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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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darf nicht darüber sprechen.«
    »Natürlich.« Ihre ru hige Stimme konnte mich nicht täuschen. Ich wusste, wie bei ihr dicht unter der Oberfläche der Zorn schwelte. Ein falsches Wort, und er brach über mich herein. Schweigen
würde sie ebenfalls als Herausforderung empfinden, also konnte ich genauso gut den Stier bei den Hörnern packen.
    »Molly, der Grund, weshalb ich heute Abend gekommen bin …«
    »Oh, ich wusste, du brauchst einen besonderen Grund, um dich wieder einmal herzubemühen. Ich wundere mich nur über mich selbst. Warum bin ich hier? Weshalb komme ich jeden Tag nach der Arbeit auf kürzestem Weg hierher und warte in der Hoffnung, dass du dich blicken lässt? Ich könnte mir angenehmer die Zeit vertreiben. Prinz Edel hat Musikanten und Puppenspieler in die Burg geholt. Ich könnte mit den anderen Dienstboten an einem der hinteren Kamine sitzen und Spaß haben, statt hier oben allein zu sitzen. Oder ich könnte mich um meine Kerzen kümmern. Die Köchin lässt mich den kleinen Herd benutzen, wenn gerade nicht so viel zu tun ist. Ich habe alle Zutaten hier, und ich sollte sie verarbeiten, solange die Kräuter noch das volle Aroma in sich tragen. Aber nein, ich sitze hier oben für den unwahrscheinlichen Fall, dass du dich meiner erinnerst und Lust verspürst, ein paar Minuten deiner karg bemessenen Zeit mit mir zu verbringen.«
    Ich stand wie ein Fels in der tosenden Brandung ihrer Worte. Doch was konnte ich schon weiter tun - sie hatte ja Recht. Ich schaute auf meine Schuhspitzen, während sie versuchte, sich zu beruhigen. Als sie weitersprach, klang ihre Stim me mutlos und niedergeschlagen.
    »Fitz, es ist so schwer zu ertragen. Jedes Mal, wenn ich glaube, ich habe mich da mit abgefunden, ertappe ich mich dabei, wie ich die geringste Kleinigkeit zum An lass nehme, um wieder Hoffnung zu schöpfen. Doch wir werden nie ein eigenes Leben haben, oder? Nie eine Zeit ganz für uns allein, nie einen Ort, der nur uns gehört.« Sie blickte zu Boden und biss sich auf die Unterlippe. »Ich habe Zelerita gesehen. Sie ist wunderschön. Ich habe sogar einen
Vorwand gesucht, um sie anzusprechen - ich fragte, ob sie in ihren Gemächern genügend Kerzen hätten. Sie war etwas schüchtern, aber sehr höflich, und sie hat mir gedankt, so wie es hier nur selten jemand dem Gesinde gegenüber für nötig hält. Sie ist - sie ist nett. Eine Dame. Oh, man wird dir nie die Erlaubnis geben, mich zu heiraten. Weshalb solltest du eine Dienstmagd zur Frau nehmen wollen?«
    »Für mich bist du keine Magd«, sagte ich gequält.
    »Was bin ich dann für dich? Auch keine Ehefrau.«
    »In meinem Herzen bist du es.« Ein schäbiger Trost, den ich ihr da zu bieten hatte, und ich schämte mich, als sie nun doch zu mir kam und die Stirn an meine Schulter legte. Erst hielt ich sie nur leicht umfangen, aber dann zog ich sie in mei ne Arme. Als sie sich an mich schmiegte, sagte ich leise in ihr Haar: »Es gibt etwas, das ich dich fragen muss.«
    »Und was?«
    »Bist du - schwanger?«
    »Wie bitte?« Sie bog den Oberkörper zurück und schaute mir ins Gesicht.
    »Bist du von mir schwanger?«
    »Ich … nein. Nein, bin ich nicht.« Eine Pause. »Wie kommst du so plötzlich darauf?«
    »Ich habe mich nur gewundert, weiter nichts. Ich meine …«
    »Ich weiß, was du meinst. Wenn wir verheiratet wären und ich noch nicht guter Hoffnung wäre, würden die Nachbarn über uns die Köpfe schütteln.«
    »Wirklich?« Das war völliges Neuland für mich. Ich wusste zwar, dass man allgemein Vermutungen anstellte, ob Kettricken unfruchtbar war, da sie nach mehr als einjähriger Ehe immer noch keinen Mutterfreuden entgegensah, aber die Kinderlosigkeit eines Herrscherehepaares war schließlich eine Angelegenheit öffentlichen
Interesses. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, die Nachbarn ei nes jungvermählten Paares könnten erwartungsvoll darauf lauern, wie bald sich bei diesen der Nachwuchs einstellte.
    »Selbstverständlich. Mittlerweile hätten mir die Frau en längst das von der Mutter oder Großmutter überlieferte Rezept für einen wunderwirksamen Tee angeboten. Oder mir zerstoßenen Eberzahn empfohlen, um dir das Pulver abends ins Ale zu tun.«
    »Ob das nötig wäre?« Ich drückte sie an mich und grinste töricht.
    »Wer weiß.« Sie erwiderte mein Lächeln, aber nur kurz, dann wurde ihr Gesicht wieder ernst. »Aber wie es nun ein mal ist«, meinte sie nüchtern. »Sind es andere Kräuter, die ich nehme, um eine Empfängnis zu

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