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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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scheinbar ziellos herum und näherte mich auf Umwegen der Kate, wo ich damals Nachtauge einquartiert hatte. Die baufällige Hütte stand leer, im Innenraum war es so kalt wie draußen. Es war einige Zeit her, seit Nachtauge hier sein Lager gehabt hatte. Er bevorzugte die bewaldeten Höhen hinter der Burg, doch ich brauchte nicht lange zu warten, bis sein Schatten über die Schwelle der offenen Tür fiel.
    Der vielleicht größte Vorteil des Bundes durch die alte Macht ist, dass Erklärungen überflüssig sind. Ich brauch te ihm nicht von den Ereignissen des letzten Tages zu berichten, brauchte keine Worte zu finden, um zu beschreiben, was es für ein Gefühl gewesen
war, Molly weggehen zu sehen. Er stellte auch keine Fragen oder suchte nach tröstenden Worten. Die Angelegenheiten der Menschen mussten ihm unsinnig erscheinen. Für ihn war maßgeblich, was ich fühlte, nicht warum; er kam und setzte sich neben mich auf den schmutzigen Lehmboden. Ich legte den Arm um seinen Nacken und vergrub das Gesicht in seinem Halsfell.
    Ein seltsames Rudel seid ihr Menschen, bemerkte er nach ei ner Weile. Wie wollt ihr zusammen jagen, wenn ihr euch nicht da rauf einigen könnt, alle in dieselbe Richtung zu laufen?
    Ich sagte nichts dazu. Ich wusste keine Antwort, und er erwartete keine.
    Er knabberte an einer ju ckenden Stelle an seinem Vorderlauf, dann richtete er sich auf, schüttelte sich und fragte: Und woher nimmst du jetzt eine neue Gefährtin?
    Nicht alle Wölfe nehmen eine Gefährtin.
    Der Anführer tut es. Wie sonst konnte das Rudel wachsen? Mein Anführer hat eine Gefährtin, und sie erwartet ein Kind. Vielleicht machen die Wölfe es richtig, und wir Menschen sollten uns ein Beispiel an ihnen nehmen. Vielleicht sollten nur die Anführer eine Gefährtin haben. Das war die Entscheidung, die das Herz des Rudels vor langer Zeit getrofen hat. Dass er nicht beides haben kann, eine Gefährtin und einen Führer, dem er von ganzem Herzen ergeben ist.
    Er ist mehr Wolf, als er zugeben will. Auch vor sich selbst. Eine Pause, ein bedeutungsvolles Schnuppern. Ingwerbrot?
    Ich gab es ihm, und er machte sich genüsslich darüber her.
    Ich habe nachts deine Träume vermisst.
    Das sind nicht meine Träume, das ist mein Leben. Du bist will kommen darin, solange Rudelherz nicht unmutig wird. Geteiltes Leben ist mehr Leben. Wieder eine Pause. Du hättest lieber das Leben des Weibchens geteilt.
    Es ist meine Schwäche, zu viel zu wollen.

    Er kniff die Augen zusammen und öff nete sie wieder. Du liebst zu viele. Mein Leben ist einfacher.
    Er liebte nur mich.
    Das ist wahr. Die einzige Schwierigkeit, die ich habe, ist, dass du es niemals glauben wirst.
    Ich seufzte schwer. Nachtauge musste plötzlich niesen. Dann schüttelte er sich vom Kopf bis zum Schwanz. Ich mag diesen Mäusestaub nicht. Doch bevor ich gehe, benutze deine geschickten Menschenhände, um mich in den Ohren zu kratzen. Ich kann es nicht gründlich genug tun, ohne Striemen zu hinterlassen.
    Also kratzte ich sei ne Ohren, seine Kehle und sei nen Nacken, bis er sich auf die Seite fallen ließ wie ein Welpe.
    »Hund«, neckte ich ihn gutmütig.
    Das hast du nur einmal gesagt! Er schnellte empor, zwickte mich fest in den Arm, preschte aus der Tür und war verschwunden. Ich streifte den Ärmel zurück, um mir die tiefen Abdrücke seiner Zähne anzusehen, die fast bis aufs Blut gingen. Das war Wolfshumor.
    Der kurze Wintertag neigte sich dem Ende zu. Ich ging zur Burg zurück und zwang mich, den Weg durch die Küche zu nehmen, damit die Köchin Gelegenheit hatte, mich auf den neuesten Stand der Ereignisse zu bringen. Während sie mich mit Pfannkuchen und Hammelfleisch vollstopfte, berichtete sie davon, wie die Männer die Tür zu des Königs Gemächern mit Äxten einschlagen mussten, nachdem sein Wächter überraschend an einer Atemlähmung gestorben war. »Und die zweite Tür anschließend auch, und Prinz Edel trieb die Männer zur Eile an, weil er fürchtete, dem König könne ebenfalls etwas zugestoßen sein. Doch als sie in das Schlafgemach eindrangen, schlief der König trotz des Lärms der Äxte tief und fest in seinem Bett. Es gelang ihnen nicht, ihn zu wecken, und sie werden warten müssen, bis er von selbst aufwacht, um ihm zu erklären, weshalb sie seine Türen eingeschlagen haben.«
    »Erstaunlich«, stimmte ich ihr zu und bekam dann noch etwas von dem allgemeinen Gerede in der Burg zu hören. Wie sich herausstellte, drehten sich die meisten Gespräche hauptsächlich

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