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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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heute Nacht zu viel Rauchkraut genossen.«
    »Da stimme ich zu!« Im Ton moralischer Entrüstung. »Ein derart
ungehöriger Auftritt ist mir noch nie untergekommen!« Der Narr wirbelte zu den beiden Zuschauerinnen auf dem Korridor herum. »Eine Schande für ganz Bocksburg, wenn sich herumsprechen sollte, dass sich unsere Gabenkundigen der Unzucht ergeben. Kein Wort davon, hört ihr? Zu niemandem!« Er wandte sich wieder Serene und Justin zu. Galens beste Schülerin war feuerrot angelaufen, ihr Mund stand weit offen. Justin war zu sich ge kommen. Er saß auf dem Boden, sein Oberkörper pendelte hin und her, und er klammerte sich an ihre Röcke wie ein Kleinkind, das zum ersten Mal aufzustehen versucht.
    »Mich ge lüstet es nicht nach diesem Mann«, sagte Serene kalt. »Und ich habe ihn auch nicht angegriffen.«
    »Nun, was immer es ist, das Ihr tut, Ihr tut es besser in Euren eigenen Gemächern!« Der Ton des Narren ließ kei nen Zweifel daran, dass er mit dieser unerquicklichen Angelegenheit nichts mehr zu schaffen haben wollte. Ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, bückte er sich, hob das Tablett auf und setzte seinen Weg den Gang hinunter fort. Als ich so den Elfenrindentee entschwinden sah, musste ich verzweifelt aufstöhnen. Serene fuhr zu mir herum, ihr Gesicht war zu einer hasserfüllten Grimasse verzerrt.
    »Ich werde dieser Sache auf den Grund gehen!«, fauchte sie mich an.
    Ich holte tief Atem. »Aber bitte in Eu ren eigenen Gemächern.« Es gelang mir, eine Hand zu heben und auf die offene Tür zu deuten. Sie stürmte hinaus, worauf Justin ihr mit weichen Knien folgte. Die Magd und das Kind wichen voller Abscheu zur Seite, um sie vorbeizulassen. Natürlich hatte keiner den Anstand besessen, die Tür hinter sich zu schließen. Es erforderte eine ungeheure Anstrengung, vom Bett aufzustehen und die paar Schritte zu gehen, um sie zuzumachen. Mein Kopf fühlte sich an, als balancierte ich einen Fremdkörper auf meinen Schultern. Nachdem das Werk
vollbracht war, machte ich mir gar nicht erst die Mühe, mich wieder in mein Bett zu legen, sondern rutschte einfach mit dem Rücken an der Wand hi nunter und blieb auf dem Boden sitzen. Ich fühlte mich am Ende meiner Kräfte.
    Bruder, stirbst du?
    Nein. Aber ich habe Schmerzen.
    Ruh dich aus. Ich werde dich beschützen.
    Was dann geschah, kann ich nicht erklären. Ich ließ etwas los, etwas, woran ich mich mein gan zes Leben lang ge klammert hatte, ohne mir dessen bewusst zu sein. Willig sank ich in eine weiche, warme Dunkelheit hinein, während ein Wolf mit meinen Augen wachte.

KAPITEL 22
    BURRICH
    P rinzessin Philia, Gemahlin des Kronprinzen Chivalric, stammte ursprünglich aus dem Binnenland. Ihre Eltern, Lord Eichental und Lady Revera, gehörten dem niederen Adel an. Dass ihre Tochter so weit aufsteigen würde, einen Prinzen von königlichem Geblüt zu heiraten, muss für sie unfassbar gewesen sein, besonders in Anbetracht des flatterhaften, um nicht zu sagen wunderlichen Charakters ihrer Tochter. Chivalrics unbeirrbarer Wunsch, Philia zur Gemahlin zu nehmen, führte zu einem ersten Zerwürfnis mit seinem Vater, König Listenreich, denn durch die Heirat mit ihr gewann er weder wertvolle Verbündete noch politische Vorteile, sondern nur eine im höchsten Maße exzentrische Frau, deren große Liebe zu ihrem Gatten sie nicht da ran hinderte, freiheraus unpopuläre Meinungen zu äußern. Es änderte sich auch nichts daran, dass sie alle Tage neue Interessen entdeckte, denen sie sich mit ausschließlicher Begeisterung widmete, ohne je lange bei einer Sache bleiben zu können.
    Ihr Eltern starben bald nach der Vermählung, im Jahr der Blutpest, und sie war kinderlos und galt als unfruchtbar, als ihr Gemahl Chivalric bei einem Sturz vom Pferd zu Tode kam.

    Ich wachte auf. Oder vielmehr, ich kam wieder zu mir. Ich lag umhüllt von Wärme und Weichheit in meinem Bett. Ohne mich zu rühren, versuchte ich festzustellen, wie es mir ging. Mein Kopf tat nicht mehr weh, aber ich fühlte mich müde und zerschlagen, wie es manchmal der Fall ist, nachdem Schmerzen abgeklungen sind. Ein Frösteln lief mir über den Rücken. Molly lag nackt neben mir, der Hauch ihres Atems strich warm über mei ne Schulter. Es war entweder sehr spät oder sehr früh. In der Burg schien alles zu schlafen.
    Ich konnte mich nicht mehr da ran erinnern, wie ich in mein Bett gekommen war.
    Molly erwachte. Sie schmiegte sich en ger an mich und lächelte verschlafen. »Du bist manch mal so selt sam«,

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