belustigung aufleuchteten.
    »Mach kein so finsteres Gesicht, Junge«, sagte er. »Ich habe nichts von dir verlangt, was du von mir nicht doppelt und dreifach gefordert hättest. Denn ich hänge der altmodischen Vorstellung an, dass ein Lehrer das Recht hat, von seinem Schüler Vertrauen zu erwarten.«
    »Es stimmt«, gab ich zu. »Ich habe auch mei ne Geheimnisse und von dir verlangt, dass du mir vertraust, ohne Fragen zu stellen. Doch meine Geheimnisse schränken nicht deine Handlungsfreiheit ein, wie es um gekehrt deine bei mir tun. Je des Mal, wenn ich dem König einen Besuch abstatte, sehe ich, was Wallaces Räucherwerk und Kräutertränke ihm antun. Ich möchte Wallace töten und meinen König aus seinem Dämmerzustand herausholen. Und dann das Übel mit der Wurzel ausreißen, also den Lieferanten der Gifte unschädlich machen.«
    »Dann willst du mich töten?«
    Mir war plötzlich so, als hätte man mir einen Eimer kaltes Wasser
übergeschüttet. »Von dir be kommt Wallace die Mittel, die er dem König verabreicht?« Ich musste ihn falsch verstanden haben.
    Er nickte bedächtig. »Ei nige davon. Wahrscheinlich diejenigen, gegen die du am meisten einzuwenden hast.«
    Mein Herz gefror zu einem kalten Stein. »Aber Chade, warum?«
    Mit zusammengepressten Lippen schaute er mich an. »Eines Königs Geheimnisse gehören nur dem König«, beschied er mich nach einer Minute unbehaglichen Schweigens. »Ich habe nicht das Recht, sie weiterzugeben, selbst wenn ich überzeugt wäre, dass sie bei dem Empfänger gut aufgehoben sind. Doch wenn du nur deinen Verstand benutzen würdest, wie ich es dich gelehrt habe, könntest du dir all deine Fragen selbst beantworten.«
    Ich drehte mich zur Seite und stocherte im Feuer hinter mir. »Chade, ich bin so müde. Zu müde für Ratespiele. Kannst du mir nicht einfach sagen, was ich wissen möchte?«
    »Natürlich könnte ich das, nur käme ich dadurch in Konflikt mit dem Versprechen, das ich meinem König gegeben habe. Was ich tue, ist schlimm genug.«
    »Du flüchtest dich in Haarspaltereien!«
    »Mag sein, aber das ist mei ne Sache«, antwortete er liebenswürdig.
    Seine Gelassenheit reizte mich. Ich schüttelte heftig den Kopf und beschloss, das Thema zu wechseln, bevor wir uns noch tatsächlich entzweiten. »Weshalb hast du mich heute Nacht gerufen?«, fragte ich knapp.
    Ein Schatten huschte über sein gelassenes Gesicht. »Vielleicht nur deiner Gesellschaft wegen. Vielleicht nur, um zu verhindern, dass du etwas Unvernünftiges tust, das nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Ich bin mir bewusst, dass vieles von dem, was zurzeit in

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