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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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da?«
    »Rosemarie. Die Königin wünscht Euch zu sehen.«
    Bis ich so weit war, mei ne nach allen Regeln der Kunst verrammelte Tür wieder öffnen zu können, war das Kind bereits verschwunden. Sie war nur ein klei nes Mädchen, trotzdem fand ich, sie dürfte beim Überbringen ihrer Botschaften nicht so unbekümmert sein. Ich brachte hastig mein Äußeres in Ordnung und eilte dann die Treppe hinunter und den Flur entlang. Im Vorbeigehen warf ich ei nen Blick auf die Trüm mer dessen, was einst die Eichentür zu König Listenreichs Gemächern gewesen war. Ein breitschultriger Soldat stand in der Öff nung. Es war ein Mann aus Farrow, den ich nicht kannte.
    Königin Kettricken ruhte auf einer Polsterbank dicht am Kamin.
Ihre Hofdamen standen in Grüpp chen beisammen und tuschelten, aber sie war allein. Ihre Augen wa ren geschlossen. Sie sah dermaßen erschöpft aus, dass ich mich fragte, ob Rosemarie vielleicht etwas falsch verstanden hatte.
    Doch Lady Hoffnungsfroh winkte mich schon herbei und stellte mir einen Hocker neben die Bank. Als sie mir Tee anbot, nickte ich. Kaum war sie gegangen, um ihn aufzugießen, schlug Kettricken die Augen auf. »Wie geht es weiter?«, fragte sie mit so lei ser Stimme, dass ich mich vorbeugen musste, um sie zu verstehen.
    Ich schaute sie abwartend an.
    »Der König schläft, aber er kann nicht ewig schla fen. Was immer man ihm gegeben hat, die Wirkung wird nachlassen, und dann sind wir wieder da, wo wir angefangen haben.«
    »Der Tag der Zeremonie zur Thronfolge rückt näher. Vielleicht lenkt das den Prinzen ab. Neue Gewänder, die anzumessen sind und das ganze üb rige Brimborium, auf das er sol chen Wert legt. Wenn wir Glück haben, ist er zu beschäftigt, um an den König zu denken.«
    »Und danach?«
    Lady Hoffnungsfroh kam mit dem Tee. Als sie sich einen Stuhl zu uns heranzog, fragte die Königin mit einem matten Lächeln, ob sie auch eine Tasse haben könne. Bereitwillig erhob sich die gute Seele wieder, um ihr die Bitte zu erfüllen, und ich schämte mich fast für das böse Spiel, das wir mit ihr trieben.
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich auf Kettrickens Frage.
    »Aber ich. In meinen Bergen wäre der König in Sicherheit. Man würde ihn ehren und beschützen, und vielleicht wüsste Jonqui … Oh, vielen Dank, meine Liebe.« Königin Kettricken nahm die Tasse und blies vorsichtig in den Tee hinein, während Lady Hoffnungsfroh sich wieder setzte.
    Ich wählte meine nächsten Worte mit Bedacht. »Aber der Weg
zu den Bergen ist weit, Hoheit, und in dieser Jahreszeit äußerst beschwerlich. Bis ein Kurier im Bergreich eintrifft, um Heilmittel Eurer Mutter zu holen, wäre es beinahe schon wieder Frühling. Es gibt andere Orte, an de nen man die glei che Kur für Euer Leiden finden könnte. Bearns oder Rippon wären sicherlich gerne bereit, uns in der Angelegenheit zu helfen, wenn wir sie bitten. Die edlen Herzöge dieser Provinzen sind Euch verpflichtet, wie Ihr wohl wisst.«
    »Ich weiß es.« Kettri cken lächelte müde. »Aber sie sind selbst in solcher Bedrängnis, dass ich zögere, sie zu belästigen. Davon abgesehen, die Wurzel, die bei uns Lebelang heißt, gibt es nur in den Bergen. Ein beherzter Kurier könnte das Wagnis vollbringen, meine ich.« Sie nahm einen Schluck Tee.
    »Aber wem sollte man diesen Auftrag geben, das ist die schwierigste Frage«, gab ich zu bedenken. Hatte sie in Betracht gezogen, was es bedeutete, einen todkranken Greis mitten im Winter auf eine solche Reise zu schicken? Wer sollte ihn begleiten? »Der Mann müsste außerordentlich vertrauenswürdig und willensstark sein.«
    »Dieser Mann scheint mir eine Frau zu sein«, scherzte Kettricken, und Lady Hoffnungsfroh lachte, wenn auch vermutlich weniger über das Bon mot als des halb, weil sie ihre Königin in besserer Stimmung sah. »Vielleicht sollte ich selbst gehen, um dafür zu sorgen, dass alles richtig getan wird«, fügte Kettricken hinzu und lächelte über meine verblüffte Miene. Aber der Blick, mit dem sie mich ansah, war ernst.
    Es folgten noch ein paar Minuten belangloses Geplauder, und Kettricken zählte eine Rei he von Kräu tern mit Phantasienamen auf, die ich ihr nach Möglichkeit zu besorgen versprach. Ich war ziemlich sicher, dass ich begriff, was sie mir sagen wollte. Auf dem Rückweg zu meinem Zimmer fragte ich mich, wie ich sie davon
abhalten sollte zu handeln, bevor Chade so weit war. Ich konnte nur hoffen, dass mir etwas einfiel.
    Kaum hatte ich meine Tür wieder verriegelt

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