Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote
oder ohne meine Erlaubnis fragen wirst.«
»In der Tat, du hast Recht. Nun denn, die Frage. Aber oh, ich überrasche mich selbst, ich erröte doch wahrhaftig. Kann es sein, dass der Fitz einen Fitz gezeugt hat?«
Ich richtete mich langsam auf und schaute ihn an. »Was hast du mich da gefragt?«, erkundigte ich mich ungläubig.
Sein Tonfall klang fast entschuldigend. »Ich muss es wis sen. Trägt Molly dein Kind unter ihrem Herzen?«
Mit einem Satz war ich vom Bett herunter und bei ihm, packte ihn am Kragen und riss ihn hoch auf die Bei ne. Ich ballte die Faust und erstarrte entsetzt beim Anblick seines Gesichts im Feuerschein.
»Lass es dich nicht verdrießen«, forderte er mich gleichmütig auf. »Auf ein paar Beu len mehr oder we niger kommt es nicht an. Drücke ich mich eben noch etwas länger in dunklen Ecken herum.«
Ich ließ ihn los. Seltsam, dass die Tat, die ich begehen wollte, mir nun so ungeheuerlich erschien, nachdem ich entdeckt hatte, dass mir ganz offenbar jemand zuvorgekommen war. Kaum hatte ich ihn freigegeben, wandte er sich ab, als schämte er sich seines
verfärbten und entstellten Gesichts. Vielleicht wirkte, was man ihm angetan hatte, wegen seiner Blässe und Zerbrechlichkeit noch furchtbarer auf mich. Es war, als hätte man sich an einem Kind vergriffen. Ich ging vor dem Kamin in die Hocke und legte frisches Holz aufs Feuer.
»Möchtest du einen genaueren Blick darauf werfen?«, erkundigte sich der Narr frostig. »Ich warne dich, es wird bei Lich te besehen nicht schöner.«
»Setz dich auf mei ne Kleidertruhe und zieh das Hemd aus«, befahl ich ihm schroff. Er machte keine Anstalten, der Aufforderung Folge zu leisten, was ich nicht weiter beachtete. Ich hängte den kleinen Kessel für Teewasser über das Feuer. Der nächste Handgriff galt dem Kerzenleuchter, den ich auf den Tisch stellte, dann holte ich mei nen klei nen Vor rat an Kräutern heraus. Es war wirklich nur das Allernötigste, und ich wünschte mir, ich hätte mich aus Burrichs großer Auswahl bedienen können. Doch wenn ich den Narren jetzt allein ließ und zu den Stallungen hinunterging, würde er bei meiner Rückkehr verschwunden sein. Immerhin, was mir zur Verfügung stand, waren Heilmittel für Prellungen und Schnitte und solche Verletzungen, wie sie in meinem anderen Metier am häufigsten vorkamen. Sie mussten genügen.
Ich goss das warme Wasser in meine Waschschüssel und streute die Kräuter hinein. In der Kleidertruhe fand ich ein zu klein gewordenes Hemd, das ich in Stücke riss. »Komm ins Licht.« Diesmal sprach ich in so aufforderndem Ton, dass er nach kurzem Zögern gehorchte. Ich musterte ihn kurz, dann nahm ich ihn bei den Schultern und drückte ihn auf die Truhe. »Was ist denn passiert?« Sein Gesicht war furchtbar zugerichtet, die Lippen aufgeplatzt und dick, ein Auge bis auf einen kleinen Spalt zugeschwollen.
»Ich bin in der Burg herumspaziert und habe übellaunige Menschen gefragt, ob sie kürzlich einen Bastard gezeugt hätten.« Sein
unverletztes Auge erwiderte unbewegt meinen Blick; das Weiß war von einem Netz roter Linien durchzogen. Ich brachte es weder fertig, zornig auf ihn zu sein, noch konnte ich lachen.
»Du solltest genug Verstand haben, um so etwas bleiben zu lassen. Halt still.« Ich faltete den Stoff zu einer Kompresse und drückte diese behutsam, aber fest auf sein Gesicht. Nach einem Moment lockerte sich seine verkrampfte Haltung. Ich wischte das getrocknete Blut weg; viel war es nicht, offenbar hatte er schon selbst das Gröbste abgewaschen, doch aus einigen Platzwunden quollen immer noch rote Tropfen. Anschließend betastete ich vorsichtig den Unterkiefer und die Ränder der Augenhöhlen. Wenigstens schien nichts gebrochen oder gesplittert zu sein. »Wer hat das getan?«
»Ich bin gegen mehrere Türen gelaufen. Oder mehrere Male gegen ein und dieselbe. Hängt davon ab, welche Tür du fragst.« Er war recht gesprächig für jemanden mit zerschlagenen Lippen.
»Das war eine ernst gemeinte Frage.«
»Meine ebenfalls.«
Ich sah ihn wieder mit gerunzelten Brauen an, und er senkte den Blick. Eine Zeit lang schwiegen wir beide, während ich ei nen Topf mit Salbe hervorsuchte, die Burrich mir für Risse und Abschürfungen gegeben hatte. »Mir liegt wirklich daran, es zu erfahren.« Ich nahm den De ckel vom Tiegel, und der vertraute beißende Geruch stieg mir in die Nase. Plötzlich vermisste ich Burrich so schmerzlich, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.
»Mir auch.« Er
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