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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Bocksburg geschieht, dich zutiefst beunruhigt. Sei versichert,
ich teile dei ne Befürchtungen. Doch vorläufig bleibt uns nichts anderes übrig, als auf dem vorgezeichneten Weg weiterzugehen. Vertrauensvoll. Du glaubst doch bestimmt, dass Veritas vor dem Frühling zurückkehrt und die Zügel wieder in die Hand nimmt.«
    »Ich weiß nicht«, gestand ich widerwillig. »Meiner Meinung nach ist seine Reise ein sinnloses Unterfangen. Er hätte hierbleiben und mit sei nem ursprünglichen Plan weitermachen sollen. Bis er wiederkommt, hat Edel womöglich sein halbes Königreich verschachert oder den Wölfen zum Fraß vorgeworfen.«
    Chade blickte mich mit hoch gezogenen Augenbrauen an. »Sein Königreich ist immer noch seines Vaters Königreich, erinnerst du dich? Vielleicht traut Listenreich ihm zu, es vor Schaden zu bewahren.«
    »Ich glaube nicht, dass König Listenreich auch nur imstande ist, sich selbst vor Schaden zu bewahren. Hast du ihn kürz lich gesehen?«
    Chades Lippen wurden schmal. »Ja. Ich sehe ihn, wenn kein anderer ihn sieht. Glaub mir, er ist nicht der altersschwache Tattergreis, für den du ihn zu halten scheinst.«
    Ich bewegte langsam den Kopf von einer Seite zur anderen. »Wenn du ihn heute Abend gesehen hättest, Chade, würdest du meine Sorge teilen.«
    »Weshalb bist du so überzeugt, dass ich ihn nicht gesehen habe?« Chade wurde ärgerlich. Ich schien heute Abend mit einem Fluch behaftet zu sein, im mer das Falsche zu sagen. Wahrscheinlich war es besser, erst ein mal zu schweigen. Ich nahm ei nen Schluck Wein und schaute ins Feuer.
    »Sind die Gerüchte über die Nahen Inseln wahr?«, erkundigte ich mich schließlich, als es mir erschien, als sei der böse Geist zwischen uns aus der Atmosphäre gewichen.

    Chade seufzte und rieb sich die Augen. »Wie alle Ge rüchte enthält auch dieses ein Körnchen Wahrheit. Es könnte stimmen, dass die Korsaren sich dort einen Stützpunkt geschaffen haben. Genaues wissen wir nicht. Keinesfalls haben wir ihnen die Nahen Inseln völlig überlassen. Mit einer solchen Basis in der Nähe unserer Küste könnten sie ihre Raubzüge sommers wie winters fortführen, wie du schon bemerkt hast.«
    »Prinz Edel scheint zu glauben, dass wir uns von ih nen loskaufen könnten. Dass vielleicht diese Inseln und ein Stück von Bearns alles sind, worauf sie es abgesehen haben.« Es war nicht ganz einfach, doch ich be mühte mich, in mei nem Ton nicht an klingen zu lassen, was ich von Edel und seinen Vermutungen hielt.
    »Viele Menschen hoffen, wenn sie etwas sagen, dass es auch wirklich so ist«, meinte Chade ausdruckslos. »Selbst, wenn sie es weit besser wissen müssten.«
    »Was glaubst du, was die Korsaren wollen?«
    Er starrte an mir vorbei in die Flam men. »Das ist eine wirk lich interessante Frage. Was können die Korsaren nur wollen? Das ist die Art, wie unser Verstand arbeitet, Fitz. Wir denken, sie greifen uns an, weil sie etwas von uns haben wollen. Aber wenn es so wäre, hätten sie da nicht längst ihre Bedingungen gestellt? Sie wissen, dass sie uns wehtun. Sie müssen sich ausrechnen können, dass wir ihre Forderungen wenigstens in Erwägung ziehen würden. Doch sie verlangen nichts. Sie machen einfach weiter mit ih ren Raubzügen.«
    »Vollkommen sinnlos.«
    »Nach unserem Verständnis«, berichtigte er mich. »Doch was, wenn wir von der falschen Voraussetzung ausgehen?«
    Ich starrte ihn nur an.
    »Was, wenn sie gar nichts anderes wollen, als was sie bereits haben? Ein Volk von Opfern. Städte zu plündern, Dörfer zu brandschatzen,
Menschen zu quä len. Was, wenn das ihr einziges Ziel ist?«
    »Das wäre Irrsinn.«
    »Vielleicht. Aber wenn es so wäre?«
    »Dann wird nichts sie aufhalten. Außer es gelingt uns, sie zu vernichten.«
    Er nickte. »Denk weiter.«
    »Wir haben nicht genug Schiffe, um sie auch nur im Geringsten von ihrem Tun abzuhalten.« Ich überlegte. »Wir können nur hoffen, dass die Mythen über die Uralten sich als wahr herausstellen, denn mir scheint, nur eine Macht wie sie oder eine noch höhere Macht kann uns noch retten.«
    Chade nickte. »Genau. Nun begreifst du, weshalb ich Veritas’ Plan befürwortet habe.«
    »Weil es unsere einzige Hoffnung ist, zu überleben.«
    Lange saßen wir da nach noch schweigend zusammen und hingen unseren Gedanken nach. Als ich in jener Nacht in mein Bett zurückgefunden hatte, quälten mich Alpträume von Ve ritas, der um sein Leben kämpfte, während ich tatenlos danebenstand und zuschaute. Ich konnte

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